Sonntag, 27. Mai 2012

Wir frieren

Dank der Globalwarming ist der Winter mit den kalten Nächten zu früh gekommen. Letzte Nacht waren es 5°. Die Tage sind warm, bis zu 27°, angenehm. Aber die Kälte in der Nacht. Kaum ist die Sonne untergegangen, wird es sofort dunkel und sehr kalt. Die Häuser sind nicht isoliert, haben keine Heizungen; und da sie damals, noch vor der Klimaveränderung, gegen die Hitze gebaut wurden, geben sie in der Kälte eben auch nur Kälte ab. Und erst die Wellblechhütten! Die Menschen dort frieren am meisten, weil sie kaum warme Kleider besitzen. So frieren sie durch den Winter. Man geht sehr früh schlafen, und am Morgen lässt man sich von der Sonne wie die Eidechsen aufwärmen.

Gratulation an unsere APC Handwerker

Nicht schlecht: Aus dem Transportkistenholz zimmerten Gideon und sein Lehrling Willem (links) ein hübsches Möbelstück, um die Instrumente der frühmusikalischen Erziehung versorgen zu können.
Leute, die vorbeischauten, wollten gleich für sich solche Kästen in Auftrag geben. Doch das Holz ist hier zu teuer. Und so warten wir, bis Wilfried Bertsch wieder eine Kiste mit Instrumenten über OMICRON zu uns schicken wird.

Freitag, 25. Mai 2012

Der Hellseher: 8. Folge

Nun ist der versprochene Affe vom Buschmann angekommen.
Es gibt dauernd Missverständnisse hier im Land. Aber diese Sprachverwirrung über das Affengeschenk ist unverzeihbar.
Da hatte doch die Uebersetzerin damals, als der Hellseher mir ein Geschenk versprach, freudig erklärt, dass er mir einen Baboon zukommen liesse. Die Frau wusste nicht, was Kürbis auf Englisch heisst und nannte ihn in Afrikaans: Pamboen, was ich als Baboon in Englisch verstand, das heisst auf Deutsch Affe. Ich wollte ja nicht unhöflich sein, und dieses Geschenk ablehnen, doch die Frau bemerkte mein Unbehagen und offerierte sich, dieses Geschenk für mich zu kochen, worauf ich fragte, was man denn alles davon isst. Alles, ausser der Haut, sagte sie. Dann fügte sie noch bei, dass sie die weissen , harten Dinger wegwerfe, aber es gebe Leute, welche diese Dinge auch zerbeissen. Sie meinte die weissen Kürbiskernen und ich dachte an die Knochen.
Ich hatte den APC Lehrern damals versprochen, nach den Ferien, ein Barbecue als Welcome zu offerieren und dachte, dass ich dann heimlich das von der Frau gekochte Affenfleisch los werde. Und heute, als die Lehrer von den Ferien zurück kamen , fragten sie zuerst, wann dieser Fleischbraii stattfinde. Als ich ihnen den Kürbis zeigte, machten sie lange Gesichter.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Dunkle Gestalten

Heute Nachmittag, als ich gerade von der Post kam und zum Auto lief, merkte ich, dass mich eine Gruppe dunkler Gestalten verfolgte. gerade wollte ich aus der Tasche den Autoschlüssel nehmen, spürte ich ein fremde Hand sich ebenfalls in meine Tasche graben.In einem Satz machte ich einen Rundumdreh und schaute einem Unbekannten ins Gesich, was er eigentlich von mir wolle. Diese Blitzreaktion hatte er von einer so alten Frau wie mir nicht erwartet und stotterte verlegen, dass seine Gruppe hier nur für eine Kirche Geld sammle, und ich solle doch gefälligst auf diesem Papier meinen Beitrag einschreiben. "Go to hell!" (Geht zur Hölle) rief ich, und die 5 Männer verschwanden verstohlen hinter dem Postgebäude. Dann erschien der Parkwächter und flüsterte mir zu, dass diese Räuber gefährlich seien, er habe etwas Angst. und dafür solle ich ihm nun N$2.- geben? "yes, please," bettelte er unverschämt.


Im Lokalradio wurde verkündet, dass die Einwohner von Tsumeb vorsichtig vor Unbekannten zu sein hätten; denn die Touristenzeit habe begonnen, und die Polizei in Windhoek und in der Küstenstadt Swakopmund sei verdoppelt worden, weshalb die Räuber aus diesen Städten verschwanden und in den Norden wie Tsumeb zogen, wo sie nun ihr Unwesen treiben und die Stadt nach Wervollem durchkämmen wollen.
Zum Glück habe ich ein Alarmsystem in meinem Haus. Gegen Abend, als ich das APC aufsuchte, um noch etwas Musik zu üben, begegnete mir der Nachtwächter und sprach mir einen Dank für die aufgestellten dunklen Metallgestalten im APC Garten aus. Das beruhigt den Nachtwächter, und er hat den Eindruck , dass diese dunklen Gestalten aus Metall eine abschreckende Wirkung aus die Räuber habe

Dienstag, 22. Mai 2012

Ferien beschäftigung

Die Ferien sind immer so langweilig, sagen mir manche Schüler, auch wenn sie froh sind, dass sie für einige Wochen die Schule nicht besuchen müssen. Die Kinder und Jugendlichen, welche nicht auf dem Lande wohnen und während der Schulferien folglich keine Feldarbeit verrichten müssen, wissen nicht, was sie den ganzen Tag tun sollen.
Gerne hätte ich während dieser letzten Ferienwoche das APC geschlossen, doch einige wollen einfach weiter üben.
Hier auf dem Bild der Malschüler Richard, der die Garagentore mit Giraffen verziert. Also 2 Vorteile: Der Schüler hat eine sinnvolle Beschäftigung, und die Häuser werden schöner. Vorbeilaufende Barbesitzer haben Richard bereits Malaufträge für ihre Buden gegeben. Schön, wenn sie ihn auch noch anständig bezahlen werden.

Donnerstag, 17. Mai 2012

Der Hellseher 1. Folge

Nachdem das APC von einer argen Diebstahlwelle durchkämmt wurde, setzte ich die Polizei ein, die überhaupt nichts ausrichten konnte.
Ich hörte von einem speziellen Buschmann des Stammes der San, der weit weg nördlich der Etosha-Grenze zu finden sei. In dieser verlassenen unwirtlichen Gegend gibt es weder Schulhäuser, noch Kliniken, noch Läden und all das, was man zur sog. Zivilisation zählt.. Man sagt, dass dieser Buschmann Augen eines Löwen habe und ganze Lebensläufe in andern Menschen zu erkennen vermöge.
Ich liess diesen Mann holen, und nach einem Monat hielt ein Taxi vor meinem Haus an. Wie er mich gefunden hätte, fragte ich den Fahrer. Diesen Buschmann, den er irgendwo von der Strasse mitgenommen hatte, konnte genau zeigen, wo sich gelbe APC- Haus befinde. Er finde alles, was er zu finden wünsche.
Dieser Herr Buschmann, oder Herr San, freute sich, dass ich ihn rufen liess; denn nun hätte er einen Grund mehr gehabt, nach Tsumeb zu kommen, wo er Verwandte habe und auch einige  Menschen von ihren Krankheiten befreien wolle.

DIESE ERSTE FOLGE DER REIHE " DER HELLSEHER " SENDE ICH NOCHMALS, NACHDEM ICH VON BLOGLESERN GEFRAGT WURDE, OB ES DA KEINE 1. FOLGE GEGEBEN HABE. ICH HATTE SIE GESANDT, DOCH SIE VERSCHWAND .

Auch mal etwas für die Wohlhabenden

Petrina Nhiilenge übt mit den Kindern des frühmusikalischen "Kindergarten" ein Lied über den Mond ein.
Hier auf dem Bild sind eher wohlhabendere Kinder zu sehen, welche sogar von den Eltern mit Autos abgeholt werden. Ein ungewöhnliches Bild hier im APC, wo wir sonst die meisten Kinder aus den Blechvierteln haben. Warum sind bis jetzt die Kinder von den Slums nicht in diese frühmusikalische Erziehung gekommen?
Das Ueberqueren der vielen Strassenkreuzungen direkt vor dem APC ist für die Kleinen ein  grosses Risiko.
Meine Briefe an die Gemeinde, Geschwindigkeitsbarrieren zu bauen, wurden jahrelang ignoriert. Doch endlich hört man die Pressluftbohrer; Geschwindigkeitsbarrieren werden gebaut. Ein neuer Stadtpräsident wurde gewählt.
Nachdem die Gefahr des Ueberfahrens gebannt sein wird, werden die Kleinen aus den Slums herbeischaren.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Der kalte Winter hat begonnen.
Einige APC-Mädchen haben gelernt, wie man aus dünnen Aestchen Stricknadeln schnitzt und aus der von Lucia und Regula aus der Schweiz gesandten Wolle Halsschleifen stricken kann. Hier hat die junge Selma ein Business entdeckt. Nun will sie viele solche Schärpen stricken und diese dann den Leuten, die nachts frieren, verkaufen.
So haben einige arbeitslosen Mädchen eine sinnvolle Beschäftigung entdeckt.
Später, so hoffe ich, sind sie auch fähig, Jacken oder Pullover zu stricken.
Es haben sich bereits 2 Männer für einen Strickkurs bei Selma angemeldet.
Einer von den beiden ist Nachtwächter und will seinen Job aufgeben, da er die Angst in der Nacht nicht mehr aushalte. Der andere möchte  einmal aus dem Erlös der verkauften  Stricksachen seine Familie ernähren.

Samstag, 12. Mai 2012

das waren meine schönsten Ferien

Jennifer sagte mir am letzten Tag des Harfenworkshops, dass diese beiden Wochen ihre schönsten Ferien gewesen seien. Das Allerschönste war das Schlafendürfen  über die Mittagszeit. Nach einem guten Stück Brot und Icecreme durften sich die Mädchen im APC schlafen legen, bis dann um 14°° die Fortsetzung des Workshops begann.
Jennifer habe ich während dieser 2 Wochen nie mehr daumenlutschen gesehen. Sie hat viel Anerkennung von allen Teilnehmerinnen bekommen, weil sie durch ihr vieles Ueben schon das 2. Schulheft beherrschte.

Montag, 7. Mai 2012

Abends und nachts vor meinem Haus

Die Sonne ist eben untergegangen; in wenigen Minuten wird es dunkel.
Die letzte Gruppe, die das APC verlassen hat, will noch nicht heimgehen und beginnt vor meinem Haus zu tanzen und zu lärmen. Natürlich hoffen alle noch auf etwas  Süsses; Brot tut es auch; denn zuhause gibt es nur den täglichen Miliepapp (weisser Maisbrei).
Hier vor meinem Haus ist immer etwas los.
In der Nacht tauchen plötzlich Gestalten auf, etwas leuchtet geheimnisvoll, und dann lärmt eine Stimme überlaut: Ein Passant mit einem Handy! Das Gebell der Nachbarhunde beginnt und will nicht enden. Nun weiss ich, dass noch mehr unterwegs sind. Etwas flüstert, ein Liebespärchen! Lautes Rülpsen und Schlarpen sind unüberhörbar: Besoffene! Ein schnelles Trippeln , Schluchzen und Jammern: Eine Familie geht zum Spital. Dann wieder das Hundegebell. Es verstummt zum Glück; aber dann hört man das Rauschen der vorbeifliegenden Fledermäuse: Im Nachbargarten sind die duftenden Orangen reif. Manchmal heult eine Sirene auf: Verbrecher versuchen ihr Glück! Dann das Quietschen von Autoreifen: Die Autos der Securityfirma haben es eilig! Es wird nun ziemlich kühl draussen auf dem Balkon. Die Zeitung habe ich jetzt fertig gelesen. Ich gehe hinein, stelle den Alarm auf Bereitschaft, und nun geht es an die Büroarbeit.

Sonntag, 6. Mai 2012

Harfenmädchen

Es sei so schön, endlich ohne die störenden Buben offiziell unter uns Mädchen zu sein. So tönte es nach dem Harfenwerkshop, und sie baten mich, ja keinen Jungen auf diesem  Instrument spielen zu lassen. Auf meine Frage "warum?" lachten sie bloss.
Es war wirklich interessant, dass sich 13 Mädchen, aber kein einziger Bub für diesen Harfenkurs angemeldet haben, wo doch die meisten andern Instrumente mehrheitlich von Jungen besetzt werden.
In den Guitarrenklassen sind von 36 Jungen nur 3 Mädchen. Diese 3 Mädchen sind Weisse und werden nach jeder Lektion von den Eltern abgeholt.
Die afrikanischen Instrumente wie Marimba und Trommeln werden nur von Jungen besetzt

Donnerstag, 3. Mai 2012

Der Hellseher: 7.Folge

Eben wollte ich am Abend die letzten Schüler aus dem APC schicken, lief mir die Uebersetzerin, welche mir die Sansprache des Hellsehers ins Englische übersetzte, mit strahlendem Lachen entgegen und wollte sich mit mir unterhalten. Sie suchte im APC eien schönen und ruhigen Platz aus: " Come, Miss Lis, a very good news for you!" (eine sehr gute Neuigkeit für mich)
Der Hellseher habe die Zeit sehr gut für viele guten Dinge hier in Tsumeb nutzen können, was er mir zu verdanken habe, da ich ihn gerufen hätte, sonst wäre er gar nicht nach Tsumeb gekommen.
Es war so, dass einige kranke Leute zu ihm kamen ( dieser Hellseher ist Namibia ziemlich bekannt) und ihn um Heilung baten. Mit Handauflegen konnte er einige dieser kranken Menschen wieder gesund machen. Die Geheilten bezahlten ihn mit Nahrungsmitteln, Kleidern und auch Geld, damit er mit einem Taxi heimfahren kann.
Die Frau sagte mir am Schluss, dass der San mir ein spezielles Geschenk machen möchte und dem zurückfahrenden Taxi einen Affen mitgeben würde, den der Fahrer mir im APC agzugeben habe.
Ich war so verlegen und fand keine Worte mehr.
Aber die Frau strahlte weiter und verabschiedete sich.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Wieder ein neues Musikgenie entdeckt

Zur Zeit haben wir 4 Wochen Schulferien, und da viele Kinder und Jugendliche nicht wissen, was sie in diesen langen Wochen tun sollen, haben einige APC-Lehrer die Idee entwickelt, verschiedene Workshops in diesen Ferien anzubieten: Theater, Guitarre, Marimba und Harfe. Alle Kurse sind überbelegt.
Die 12 jährige Delicia ist von der Harfe nicht mehr wegzubringen. Es ist kaum zu glauben, wie dieses Mädchen nach einer Stunde 3 Lektionen im Grade 1 Buch beherrscht.
Sie ist nach 3 Tagen in der Mitte des Buches angekommen.

Die Frage ist wieder diesselbe wie schon bei andern Genies:
"Was macht das APC aus diesen Gienies? Haben wir die Möglichkeit, solch talentierte Menschen für eine höhere Ausbildung irgendwo hinzuschicken,  oder  sie gar auf das Niveau einer Weltberühmtheit bringen zu können?

Der Hellseher: 6. Folge

Zufällig erschien dieser Kwaito Lehrer nicht mehr im APC, nachdem er den Lohn erhalten hatte. Er verliess die Arbeit zu früh und begab sich in die nächste Bierbude, wo er sich mit Freunden  betrank. Am andern Morgen war er total besoffen und erschien den ganzen Tag nicht zur Arbeit. Zudem war seine Probezeit als Tanzlehrer Ende des Monats April abgelaufen.
Ich habe ihm heute erklärt, dass er bereits 3 schriftliche Warnungen wegen Trunkenheit während deer Arbeitszeit erhalten hatte, und dass es jetzt genug sei. Ich werde ihm keinen Vertrag ausstellen.
Interessant ist, dass der Buschmann mir ausrichten liess, dass der Laptop nächstens vom Tanzlehrer zurückgebracht werde.
So warte ich auf den Laptop

Dienstag, 1. Mai 2012

Der Hellseher: 5.Folge

Der Hellseher sass mit den Lehrern und Lehrerinnen am grossen Konferenztisch im APC. Die Athmosphäre war so gespannt, dass niemeand es wagte, dem andern ins Gesicht zu sehen. Alle schauten  vor sich hin; und ich dachte, wovor wohl jeder und jede einzelne sich zu fürchten haben. Möglicherweise hatten sie Angst, der Buschmann wüsste nun alles von ihnen, alle früheren Diebstähle und andere Unsitten. Irgendwie schämten sie sich. Der Buschmann hingegen lächelt und schien alle in seinem Bann zu haben. Dieser kleinwüchsige, hellhäutige und sehr feingliedrige San schien plötzlich so mächtig und überhaben zu sein.
Hier erinnerte mich an eine Situation in Oshikuku, wo die Lehrer und Schüler einen San auslachten, mit dem Finger auf ihn zeigten, weil er den Kübel Wasser auf dem Kopf trug, während seine Frau mit einem Kleinkind hinterherlief. Beim Owambostamm ist es üblich, dass die Frau das Wasser auf dem Kopf herbeischleppt, gleich wie schwer der Eimer ist; denn diese Arbeit ist nicht männerwürdig. Der Mann wartet zu Hause auf das Wasser. Ich äusserte mich wie folgt zur Situation: Wenn ich eine Afrikanerin wäre, würde ich lieber eine Buschmann Frau denn eine Owambo Frau sein. Die Antwort war bloss ein Kopfschütteln.
Und nun scheint die Stammesrolle gewechselt zu haben; der San wurde etwas ernster und machte mit der Hand eine Bewegung, die alle Anwesenden verstanden. Sie verliessen schweigend den Raum.
Zurück blieb der San allein mit mir. Er schaute mich lächelnd an und sagte, dass jener, dem ich viel vertraue, mich am meisten hintergehe. (Er hatte eine Frau als Uebersetzerin mitgebracht, nicht mehr Gideon). Ich dachte gleich an Gideon. doch bevor ich überhaupt den Namen Gideon nannte, widersprach er mir, dass Gideon gut sei. Ein langes Schweigen, und dann rückte er heraus: Es ist der Kwaito Tanzlehrer. Dann zog er die Tabakpfeife hervor und fragte mich, ob es hier erlaubt sei, eine kleine Pfeife zu rauchen. 
Anschliessend bat er mich, den Mann nicht zu hassen, sondern nur zu entlassen.