Während ich am Hohen Donnerstag noch unterrichtete, wurde mir das Cellphone, das ich jeweils zum Stimmen der Harfe brauchte, während dieser Stunde gestohlen..
Ich begab mich in den MTC Store, um das Cellphone blockieren zu lassen Hier wurde mir von einer netten Dame mitgeteilt, dass sie es nur tun könne, wenn ich zuerst von der Polizei einen kriminellen Report vorweise. So suchte ich den Posten auf, fand aber dort 5 Damen und einen sehr dicken Mann, alle in Uniform und Pistolen an ihren Cellphones, sie schauten Fussball. Ich grüsste freundlich, niemand nahm Notiz von mir; dann grüsste ich lauter, auch das half nichts, bis ich endlich schallend HALLO rief. Da bemühte sich eine der Damen zum Schalter, und ich teilte meine Sache mit. Sie suchte wie eine Blinde nach einem Ausfüllformular. "Hier ist es, und hier ist mein Passport," sagte ich ihr. Dann schrie sie zu den andern hinter ihr, wer den Kugelaschreiber gestohlen habe. "Schreiben Sie mit meinem Kulli"!und überreichte ihn höflich; sie schrieb malend meine Personalien vom Passport ab, was ziemlich lange dauerte. Ich bat sie, das Formular zu stempeln, was sie mit voller Wucht tat.
Ich brachte das Formular ins MTC Office. Hier wurde mir erklärt, dass dieses Formuöar ungültig sei, weil die Kriminal-Nummer nicht auf dem Blatt erscheine.
So fuhr ich zum Posten zurück. Inzwischen hatte sich eine Schlange von Leuten vor dem Schalter gebildet. Ich musste geduldig hintenan stehen. Nach gut einer halben Stunde bat ich die Polizei Dame, den Case oben auf den Rand zu nummerieren, was sie verweigerte; denn sie mache doch keine Fehler. Das Formular sei richtig.
Nach der Rückfahrt zum MTC, bat ich die Dame, der Polizei anzurufen, damit sie die fehlende Nummer doch bitte aufschreiben möchte.
Ich fuhr wieder zurück, überging die wartende Schlange und bat entschuldigend um die erforderliche Nummer und den Stempel neben diese Nummer, okay.
Dann brachte ich das Formular wieder zur MTC. Hier wurde festgestellt, dass die Polizei die Unterschrift und den Namen nicht hingeschrieben hatten.
Nochmals fuhr ich zurück. Da verlangte ich den Chef, der die Dame ausschimpfte und fragte, ob sie jemals eine Schule besucht hätte. Die Dame am Schlter begann mit ihm zu streiten. Da rief ich:"Bitte, ich bin in Eile." Da unterschrieb sie endlich, und ich bedankte mich für die schöne Handschrift.
Zurück im MTC! Hier wurde mir erklärt, dass wegen der kommenden Feiertage mein Cellphone erst in 5 Tagen blockiert werden könne.
So verlor ich 2 Stunden an kostbarer Arbeitszeit.
Abends hörte ich vom Nachtwächter, dass in Tsumeb keine Stunde vergeht, ohne dass jemand wegen eines Cellphones zusammengehauen und ausgeraubt werde; denn die Jugend hat Hunger. Der Flüchtling aus dem Kongo, der neben mir stand, erklaärte uns, dass in seinem Land (Kongo) kaum etwas gestohlen werde; denn sollte jemandem ein Cellphone weggerissen werden, würde geschrien, und alle Umstehenden liefen herbei und würden ihm einen Pneu um den Hals legen und ihn bei lebendigem Leibe verbrennen. Zufrieden lachend erklärte er uns, dass ihnen in der DRC (Demokratischen Republik Kongo) nichts gestohlen werde.
"Aber warum bist Du denn Flüchtling hier in Namibia, wenn Euch nichts gestohlen wird?" forderte ich ihn heraus. "Weil mich die Rebellen erschiessen wollten!" Ich fragte ihn, ob denn die Ausbeutung der Bodenschätze kein Diebstahl sei. Das sei etwas ganz anderes, meinte er; und er erklärte weiter, dass man den Drahtziehern in Amerika, Europa und China keine Pneus überziehen und sie dann anzünden könne; denn diese seien nicht zu sehen.
Nach dem Sonnenuntergang sieht man kaum mehr Menschen hier auf der Strasse; denn niemand ist mehr sicher, von Jugendlichen abgeschagen und ausgeraubt zu werden. Viele wünschen sich wieder die Zeit vor der Unabhängigkeit zurück, wo man sogar nachts die Haustüre offen stehen lassen konnte.
Das lässt mich tief nachdenken; doch sicher ist, dass unser APC Kindern und Jugendlichen hilft, Arbeit zu verschaffen.