Dienstag, 31. Juli 2012

Eine 100 jährige Zigeunergeige

Hier auf dem Bild: 2 unserer Geigenspieler betrachten  Bild am Eingang zum neuerbauten Gourmet-Saal der Kempinsky Lodge in der Etosha. Die linke Person, die 20 jährige Selma, trägt die 100 jährige ungarische Zigeunergeige, welche vor Jahren von OMCRON dem APC geschenkt wurde.
Leider war es mir nicht möglich gewesen, in diesem geheimnisvollen "Konzertraum" zu fotografieren.
Unsere jungen 6 Leute spielten den "Mercedes-Managern" ein wirklich gekonntes Konzert. Alle freuten sich!
Mitternacht fuhr ich mit den überaus müden, aber zufriedenen Spielern zurück nach Tsumeb.
Füchse, Giraffen, Wildschweine und Kudus überquerten manchmal die Strasse;  ich musste sehr vorsichtig fahren.

Sonntag, 29. Juli 2012

Wird denn Jesus oder Mozart einfliegen?

Die besten 4 Trommler vom APC habe ich, wie abgemacht, um 11°° in die Etosha-Pfanne zum Airstrip gefahren. Sie sollen zum Empfang von speziellen Touristen trommeln.Endlich nach langem Warten surrte ein kleiner Flieger heran. Unsere 4 Jungen waren ganz nervös; denn ein Wächter flüsterte mir geheimnisvoll zu, dass sehr sehr hohe Gäste erwartet werden. Ich wollte wissen; wer denn so hoch sein kann. Er flüsterte noch leiser als zuvor: Höhere Gäste gäbe es kaum mehr." Kommt denn Jesus oder gar Mozart?" wollte einer der Trommler wissen."Nein, viel höhere?" "Noch höhere?" fragte ich verwundert; und der Wächter sagte leise, dass jene kommen, die mein Auto gemacht haben? Ach so, Managers der Mercedesunternehmen! Am liebsten hätte ich meinen Mercedes Bus an die Seite der Trommler geparkt und auf die Scheibe geschrieben: Die Hälfte ist noch nicht bezahlt.
Die Empfangscrew stand mit Waschtüchlein und Drinks bereit. Zwei Leute stiegen aus dem Flugzeug. Sie waren von den Trommlern recht begeistert und knipsten sie von allen Seiten. Dann wurden sie mit enem Safariwagen in die Kempinsky-Lodge Mokuti gefahren. "Ist das nun alles?" fragte ich den Wächter; er sei auch enttäuscht, entgegnete er .
Wir wollten die Trommeln in den Wagen packen; da kam der Wächter  mit der Meldung zurück, dass dies nur zwei gewöhnlich reiche Europäer gewesen seien, und dass die richtig hohen Leute erst in 4 Stunden eintreffen werden.

4 Stunden in der Sonne bei dieser ozondünnen Luftschicht warten, wäre sündhaft gewesen. So nutzten wir die Zeit, um die vielen schönen Tiere im Busch zu beobachten.

Um 16°° landeten  3  Flugzeuge mit je ca. 6 Managern der
verschiedenen Mercedesherstellungsfirmen Europas. Die Trommler begannen zu schlagen.

Nach einer halben Stunde war die Show vorüber.

Morgen Abend werden wir wieder in die Etosha fahren, um die Manager beim Nachtessen mit klassischer Musik, so wie es die Lodge wünschte, zu begleiten. Die Gäste werden sicher staunen, dass so schwarze Afrikaner nicht nur trommeln, sondern ihre bekannte Klassik zum Besten geben.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Das APC demonstriert

Schön im Takt wurde singend gerufen:"We march against the streetkids!!" (wir marchieren gegen dieStrassenkinder), sie meinten damit, dass sie mit dem Vernachlässigtwerden der vielen Strassenkinder in Tsumeb nicht einverstanden seien. Die Guitarrengruppe begann zu marschieren, und anshliessend kamen aus einer Hütte nach der andern die Schüler und Lehrer heraus und schlossen sich dem Marsch an, um , mit den Instrumenten auf den Schultern, auf die Strasse zu gehen.
Ich hielt den Zug aber draussen vor dem Tor auf, wies ihn ins APC zurück, um zuerst zu erklären, wie eine Demonstration organisiert werden muss.
Die Verantwortlichen sassen zusammen und teilten die Arbeit auf:
Die Verkehrspolizei muss angefragt werden; denn sie wird mit einem Streifenwagen voraus fahren. Die Plakate müssen geschrieben, das Datum, die Zeit und die Strassen, durch welche die Jugendlichen ziehen,  müssen bestimmt werden.
Ihr Anliegen war wirklich sehr positiv; Junias, der Guitarrenlehrer war selber so ein vernachlässigter Bub, und heute ist er dank dem APC Guitarrenlehrer geworden, dem die Kinder sehr anhangen. Junias, der diese Idee der Demonstration brachte, erklärte, dass es den vielen Kindern auf der Strasse besser gehen würde, kämen sie ins APC.
Am Schluss fragte ein Junge, ob ich jedem Teilnehmer eine Stück Brot und eine Wurst  geben würde, um den Leuten auf der Strasse besser  zeigen zu können,  dass es den APC Schülern besser gehe. "Brot ja, aber  aus welchem Geld kann ich etwa 150 bis 200 Würste kaufen?" war darufhin meine Antwort.
Ich finde diese Idee einer solchen Demonstration gut, und sicher werden wir sie in einer der nächsten Wochen realisieren.

Sonntag, 22. Juli 2012

Elefantenkot als Heilmittel

Schon seit 2 Wochen leide ich unter einem starken Schnupfen und Husten. Das kalte Wetter begünstigt diese unangenehme Krankheit, bei der man nur so halb bei der Arbeit sein kann, und dann husten einem die Kinder beim Unterrichten direkt ins Gesicht.
Die teuren Tabletten aus der Apotheke halfen nichts. So probierte ich ein afrikanisches Heilmittel aus: Ich fuhr mit 9 Harfenmädchen in die Etoshapfanne, wo man gratis den Elefantenkot einfach auflesen konnte. Wir hatten wirklich Glück; denn schon beim ersten Wasserloch waren Dutzende von Elefanten dicht zusammengesdrängt. Es hiess, dass im Norden die Etosha brennt. Das mochte der Grund sein, weshalb so viele Tiere gegen den Süden zusammenrannten. Kot war überall zu haben.
Zu Hause angelangt, zündete ich so einen melonengrossen Kotknollen an, der einen fürchterlichen Rauch produzierte. Ich begann ihn zu inhalieren, und nach wenigen Minuten verspürte ich eine leichtere Atmung, und der Husten war weg. Der Schnuppen geheilt. Und jetzt, wo ich da sitze und schreibe, fühle ich mich wieder total gesund.
Ein geschickter Geschäftsmann könnte sicher sehr schnell reich werden und solche Knollen nach Europa schicken. Die Frage ist höchstens die Lizenz der Einfuhr. Scheissdreck überall auszuführen, scheint kein Problem zu sein, sonst wäre die Welt etwas besser.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Die hinterbliebenen Kinder

Da sitzt die 4.älteste Schwester von Jackson , namens Selma, in meiner Küche und erzählt mir, wohin man all ihre 9 Geschwister gebracht hat:
Die jüngsten beiden Mädchen wurden  zu einem Onkel in Angola gebracht; denn er ist irgendwie blutsverwandt mit dem verstorbenen Stiefvater.
Die nächsten beiden Mädchen ( ca 5 und 7 jährig) kamen zu einer Verwandten der schon längst verstorbenen Grossmutter in ein Gehöft im Norden Namibias.
Die 9 jährige Albertina, ein 8 jähriger Bruder und Jackson wohnen zusammen in einem "Haus", das ihnen von 2 Schweizerinnen geschenkt wurde.
Selma ( Bild) wohnt bei mir und leitet die Kinderspielgruppe im APC. Ihr Alter mag ungefähr 16 sein. Da sie nie in eine Schule gehen durfte, lernt sie im APC lesen und schreiben.
Ihre etwas ältere Schwester wohnt in der neuen Blechsiedlung mit ihrem neuen Freund  und ihren 3 Kindern zusammen.
Der älteste Bruder arbeitet auf einer Farm als Kuhhirte.
Das ist die Verteilungsgeschichte der Familie Jackson.
Im APC gibt es viele Kinder, die gar nicht recht wissen, wo ihre Geschwister überhaupt wohnen. Viele sind vernachlässigt und  kennen kaum Lebensregeln. So ist es nicht ganz einfach, Stabilität ins APC zu bringen.
Ralf, ein 14 jähriger Junge, der 4 Jahre lang sehr gut im APC mitgearbeitet hatte und Klavier spielte, verschwand für ein Jahr zu einem Onkel nach Swakopmund. Und jetzt kam er wieder zurück, weil sein Onkel verstarb. Ralf lebt nun im neuen Blechhüttenviertel bei einer entfernten Verwandten. Ich bin froh, dass er wieder da ist; denn er spielt schon gut Klavier. Er wird nächstes Jahr versuchen, wieder in die Schule zu gehen. Vielleicht gelingt es ihm; ansonsten bleibt er im APC, und wenn er sich gut verhält, kann er mir helfen, Klavier zu unterrichten. Auf diese Art sind die meisten Lehrer/innen im APC "gross geworden".

Man stirbt so leicht in Afrika

Kaum vergeht ein Tag, ohne dass ein Kind vom APC oder aus der Nachbarschaft mir mitteilt, dass ein Familienmitglied gestorben sei. Oft sind es Verwandte, Eltern oder Nachbarn, die "vorbeigegangen sind".
Letzte Woche kam der 12 jährige Jackson mit der Bitte, seinen Stiefvater ins Spital zu transportieren; denn er bewege sich nicht mehr. Meiner Anweisung zufolge holte er die Spital-Ambulanz. Kurz darauf verstarb der Stiefvater.
Jackson hat noch 9 Geschwister, das Jüngste zählt ca. 2 oder 3 Jahre.

Montag, 16. Juli 2012

Von links nach rechts:
Der aufdringliche Sektenprediger, sein wie Michael Jackson, die billigste Nutte, das neugierige Mädchen, das Gartenpartygirl, der Witchdoktor:
All das sind die Marionettenpuppen, die wir bis jetzt aus Papier Machée angefertigt haben. Einige Figuren sind noch in der Werkstatt.
Eine Gruppe Jugendlicher ist schon fleissig daran, Geschichten zu dichten, welche sie dann mit den Marionetten darstellen wollen.
Es werden meist ihre eigenen Geschichten verdichtet, was hier nicht viel Fantasie braucht; denn ihr Alltag ist dramatisch und bunt genug.

Sonntag, 15. Juli 2012

Gestern gab es in Tsumeb eine grosse Demonstration, die von Frauen angeführt wurde. Innerhalb einer Woche wurden hier 3 Frauen auf brutalste Weise umgebracht. Eine Frau lag vorgestern zerhackt vor den Blechhütten. Sie hatte Geld gewonnen, und 4 Räuber wollten sich an ihr Geld machen. Eine andere Frau wurde vom Freund erstochen, weil sie die Freundschaft künden wollte. Eine 3.Frau wurde erschlagen, weil sie das entlehnte Geld nicht zurückbezahlen konnte oder wollte.
Unser Querflötenlehrer hat seine Stelle im APC aufgegeben, weil er als Schuhverkäufer in Swakopmund mehr verdiene, obwohl er, seiner Aussage gemäss, diesen neuen Job nicht so gerne ausübe. Also bestimmt die Geldgier seine Berufswahl.
Nachdem mich vor etwa 3 Jahren 2 Räuber mit Messern überfielen, hatte ich anschliessend so eine Wut, dass ich sie in ihrer  Geldgier als gemeine Tokoloshis an der Wand einer Musikhütte darstellte.

Kuvukiland

Von diesen Blechsiedlungen kommen die meisten unserer APC Schüler/innen her.
Jetzt ist es gerade 04° draussen; ein eiskalter Wind bläst die letzten Blätter von jenen Bäumen, die vor dem Blühen blattlos erscheinen müssen.
Dieser Wind lässt uns alle frieren. Einige Mädchen kamen heute morgen früh in leichten Sommerröcklein und fragten, ob sie im APC Musikinstrumente üben dürfen. Sicher kamen sie nicht nur wegen der Musik, sondern einige Musikübungshütten geben wegen des Grasdaches warm.
Und mit einigen Schülern erstellte ich ein Bild über  ihr Zuhause.
Dieses Bild werden wir zusammen mit den Bildern der Zeichnungsklasse in der OMBA Gallerie in Windhoek im September ausstellen.