Montag, 26. Mai 2014

Die erste Bauphase ist abgeschlossen

6 solcher Hütten standen Mitte August 2005 halb bezugsbereit. Zu jener Zeit meldeten sich vor allem Jugendliche von reichen Familien zum Musikunterricht an, die bereits von 4 Lehrern aus Tsumeb unterrichtet wurden. Es war eine harte Zeit: Neben des Unterrichtens von Jugendlichen, dem Ausbilden von neuen Lehrkräften begann abends die Büroarbeit, die aus lauter Verfassen von Bettelbriefen bestand. Dank des Sponsorings von Omicron durch Martin Pfanner aus Österreich  und dank des grossen Einsatzes von Hans Leu konnte ein Bankkonto angelegt werden, aus dem ein Weiterwachsen des APC und auch ein Weiterausbau von einer Bühne und 3 weiteren Musikhütten geplant werden konnte. Viele Leute wunderten sich, was aus diesem alten Militärplatz entstand. Im August erschien sogar der Staatspräsident. Er lächelte, doch Geld gab er keines.
Ich suchte für die Büroarbeit eine Person. Ein Junge meldete sich, doch den musste ich bald wieder entlassen, nachdem ich feststellen musste, dass er die Mädchen belästigte und kaum richtig schreiben konnte. Das erste Labour-Gericht ging mit Schrecken über die Bühne. Neben vielen Arbeitslosen, die nicht lesen konnten, meldete sich eine Serviertochter für die Sekretariatsarbeit, die guten Willens war, aber noch viel zu lernen hatte.

Das 3.Jahr der APC Existenz

Für die 2. Bauetappe musste eine andere Baufirma gesucht werden, da der 1. Bauherr die Bühne anders haben wollte als das APC sie sich wünschte,  und die Wasserleitungen wurden falsch gelegt. Die 2. Firma baute weitere 4 Hütten, eine Bühne mit einem Zuschauerraum. Der betr.Bauherr verkrachte sich mit der Frau und verschwand. Das APC baute er nicht weiter.
Eine weitere Baufirma musste gesucht werden, während täglich Tagelöhner erschienen und behaupteten, dass sie die richtigen Bauherren seien, die alles können. Oft kamen sie besoffen, aggressiv und zum Teil noch noch glaubwürdig, sodass ich immer wieder auf sie reinfiel.
Zu jener Zeit erschien ein 15 jähriger Junge namens Gideon im APC. Er trug ein T-Shirt, das mehr Löcher als Baumwolle aufwies und bettelte nach etwas Essen. "Ich gebe nur jenen zu essen, die etwas können, z.B. ein schönes Lied auf einem Instrument spielen." Da war er ganz begeistert und lernte bei unserer ersten Freiwilligen aus Näfels (CH), Rahel Landold das Cellospiel. Er zeigte grosses Interesse und konnte nach wenigen Tagen schon ein Lied spielen. Er bekam also Brot. Kurz darauf folgten nun die Armen, die auch etwas lernen wollten.
Nun zu Gideon: Inzwischen ist er traditionell verheiratet und hat 2 Kinder. zu denen er sehr gut schaut. Er hat nun eine attraktive Arbeit als Instrumentenflicker, Marimbabauer und Abwart im APC gefunden. Sein Leben ist im APC meistens vom Glück bezeichnet. Doch in letzter Zeit scheint ein Damokles Schwert über ihm zu hängen. Neben seinen Geldkonfusionen und Arbeitssausfällen begegnet ihm ein Unglück um das andere: Vor einigen Wochen wurden  2 Brüder seiner Frau in der gleichen Nacht ermordet. Seine Schwiegermutter wurde vor 3 Tagen von einer Blackmamba gebissen.. Das ging so: Eine Gruppe von Frauen ging in den Busch Feuerholz hacken. Alle trugen die Holzbürde auf dem Kopf und liefen in einer Kolonne nach Hause. Die Schwiegermutter befand sich in der Mitte. Die Schlange suchte sich  nicht die erste, nicht die letzte, sondern genau die Frau in der Mitte aus; das Tier schnellte in die Halsgegend hoch, streifte aber bloss den dicken Schal, liess sich dann zu Boden sinke, um erneut diese Frau anzupeilen. Sie biss in das Fussgelenk. Die Frau fiel ohnmächtig zu Boden. Das Nervengift der Mambas sind normalerweise tödlich.
Gideon wurde seit Weihnachten zum 4. Mal aus aus den Wohnungen, die er immer wo anders bezog, rausgeworfen. So lebt er heute mit seiner Frau und den beiden Kindern in einem Schopf der alten Kupfermine, ohne Wasser, Ohne Toilette und ohne Strom.
Heute erzählte er mir, dass er in der Schweiz bei einem Instrumentenbauer eine Lehre über das Reparieren von Klappeninstrumenten absolvieren möchte. Er wolle weg; denn die Ahnen verfolgen die Familie seiner Frau. Ich riet ihm, endlich einmal  lesen und etwas schreiben zu lernen. Nun willigte er ein.
So hat jedes Kind, jeder Jugendliche, jede Lehrerin und jeder Lehrer seine lange, fast unendliche Geschichte seit dem Eintritt ins APC zu erzählen. Gideon ist nur ein Beispiel. Es folgen viele, Hunderte seit dem 3.Jahr der APC Geschichte.

Freitag, 23. Mai 2014

2014: Die 10 Jahresfeier des APC Tsumeb

Vor 10 Jahren hat die Gemeindeleitung der Stadt Tsumeb einen Boden-Vertrag unterschrieben, wonach auf einem unbenutzten alten Militärfahrzeug Platz der Apartheidszeit ein Arts-Performance-Centre für die Jugend gebaut werden darf.
Unter Bäumen fanden die ersten Musik-Stunden statt. Einige Lehrer vom APC Oshikuku kamen am Anfang zu Hilfe, um einige Jugendliche im Instrumentalspiel so weit zu bringen, bis sie selber unterrichten konnten.
Nun starteten wir mit dem Bau der ersten Musikhütte, und gleichzeitig begannen die politischen Spannungen. Das Rad, das einmal zu drehen begann, konnte niemand aufhalten, bis heute nicht, auch wenn sich das Gesicht des APC jährlich und täglich ändert. Dieses Windrad steht nicht mehr still.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Wo sich Reichste und Ärmste begegnen

UM 2°° nachmittags parkieren jeweils teure Autos vor dem APC Tor. Ein Dutzend Kinder im Vorschulalter werden hier von Onkeln oder Müttern abgeladen, um bei Rauna die frühmusikalische Erziehung  mitmachen zu können.
Die 12 jährige Cellospielerin frgate mich heute ganz still und geheimnisvoll, ob ich ihre Mutter , die vor dem Tor stand, begrüssen komme. Ich ging hin. Eine magere, barfüssige Frau in einem löchrigem T-Shirt fragte mich leise, ob ich ihr nicht N$ 50.- geben könnte; denn sie hätte schon seit 2 Tagen nichts mehr gegessen. Als ich ihr N$ 20.- (sfr.2) gab, sagte sie dankend, dass Jesus mir dieses Geld einst zurückgeben werde. " Nein, behalte das Geld; denn Jesus hat auch keines."

Sonntag, 18. Mai 2014

Gold im APC gefunden

Die eisernen Kunstfiguren im APC Garten sollten nun, nachdem der letzte Regen dieser Saison vorbei ist, mit einem Antirost Mittel behandelt werden. Da es in keinem Baugeschäft mehr so ein Mittel zu kaufen gab, brachten die Lehrlinge einen goldenen Lack, den sie über die dunkelbraunen, angerosteten Giraffen sprühten. So sieht das APC noch teurer aus, und die Touristen werden  etwas weniger sponsern; denn wer goldene Giraffen zu kaufen vermag, kann auch den Kulturbetrieb selber bezahlen und die Konzerte ohne Eintritt aufführen

Mittwoch, 14. Mai 2014

Hallo, Carla aus Zürich ist wieder da!

Kaum ist Carla Kreis aus der Schweiz im APC Tsumeb eingetroffen, rennen kleine und grosse Kinder ins Geigenhüttchen:" Please, teach me violin!"
Erst ist sie 2 Tage hier, und schon wird sie voll gefordert. Sie war vor einem Jahr schon als Freiwillige der Star der Kinder und Jugendlichen.
"So jung, und schon so gut", sagt die Sekretärin, die das Willkommen Dinner mit Carla geniesst.

Es gibt sie noch, die verantwortungsbewussten Jugendlichen  entgegen den Medienberichten, welche die Frage aufwerfen: Welche Perspektive  die verwöhnte, konsumfreudige Schweizerjugend noch hat. Auch hier ist die Frage der elterlichen Erziehung, nicht nur in Afrika!

Donnerstag, 8. Mai 2014

"Jetzt wechselt APC auch in eine Sekte"

 Andreas, der beim Übermalen dieser Statue mitgeholfen hat, wartet geduldig vor dem APC Gate auf den Abholtransport. Ein vorbeigehender Mann spottete laut, dass sich nun das APC auch in eine Kirche verwandelt habe. Worauf Andreas rief, ob er auch so eine Freundin wolle; die gebe wenigstens kein AIDS und werde den Freund auch nicht zum Killen herausfordern.
Leider ist es hier so, dass fast täglich junge Frauen  vom Freund, den sie nicht mehr wollen, niedergestochen oder enthauptet werden. (Meine persönl. Bemerkung dazu: Viele dieser Ermordeten hatten den Freund nur als Geldgeber ausgenutzt. Die Enttäuschung dieser Killer ist zu gross.)

Einige Lehrer haben den Eindruck, dass sich APC etwas verändern sollte: Sicher nicht zu einer Kirche hin, sondern zu besseren Performances und zu einem schöneren Aussehen, weswegen sie während der letzten Ferienwoche die Abfalleimer zu malen begannen und die Gartenanlage mit neuen Kakteen zu bepflanzen, etc...






Einer hatte die Idee, auch eine kleine APC Farm einzurichten. Er kam mit einem Straussenei und dacht, dass aus ihm eines Tages ein Kücken ausschlüpfen würde. Unsere Schule ist nicht fähig, die Kinder besser zu schulen, sonst hätte er gewusst, dass ein Straussenei aus einem Kühlschrank kein Junges mehr entschlüpfen lässt.
So wurde jeden Mittag Omeletten aus einem Straussenei gekocht.
Die Arbeitsgruppe, die dem APC während der Ferien ein neues Gesicht verleihen wollte, ist nun zu einer freundschaftlichen Bande zusammengewachsen.

Donnerstag, 1. Mai 2014

 Kürzlich kam ein Missionar mit 2 grossen, bleichen Madonnen ins APC und bat uns etwas etwas verlegen, ob wir diese dreckigen Madonnen   in die ursprüngliche Erscheinung zurückversetzen könnten. Dann ging er schnell wieder weg. Warum so schnell? War es ihm bei diesen weissen Gestalten nicht so wohl oder hat er sich vielleicht in eine verliebt?  Diese Figuren stammen aus einer Missionskirche im Kavangogebiet.
Die anwesenden Jugendlichen waren zu meinem Erstaunen sehr erfreut über diese Malarbeit und hatten viel Fragen, wie z.B. Helfen uns diese Figuren wirklich, wenn wir Geld brauchen? Stimmt es, dass diese Figuren ohne einen Mann schwanger werden konnten? Etc..

Sie begannen mit Begeisterung zu malen. Eine heilige Stille herrschte, niemand sprach ein Wort, ein stilles, meditatives Malen.
Das war für mich so ungewohnt; denn diese Lausbuben schwatzten unaufhörlich, als wir vor einer Woche für den Vize -Gemeindepräsidenten Kürbisse bemalten, da wurde gelacht und über die  Korruption einzelner Regierungsmitglieder geschimpft.
Ich wollte mit einem Spott über die hellblauen Augen und blonden Haaren Marias, (der damaligen Erscheinung) die Stille durchbrechen. Doch ich erntete nur vorwurfsvolle Blicke. Dann ging ich weg und wusste, dass ich Afrika je länger ich hier bin je weniger verstehe.