Montag, 29. April 2013

5.Folge: Ein Passgesuch geht aus Reisen

Frühmorgens füllten wir die Pass-Formulare aus. Als wir um 08 Uhr im Home-Affairs ankamen-war die übliche Warteschlange gar nicht so lang- nur etwa 20 Personen standen in der Reihe vor dem Passport Schalter für Namibier Ich hatte keine Geduld, so lange anzustehen, überliess Bongani diese 'Arbeit' und begab mich auf Schaufenstertour. So gegen Mittag kam er mit Gideon angerannt und bat mich um einen Kamm; denn für die Passport Foto darf man kein Käppi tragen, wie Bongani es sich jahraus jahrein gewohnt ist. Also musste er die Haare kämmen, sonst wird das Home Affairs keine Fotos machen. In Eile suchten wir in einem Kaufhaus einen Kamm. Nun war die Frage, wo Bongani sich ungesehen kämmen konnte; denn er schämte sich wegen seines grossen Kopfes. Die beiden Jungen suchten sich eine Ecke hinter einem Kaufladen aus. Während ich eine Foto knipste, rief eine Passantin, was diese beiden Schwulen da in der Öffentlichkeit treiben, geht zu weit. Vor lauter Lachen fiel mir die Fotomaschine zu Boden, und die beiden rannten wie wild auseinander. Gideon hetzte der Passantin nach und schrie ihr ins Gesicht, dass er kein Schwuler sei, er hätte eine Freundin und zwei Kinder. Ein lautes Gezanke zwischen den beiden brach aus, und ich weiss nicht, ob er die Frau geschlagen hätte, wäre ich nicht dazwischen gerannt. Nun gings zurück ins Home-Affairs. Hier wurde uns mitgeteilt, dass die Polizei zuerst zu unterschreiben habe, ob Bongani nie in einen kriminellen Akt verwickelt war.
Die Zeit wurde knapp, in einer Stunde war Schalterschluss. So rannten wir zur nächsten Polizeistelle, die uns mangels Stempels in eine andere Polizeistelle verwies. Wieder ein Gehetze. Da das ganze Spiel für mich langsam zu viel wurde, schob ich dem Polizisten eine Schweizerschokolade hin, und nun gings mit dem Stempeln schnell voran. 5 Minuten vor Schalterschluss erreichten wir das Home-Affairs.

Sonntag, 28. April 2013

4. Folge: Ein Passgesuch geht auf die Reise

In Windhoek angekommen, besuchten wir zuerst den schweizerischen Honorarkonsul, um zu erfahren, ob er das Schengen Formular mit dem Pass  für das Visa-Gesuch dem Schweizer-Botschafter nach Cape-town senden könnte. Doch er schickte uns weiter in ein bestimmtes Reise-Büro , das solche Sachen erledigt und auch das Flugticket bestellen kann. Wir übergaben ihm noch eine unserer neuerstellten APC CD, um damit die Schweizer-Touristen auf unser APC Werk aufmerksam zu machen. Dieser Honorarkonsul führt eines der besten Restaurant in Windhoek, namens Gathemann.
Wir eilten zum Reisebüro. Doch hier erfuhren wir, dass Bongani einen falschen Pass besass: Einen braunen statt einen grünen, der für das Schengen -Visa nötig wäre.
Es wurde ihm mitgeteilt, dass er einen ganz neuen Pass zu beantragen habe. Um einen neuen Pass zu bestellen, muss zuerst die ID-Karte vorgewiesen werden. Bonganis ID-Karte aber befand sich in Tsumeb, in der Handtasche seiner Mutter.
Ich telefonierte einem Nachbarn von Bonganis Mutter und bat ihn, sie ausfindig zu machen, um von ihr die erfragte ID-Karte zu holen. Dies gelang ihm nach 2 Stunden, und dann machte er sich mit einem Taxi auf den Weg nach Windhoek. In der Zwischenzeit genossen wir zuoberst im Hilton die Aussicht mit einem Haufen Fleisch, was erstaunlich billig war. Der Kellner erzählte uns, weshalb man zu dieser Zeit sehr billig Fleisch kaufen kann; denn viele Tiere müssen abgeschossen werden, bevor sie verhungern. Dieses Jahr blieb der Regen aus, und somit gibt es weder Gras noch Wasser.
Danach gingen wir auf die Suche nach einer günstigen Übernachtung.
 Nachts um 11 erschien der Mann mit Bonganis ID-Karte.

Freitag, 26. April 2013

3.Folge: Ein Passport-Gesuch geht auf Reisen

Ende letzten Jahres kam von der Harfenistin Nicola Hanck aus Basel die frohe Botschaft, dass Bongani als Cellist und Selma als Geigerin zum Yehudi Menuhin Jugendorchester, das jedes Jahr in Gstaad stattfindet, eingeladen werden.
So machte Bongani noch mehr Ernst mit dem Passport und telefonierte dem Home-Affairs, ob sein Pass nun abholbereit sei. Leider kam ein NEIN; denn er solle sich gefälligst gedulden. Mitte Januar dieses Jahres rief er wieder an, und wie es so üblich ist in Namibia, heisst es nur immer "Hold on, wir verbinden Dich mit der richtigen Amtsstelle". Und immer klang aus dem Hörer die kleine Nachtmusik von Mozart. Ich weiss nicht, was Mozart damals gesagt hätte, wenn nach Hunderten von Jahren seine Nachtmusik überall auf der Welt  als Trost beim Warten an amtlichen Telefonen erklingen würde.Vielleicht hätte er Lachkrämpfe bekommen.

Nach einer Woche rief ich das Home Affairs selber an und fragte ganz höflich, ob Bongani seinen Pass jetzt endlich bekommen könnte; denn nach der neuen Regel sollten die Leute nicht stundenlang im überhitzten Raum Schlange stehen müssen, um den Pass abzuholen. Nach  6 Wochen sollten die Antragsteller die Pässe sofort erhalten. Erst als ich am Telefon erklärte,wie wichtig es sei, den Pass so schnell wie möglich zu bekommen, da ihn Bongani für die Beantragung des Schengen Visa unbedingt nötig habe, wurde plötzlich alles ernster genommen. Einige Tage später konnte er den Pass abholen gehen.
Letztes Wochenende fuhr Hans Leu fast 200 km von Otjiwarongo nach Tsumeb, um mit Bongani und Selma die Formulare für das nötige Schengen Visa auszufüllen. Bongani war äusserst bemüht, das Visa richtig auszufüllen, doch bei Selma war das Beantragen des Passes sehr kompliziert geworden, da sie immer noch nicht im Besitze  ihres Passes war, und ohne Pass konnte sie am andern Tag nicht mitfahren, um ein Schengen Visa in Windhoek zu beantragen.

2.Folge: Ein Passgesuch geht auf Reisen

Bongani füllte die Formulare fuer das Pass-Gesuch mit grosser Mühe aus. Anschliessend brachte er sie zum Home-Affair (Einwohnerkontrolle) in Tsumeb, wo man ihm mitteilte, dass er zuerst eine Identitätskarte beantragen müsse; dieses Formular hier sei ungültig. Um eine ID Karte zu beantragen, braucht es einen Geburtsschein. So begann er nach diesem Geburtsschein zu suchen. Als er ihn nach einem Monat nicht fand, riet ich ihm, via Taufschein herauszufinden, wann und wo er geboren sein könnte. Bongani wusste nicht, in welcher Kirche er getauft wurde. Es vergingen wieder Wochen, bis er dann im Home-Affair, mit einem Onkel zusammen den Geburtsschein zusammen ausstellen konnte. Dann beantragte er die ID-Karte, die er nach wenigen Tagen gegen eine Bezahlung abholen konnte.
Bongani erhielt im Home-Affairs Tsumeb keine Formulare mehr, um einen Pass zu beantragen. Er musste sie in die nächste Stadt Grootfontain abholen gehen. Es war anfangs Oktober, als er endlich das Geld fuer das Taxi nach Grootfontain aufbrachte. Im Home-Affairs Grootfontain wurde ihm mitgeteilt, dass ihnen die Formulare ausgegangen seien; er solle spaeter wieder kommen. Nach 3 Wochen fuhr er wieder nach Grootfontain, wo ihm die Formulare endlich ausgehändigt werden konnten. Da er im Ausfuellen unsicher war, kam er mit den Formularen nach Tsumeb zurück; denn er brauchte Hilfe.
Ende Oktober brachte er die ausgefüllten Formulare mit Passfotos nach Grootfontain zurück; Tsumeb ist nicht befugt, sich mit Pässen zu befassen. Grootfontain schickte die ausgefüllten Formulare ins Home-Affairs Windhoek und übergab Bongani eine spezielle Nummer, mit der er den Pass später abholen gehen konnte.

Donnerstag, 25. April 2013

Ein Passport-Gesuch geht auf die Reise 1. FOLGE

Letzten August besuchte ich den Zahnarzt in Windhoek.
Als ich diesen Besuch beendet hatte und zum Parkplatz lief, sah ich zufällig direkt gegenüber der Strasse das breitangelegte Gebäude der chinesischen Botschaft, und da ich in der Zeitung las, dass Namibier in China Medizin studieren können, wollte ich wissen, ob China auch Studienplätze fuer Musikanten anbietet. So bat ich in der chin.Botschaft um Einlass.Hier wurde mir mit freundlichstem Lächeln die Anmeldeformulare fuer ein solchen Musikstudium urbegeben.. 1. Bedingung: Ein Passport. Ich wollte nämlich den begabten Bongani, der hier aus der Schule geworfen wurde, wiederfordern.
Südafrika verlangt die Matur dafuer, also kommt ein Studium im Nachbarland nicht in Frage.
In Tsumeb angelangt, kam Bongani dahergelaufen und bettelte mich um etwas Kleingeld an.Ich erzaehlte ihm meine Idee eines Musikstudiums in China und machte ihn darauf aufmerksam, dass er zuerst einen Pass haben müsse.
Am folgenden tag bat er um das Homeaffairs in Tsumeb um Anmeldeformulare fuer einen Pass.

Die zweite File kommt nächstens

Dienstag, 23. April 2013

Wer an der Kultur spart, sündigt gegen die Gesellschaft

In Tsumeb gibts ein sog.Kino mit einer sehr grossen Bühne aus der Zeit, als die Kupfer-mine noch in Betrieb war. Als die Mine schloss, begann die Stadt Tsumeb sich immer mehr in ein Armenhaus zu verwandeln. Auch das Kino wurde verwüstet. Doch eine junge Farnersfrau , kaufte dieses Kino auf und begann es wunderschoen herzurichten mit modernsten Licht-und Tonanlagen.
Nun hat die Farmersfrau Pech:
Letztes Jahr starben auf ihrer Farm alle Kudus und Gazellen an Tollwut. Dieses Jahr blieb der Regen aus, und die Farm verdorrte. Die restlichen Tiere haben kein Futter mehr.
So sah sich die Farmersfrau gezwungen, das Kino zu verkaufen, und zwar dem APC, weil sie dann sicher sein kann, dass es seiner Bestimmung Gemäß, naemlich der Kultur , weiter geführt wird. Nun fehlen dem APC die nötigen 2.3 Millionen N$ (230000.-sfr). Der reichste Mann aus Tsumeb, ein Geschäftsmann, hat sich als Kaeufer angeboten. Doch er will diese Kulturstätte in ein sog.Boutique-Hotel umbauen; was ihm mehr Geld einbringen wird als eine Kulturstätte; schade! Zudem hat es in Tsumeb genuegend gute Hotels, die nicht einmal mehr in der Hochsaison von Touristen voll ausgebucht werden. Was soll da so ein Boutique-Hotel fuer die reichsten Touristen aus aller Welt, waehrend der  eigenen Gemeinschaft, vor allem der Jugend, ein wertvolles Kulturgut verlorengeht.
Vor wenigen Monaten war ich dabei, als in diesem Kino die verschiedensten Jugendgruppen aus Tsumeb ihre Tänze, ihre Akrobatik, ihre Lieder, ihre Dramen und ihre Musik einander darstellen durften. Es war ein wunderbarer Anlass, der die verschiedenen Gruppen näher brachte.
Die APC Buehne und vor allem der Open-Air Zuschauerraum sind fuer solche Anlässe viel zu klein.

Montag, 22. April 2013

Ein Goetti fuer die Harfen- Engel gesucht

Angeblich hatten diese Harfen Engel mich heute den ganzen Nachmittag gesucht; denn sie wollten mich überreden, den angesagten Harfen Workshop während der Ferien trotz der wenigen Anmeldungen durchzuführen. Der Workshop kostet N$ 150.- ( = 15 Euro), was natürlich fuer diese rosaroten Harfen-Engel zu viel war; da sie keine Väter mehr haben, die ihnen diese Kurskosten hätten bezahlen können. So haben sich bloss 3 Kinder angemeldet: Ein Junge aus dem Nachbardorf, ein Mädchen aus Windhoek und die kleine Ailly aus Otjiwarongo.. Ich musste den Kurs absagen und auf die nächste Woche verschieben; so gab ich den Engeln die Möglichkeit, gegen etwas Geld Fenster zu putzen, den Garten zu jäten, die Pflanzen zu bewässern und Botengänge zu besorgen, damit sie einen Teil der Kosten selber bezahlen können. So hoffe ich, den Harfenkurs nächste Woche doch durchführen zu können.
Und wer weiss, wird dieser Eintrag von einem spendenfreudigen Goetti gelesen.

Sonntag, 21. April 2013

Neuer Harfenengel

 Die 5 jaehrige Ailly Asheela aus dem Hause von Hans Leu in Otjiwarongo freut sich an der ersten Harfenstunde im APC.
Wahrscheinlich der juengste Harfenengel in Afrika.
Wenn Ailly die ganze Kindheit durchhält, das Harfenspiel waehrend der Pubertät nicht aufgibt, wird sie mit 20 bereits ein Star von Weltklasse: denn die Intelligenz hat sie dazu.
Wirkliche Engel, die gestern am Konzert gut gespielt hatten und das Harfenspiel auch heute, am ersten Ferientag nicht lassen konnten.

Donnerstag, 18. April 2013

Trotz allem immer froehlich und zufrieden

Unser neuer APC Gärtner : Eines Morgens sass er mit 5 ganz kleinen Kindern vor dem Tor und fragte, ob ich ihm nicht eine Arbeit hätte; denn er sollte all diese Kinder ernaehren und wisse nicht, woher er das Brot nehmen soll. Nachdem ich ihn gefragt hatte, warum er denn so viele Kinder mache, sagte er nur, dass dies seine Enkelkinder seien; und dass er noch der einzige sei, der fuer die Kleinen sorgen könne.
Heute bin ich so froh um ihn; denn er ist zuverlaessig, arbeitsam und strahlt fuer alle Kinder und auch Lehrer im APC etwas Gutmuetiges und Friedliches aus.
Der fruehere, erst 24 jaehrige Gaertner liegt sterbenskrank im Spital.

Dienstag, 16. April 2013

Unberechenbares Aftrika



 Der Wildfang hatte sich gestern Abend vor dem Heimgehen von den  Musikstunden abgemeldet, weil er angeblich keine guten Musiklehrer/innen im APC vorfinde.
Doch heute war sie die erste an der Harfe und sang noch laut zu ihrem Spiel.








Der Roofthatcher Firma aus Otjiwarongo hatte ich mitgeteilt, dass sie erst nächsten Montag mit dem Kaemmen  der Strohdächer beginnen soll. Doch un-erwartet standen heute 6 Männer im APC und begannen die Dächer zu glätten, d.h. mit einem eisernen Kamm, der aussieht wie eine riesengrosse Rasierklinge, womit das Ende des verwitterten Grases abgehauen wird, damit das Dach wieder wie neu aussieht und der Regen, sofern es ihn wieder einmal gibt, besser abgleiten kann.
Die Leiter steht so schief, dass der Mann jederzeit runterpurzeln könnte. Links von der Leiter sieht man bereits das gekämmte Dach.

Weil auch die Bühne erneuert werden muss, sagte ich heute das kleine Orchester ab, das normalerweise auf der Bühne zu spielen pflegte.
Etwas später fand ich diese Leute im Zuschauerraum so intensiv  spielen, dass niemand mich beim Fotografieren bemerkte.

 Ronaldo sagte mir gestern, dass er heute wegen seiner Schulexamen nicht ins APC kommen könne. Also organisierte ich einen andern Geigenlehrer für heute.
Und wen traf ich heute an, der die Kinder in Geige unterrichtete? Ronaldo, der sich gestern abgemeldet hatte. {Ronaldo mit den langen Jeans)                                                  









Und Pohamba, der Marimba Lehrer, hatte sich fuer  diese Woche wegen eines Konfirmanden Unterrichtes abgemeldet.
Auch er stand unerwartet im Marimbahaus, wo er eine Anfängergruppe ganz intensiv unterrichtete.
Der Pfarrer hatte angeblich den Konfirmations Unterricht verschoben.

Montag, 15. April 2013

immer wieder Enttäuschungen

Vor 6 Monaten erhielt ich von einem beruehmten Touristen Office ein Windhoek einen Anruf, ob es moeglich wäre, am 16. April 2013 die Einweihung eines grossen Hotels am Meer musikalisch umrahmen zu können.
Die Marimba Spieler und Trommler freuten sich sehr darauf und uebten sehr viel.
Bevor ich morgen losfahren werde , habe ich mich heute im Hotel erkundigt, um welche Zeit wir mit dem Spielen beginnen sollten. Niemand im Hotel wusste von unserem Kommen, und im"berühmten" Touristen Office wurde mir bloss gesagt, dass wir moeglicherweise einem Schurken unter die Haende gefallen seien, der sich durch diesen Trick an unser Bankkonto machen wollte. Ich erinnere mich, wie er damals sagte, dass ich einen guten Kostenvoranschlag machen könnte und diesen zusammen mit unserem APC Bank-Konto an ihn zu schicken habe. Ich teilte ihm mit, dass er bei unserer Ankunft im Hotel die Gagen direkt an uns bezahlen könne, nicht ueber eine Bank. Ich hatte Glück, doch die Spieler waren sehr enttäuscht, morgen nicht ans Meer reisen zu können.
Ein schlauer Fink, dem Namen nach ein Nigerianer!

Sonntag, 14. April 2013

Nochmals einer mehr hinter Gitter

Unser alter Gaertner bat mich um eine Kopfwehtablette; denn er hatte die ganze Nacht auf dem Boden in einer  Polizei Zelle verbracht. Er konnte nicht schlafen.  Und nun brannte die Sonne zu heiss auf seinen wankenden Kopf.
Der Gärtner hatte im Blechviertel einem Wilderer den Kopf eines Wildschweines abgekauft, um den Enkelkindern einmal etwas Besseres als nur immer  Maismuss auftischen zu können.
Ein Nachbar musste ihn vermutlich aus Eifersucht bei der Polizei angezeigt haben.
Hier werden auch die Käufer, welche illegale und gestohlene Dinge den Raeubern abkaufen, mitbestraft.
Ich finde das gut, aber warum erwischt man immer die Kleinen zuerst und selten die Grossen, welche
Diamanten, Laptops und andere wertvollen  Dinge unter der Hand abkaufen?

Kriege machen Leute wirklich kaputt

Warum die Polizei mich auch noch für eine Zeugenaussage rief, war mir nicht verständlich. Okay, dann ging ich halt zum Posten hin. Die Floetenlehrerin war schon eine Stunde lang dort, um der Polizei beim Aufschreiben des Protokolls zu helfen. Ich sollte mithelfen, obwohl ich nicht dabei war, als einer der Guitarrenlehrer einer jungen Mitarbeiterin eine ganze Weile lang ins Gesicht schlug. Als sich der Klarinettenlehrer endlich zwischen die beiden stellte, wurde der Schlaeger machtlos: er rief nur noch, dass er sie in einem guenstigen Moment umbringen werde, und dann rannte er weg.
Die junge Frau ging zur Polizei, um  gegen diesen Schlaeger zu klagen; denn sie hatte Angst, umgebracht zu werden.
Nach dem fast endlosen Aufnehmen des Protokolles bat mich die Polizei, ihr das Haus dieses Mannes zu zeigen, um ihn abholen zu können. Da ich nicht wusste, wo er wohnte, bat ich einen der Lehrer, mitzufahren, um uns das Haus zu zeigen. Niemand wollte ins Auto einsteigen. Alle hatten Angst. Schliesslich bemerkte einer: "Ich kann mein Leben nicht riskieren; denn dieser Schlaeger wuchs im Krieg in Angola auf, und diese Kriegsprodukte kennen keine Hemmungen." Doch endlich konnte ich Junias überreden,  der Polizei den Weg zu zeigen. Er duckte sich im Auto; und als die Polizei den Schlaeger gefasst hatte, konnte Junias ungesehen in mein Auto umsteigen.
Warum begann dieser Lehrer so auf eine Frau reinzuschlagen? Die Frau hatte gesehen, wie er einem andern Lehrer das Pausenbrot wegessen wollte. Sie forderte ihn auf, dies nicht zu tun. Das war alles; und dann begann er, aus sie los zu schlagen.
Für uns alle war so eine Reaktion total unverständlich. Aber wie man ja weiss:
"Kriege machen Menschen zu Raubtieren."

Sonntag, 7. April 2013

Ein Wildfang zähmt sich selber

Justine verliess mit Krach die Cello Stunde, weil sie da mit einem von Eselshaaren bespannten Bogen Saiten streichen sollte statt mit dem Holzteil laute Rhythmen auf die Saiten zu schlagen. Sie hätte sich mit dem Lehrer gestritten.
Und hier töne es so schoen, wenn sie mit ihren Fingern an Saiten zupfe .
Konzentriert sass sie da und zupfte so lange an den Saiten, bis sie eine Melodie nach ihrem Geschmack spielen konnte. Sie konnte sich kaum von der Harfe trennen.
Morgen wolle sie mit dem Harfenzupfen weitermachen

"Euer selbsterfundener Gott könnt ihr wieder einpacken!"

Heute Abend, als ich endlich fuer mich in Ruhe arbeiten konnte, begann vor meiner Türe ein lauter Disput:
"Wir haben nun jeden Sonntag Nachmittag gewonnen, und heute gegen eines der besten Fussballteams, das der kath. Schule. Nun muss uns Lis etwas zum Essen geben", tönte sehr laut; also  öffnete ich; denn diese Lautstärke wusste ich gut zu interpretieren.
Beim Brotessen und Kaffee-Trinken erklärten mir die Jungen, dass sie trotz meistens Barfüßigkeit alle Matches gewonnen hatten.
Ein Schul-Principal hatte die gute Idee entwickelt, 2 Fussballmannschaften verschiedenster Organisationen jeden Sonntag gegeneinander spielen zu lassen. Und weil das Fussballteam des APC jedes Mal gewann, musste es am Sonntag darauf erneut gegen ein anderes Team antreten. Das geht schon seit Ende Januar so. Eines Nachmittags spielte das APC Team gegen eine Sekte, die vor dem Spiel auf die Knie ging und gegen den Himmel flehte, Jesus möge es gewinnen lassen." Aber es verlor. Ein lautes Spotten begann von Seiten der Zuschauer: "Euer selbsterfundener Gott könnt ihr wieder einpacken, mit Musik kommt man weiter!" Das APC gewinnt immer mehr an Ansehen.

Donnerstag, 4. April 2013

Was fuer eine Jugend wächst da heran?

Gestern Abend, als ich noch lange in die Nacht hinein im APC arbeitete,  rief mir plötzlich der Nachtwächter zu,  ich solle sofort mit ihm kommen. Ich rannte herzklopfend hinter ihm her. An der hintersten Ecke angelangt, zeigte er über den Haag und bat mich, diesem Schauspiel dort drüben zu
zusehen. Zwei vollbetrunkene Frauen schlugen schreiend gegeneinander ein, währenddessen viele Kinder die beiden Streitenden auseinander zu bringen versuchten, indem sie die beiden an den Röcken nach hinten zogen. Ein Junge schrie verzweifelt der Mutter zu, endlich heimzukommen; er werde schauen, dass der Vater sie nicht zusammenhaue. Er zerrte sie so nach hinten, dass sie aus den Schuhen flog, und dabei riss noch der Rock entzwei. Da begannen die Kinder zu lachen. Trotz des Alkohols musste sie das Lachen beschämend empfunden haben; denn sie gab nach und torkelte weg.
Der Nachtwächter bemerkte, dass die Nächte hier oft sehr spannend verlaufen. Aber mit trauriger Stimme sprach er weiter, dass er Angst habe, an die Zukunft zu denken; denn all diese Kinder werden einmal erwachsen sein. Ich fügte tröstend bei, dass er sicher nie arbeitslos werde. Darauf antwortete er nicht weniger ängstlich, dass er dann aber zu jener Kompanie wechseln werde, die es erlaube, während der Arbeit Pistolen zu tragen.

Zeit gewonnen.

Morgen wird dann endlich die Zeit umgestellt, und zwar eine Stunde nach hinten verschoben, so dass es eine Stunde früher dunkelt.
Die Kinder hier wollen nach ihren Musik -Lektionen einfach noch nicht heim gehen und wollen schwatzen, lachen, Labyrinth rennen, Sirup trinken etc. Das Heimschicken ist ein täglicher Kampf, was ich angesichts der düsteren Familienverhältnissen gut verstehe. Von morgen weg wird dieser Kampf endlich ausbleiben, denn die frühere Dunkelheit um 18 Uhr wird ihnen das Verbleiben im APC wegen der nächtlichen Gefahr, die überall auf dem Heimweg lauert, kaum mehr erlauben.

Mittwoch, 3. April 2013

Das APC wird immer beliebter

Eine Hipp Hopp Tanzgruppe aus dem Wellblechviertel will nicht mehr auf den Strassen tanzen, wo es staubt und wo es wegen der vielen Bierflaschen- Scherben gefährlich ist. Sie bat mich innigst um Aufnahme, damit sie täglich in einem Raum eine Stunde tanzen könnten.
Der Leiter der Gruppe versprach als Gegenleistung die APC Regeln einzuhalten, worunter er Folgendes verstand: Niemandem etwas wegzustehlen und bei Sonnenuntergang das APC zu verlassen.