Ich versuche mich kurz zu fassen; denn das Lesen ist heute nicht mehr jedermanns Sache:
Heute morgen ging ich ausnahmsweise etwas früher als sonst ins APC, um die Sekretärin und den Gärtner zu begrüssen. Da rumpelte plötzlich ein kleiner Laster heran, und 6 Männer luden in grösster Eile 25 recht grosse Schachteln im APC ab. Höflich fragte ich, wer da etwas bestellt hätte. Da keine Antwort kann, fragte ich etwas lauter, was das soll? Keine Antwort! Da fragte ich noch lauter, ob das ein Überfall sei, oder was? Ich rief der Sekretärin sehr laut zu, damit es alle hören konnten:"Narisha, kannst Du schnell der Polizei anrufen; denn da geht etwas Krummes im APC vor!" Da rannte der Chef dieser Gruppe zu mir und bat mich, ruhig zu bleiben; denn der Chef der Gemeindeleitung hat uns den strikten Auftrag gegeben, in aller Eile 25 Feuerlöscher an jede Hütte in Front zu installieren. Ich erklärte ihm, dass sie alles wieder aufladen müssen; denn wir haben vor 2 Jahren 2 grosse Feuerlöscher mit dem angemessenen Wasser-Druck installiert. Aber dann befahl dieser Mann seinen Feuermännern, so schnell wie möglich die Löschgeräte an jedes Haus zu hämmern, und schon bohrten einige mitten durch die schönsten Bilder grosse Löcher. Während ich den Männern die Bohrer aus den Händen zu reissen versuchte, telefonierte der Vormann, und kurz darauf traf der Chef der Rechnungsprüfung der Gemeindeleitung ein und begann auf mich mit Schimpfen loszuhämmern , aber ich hämmerte ebenfalls zurück mit treffenden Worten:"Ja, in den Zeitungen las ich, dass Ihr in der Gemeindeleitung x-Millionen Steuergelder veruntreut habt und den Armen immer wieder vorlügt, dass ihr für sie kein Geld habt, um ihnen mit Toiletten und Trinkwasser zu helfen." Aber er liess mich nie ausreden und fiel immer gröber auf mich her, bis ich schliesslich fragte, wer für den Schaden der zerstörten Kunstbilder aufkäme; denn sie stehen unter UNESCO Schutz. Er fluchte sogar und ich drohte mit der Polizei. Aber er hörte mit Fluchen und Wettern nicht auf, wurde immer lauter. Ich glaube, wenn wir alleine in diesem APC Office gewesen wären, hätte er mich kurz erwürgt.
Da erschien plötzlich der Chef einer Möbelfirma und fragte nach Shapange, der im APC arbeitet und sich der Polizei zu stellen habe. Ich war froh um dieses Intermezzo, auch wenn es in Moll und piano tönte. Der Shapange hatte Möbel und eine Kühltruhe auf serienweise Abzahlung mitgenommen, hatte nie etwas bezahlt und sei verschwunden." So werden wir ihn einlochen müssen. ", sagte der Möbelhändler, und traurig verabschiedete er sich.
Der Schreier, der inzwischen hinausgegangen war, lief nervös hin und her. Ich rief ihm, dass er jetzt zu verschwinden habe, ansonsten werde ich mich an die Presse wenden und erklären, was da vorgeht. Da schrie er zurück, und ich ging zu den Bohrmännern und stoppte sie heftig mit dem Aufruf: "Wer wird für die Millionen Kosten aufkommen, wenn ich Euch der Bilderschänderei anklage?" Da hörten sie auf zu bohren und hämmern und sahen selber, was sie da beschädigten. Da kam wieder der Schreier und befahl mir, diesen Männern da zu zeigen, wo die 25 Feuerlöscher anzubringen wären. Aber ich sagte ihm, dass ihn das überhaupt gar nichts angehe. Einer der Bohrmänner, der sich hinter einem Baum versteckt hatte, lächelte und klatschte mir leise zu.
Um das folgende Intermezzo freute ich mich weniger: Ein grosser, etwas zu rund geratener Mann kam mit seiner Frau am Arm heran und fragte mich schüchtern, ob er vom Spinat in meinem Gartenbeet etwas heim nehmen dürfe. Ich gab ihm zu verstehen, dass er am Nachmittag kommen sollte. Höflich bedanke er sich, und seine Frau beschimpfte ihn als Weichei. Aber da rief ich ihr zu, dass ein höflicher Mann kein Weichei sei. Die Frau wusste nicht, dass ich ihre Bantu-sprache verstand und schämte sich. Als sie das APC verliessen, schrie der Buchhalter der Gemeinde wieder und wollte in Sekundenschnelle meine Anweisungen an die Arbeiter gebe und befahl mir noch, mit diesem dicken Filzstift ein grosses X an die Wände zu schreiben, damit diesen Männer klar sei, wo die Löschboxen anzubringen seien. Als er sah, dass sie nicht mehr so ganz eifrig zuhörten und miteinander tuschelten, befahl er, dass sie jetzt sofort zu beginnen hätten, anderseits werde er dafür sorgen, dass sie ihre Arbeit verlieren würden. Da wurde ich so wütend, warf den roten Filztift weg und schrie:" So macht halt das ganze APC kaputt und ich gehe." Das traf alle. Der Schreier rannte hinaus und donnerte mit seinem Mustang davon. Die Arbeiter riefen mich zurück und bedankten sich riesig:"Endlich hat jemand aus der Gemeinde gewagt, diesem korrupten Machtmensch die Meinung zu sagen, und zwar so laut, dass es alle Leute auf der Strasse hören konnten." So einen Schluss hatte ich nicht erwartet. Beruhigt dankte ich zurück.
Eine arme Frau mit dem Baby auf dem Rücken schleppte sich mühsam heran und bettelte einige Dollars, denn sie sei so hungrig. Ich hatte kein Geld bei mir, schickte sie aber zur Gemeinde mit der Bitte, diesen Mann, den sie eben wegbrausen sah, um Geld zu bitten; denn er sei an der ganzen Armut der Leute in den Blechhütten mitschuldig. Sie nickte und ging. Und alle klatschten , auch die plötzlich aus einem Versteck hervorkommenden Lehrer vom APC. Der Cello-Lehrer Muinee trat hervor und bemerkte, dass die Feuerwehrmänner doch alles wieder einsammeln, auf den Lastwagen laden und wieder in die Lagerhalle zurückbringen sollten. "Wir lassen unser APC nicht zerstören," sagte er mutig. Und sie folgten seinen Anweisungen.
Da fuhr der frühere Stadtpräsident heran und fragte, was da los sei und wo die Beweispapiere der UNESCO seien. Wir alle gaben ihm zu verstehen, was Korruption bedeutet; denn in allen Zeitungen war letzte Woche zu lesen, wie die Gemeindeverwaltung 17 Millionen von den Steuergeldern und Wasserrechnungen der Einwohner in Tsumeb abgezwackt hätten. "Nein, die Zeitungen lügen alle!" verteidigte sich der Alt-Präsident. "What, Zeitungen lügen?" fragten alle . Aber ich fuhr fort:"Mit diesen Millionen hättet Ihr schon längst im Armenviertel Toiletten bauen können. Und wer bezahlt Eure Rechnungen von den täglichen Nachtessen, die Ihr in den Hotels verspeisen?" Er war sehr nervös.
Plötzlich klopfte mir die Sekretärin auf die Schultern und bat mich, den Mann dort von der Werkstatt Leitung der Gemeinde zu begrüssen. Okay, dieser bat mich, ihm morgen alle Wasserrechnungen vom ganzen Jahr zu bringen; er werde dann ankreuzen, wo die Gemeindeleitung mich betrogen hatte, und er wollte gleich etwas Geld für diese Arbeit. Da schaltete sich der Zeichnungslehrer ein:" Ja, der neue Major, der gut ein Jahr auf seinem Posten sitzt, hat in dieser kurzen Zeit 3 Häuser erworben, mit welchem Geld?"
Der Schreier, also genau der Rechnungsprüfer der Gemeinde, hatte solche Angst vor der Antikorruptions-Kommission, die eben Kriminalität untersuchen muss, dass er nun sucht, wo und wie er künstliche Quittungen vorweisen könnte, und so dachte er ans APC. Da werde er die Feuerlöscher anbringen können; aber bei uns hatte er nun seine Finger verbrannt; denn wir hatten schon längst eine Versicherung und professionell angebrachte Feuerlöscher, aber das wusste er nicht.
Abends fuhr er bei meinem Haus langsam vorbei, winkte und lächelte verlegen. Dasselbe tat ich auch.
Der Mann hat Angst vor dem Gefängnis. Viele Regierungsleute müssen sich nun hinter Gittern begrüssen, so auch einige Minister.