Sonntag, 29. Juli 2018
Das Leben endet
Die Schüler üben mit grosser Aufmerksam und eine Art von heiliger Stille das Lacrimosa von Mozart mit Gertrud Stecher aus Wien ein. Einer erklärte mir, dass die Celli die immer schmerzenden letzten Herztöne streichen, die Spannung steigt und steigt mit der Flöte und den Violinen, kaum auszuhalten, bis dann plötzlich die Erlösung in einem harmonischen Klang kommt.
Warum spielen wir dies so gerne?
Samstag, 28. Juli 2018
Trotz des Leidens sind sie da
Andreas, der Violaspieler, wurde nachts von Kriminellen überfallen und dabei die linken Gesichtshälfte mit einem Knüppel traktiert. Ein Tag lag er im Spital, aber er kommt und will das Lacrimosa trotz geschwollenem Auge und Schmerzen für die Gedächtnisfeier für Hans Leu spielen.
Gertrud Stecher aus Wien, die gestern eine Kieferhöhlenentzündung eingefangen hat, dirigiert und probt trotz Fieber mit unsern Schülern das Lacrimosa für die kommende Trauerfeier für Hans Leu.
Die Künstlerin Cecilia Falk aus Wien, der in der letzten Nacht die Mutter zuhause gestorben ist, macht im APC trotzdem weiter. Sie unterrichtet nach der Methode von Arno Stern, der sagt: "Wir brauchen keine Psycho-Therapien; denn wir malen."
Das kleine Mädchen Alice (Name geändert), das oft weinte, niemanden begrüsste und niemandem mehr antwortete, kam während Wochen einfach ins Studio zu Cecilia malen und malen. Heute lacht das Mädchen wieder und hüpft, wie viele andern im APC, herum, singt und tanzt.
LACRIMOSA
Wegen der Kremation des Leichnams von Hans Leu verweigert und die katholische Kirche ihren Raum für eine Gedenkfeier, dafür stellte uns die lutherische Kirche ihren schönsten Kirchenraum zu Verfügung; denn diese haben keine Probleme mit einer Kremation.
So wird das APC am 31. July mit dem evang. Pfarrer zusammen eine sehr eindrückliche Gottesdienstfeier in Tsumeb halten.
Hier üben wir im APC das eingehende Lied LACRIMOSA, das Mozart auf seinem Totenbett komponiert hatte, für die kommende Feier ein. Zum Glück spielen die beiden Musikerinnen aus Wien mit, um diesem Stück die nötige Tiefe zu geben, und Gertrud Stecher weiss es perfekt mit den Jungen einzuüben.
Donnerstag, 26. Juli 2018
Er hat es vollbracht, ein richtiger Tod
Das ist nun die Todesbescheinigung von Hans Leu, der mitgeholfen hat, die 3 APC's aufzubauen: Eines in Oshikuku, eines in Omagalanga und letzteres in Tsumeb.
Ich musste gestern im Kühlhaus erscheinen, um den Leichnam zu identifizieren. Sein Gesicht sah abgeklärt aus, und der Mund weit offen, als würde er rufen: °Ich habe es hinter mir, tschüss, macht es weiterhin gut!"
Alle APC Lehrer haben während meiner Abwesenheit ihre Trauer in einem grossen Zeitungsartikel im °NAMIBIAN°, einer Tageszeitung, welche von den meistern Namibiern gelesen wird, zum Ausdruck gebracht. (Wochenendausgabe)
Samstag, 21. Juli 2018
Hans Leu ist von uns allen gegangen
Heute hatten wir APC Lehrer und Lehrerinnen den Beginn unserer neuen CD mit afrikanischen zusammen den europäischen Musikinstrumente und mit Singen begonnen.
Eine feierliche Stimmung kam auf. Während des Spielens eines besonders starken Ovambomelodie wurden die Spieler so ergriffen, dass ihnen Tränen die Augenwinkeln füllten. Ich dachte, dass diese Stimmung sehr gut bei den Hörern ankommen wird. Ich spürte, dass da etwas in Gang gebracht wird, und ich begann zu frieren.
Um 01°° nachts bekam ich vom Spital einen Anruf: Vikar Hans Leu ist tot. Ich fragte, wie das kam.
Da wurde mir berichtet, dass Hans Leu ganz gesund war; er hätte am Nachmittag, als er sich unwohl fühlte, die Ambulance gerufen und gewünscht, dass man ihn nach Windhoek ins Spital bringen solle Die Ambulance fuhr noch einen Umweg, weil das Pflege Personal an einem andern Ort ausgewechselt werden musst. So kam er erst Mitternachts in Windhoek an. Man trug in ins Bett, wo er hinüber schlief.
Wohin hinüber? Das ist die Menschheitsfrage. Sicher ist er in eine Welt gegangen, die von vielen Menschen Himmel genannt wird, oder andere nennen ihn Paradies und ich behaupte, dass er den Platz aufgesucht hat, den er Friedensplatz oder gar den Sternen-Staub des Friedens heisst.
Sicher ist, dass er sehr viel Kraft ins APC schicken wird, damit er unsere Lehrer bestärken kann, damit wir nicht aufgeben, auch wenn es jetzt eine harte Zeit geben wird.
Mit traurigen Grüssen
Lis Hider
Mittwoch, 11. Juli 2018
Der Steinmetz
Der Steinmetz aus Zimbabwe, namens Nesto, ist immer noch im APC und meisselt schöne Figuren aus den seltenen afrikanischen Steinen, die angeblich nur in Harare vorkommen. Dieses beige bis schwarze Gestein ist eine Art des härteren Sepentin . Dieser Vogelschwarm steht auf dünnen Stahlstangen und bewegen sich durch ihr Gewicht leicht hin und her, auch wenn kein Wind weht, fast ein kleines Perpetuum mobile.
Wir haben dieses Kunstwerk in unserer APC zum Verkauf ausgestellt. Man kann es auseinander
nehmen und gut verschicken.
Wer es kaufen will, möge mir eine Mail senden ( artslis@mweb.com.na ). Der Preis ist zugunsten des APC bestimmt und ist verhandelbar.
Donnerstag, 5. Juli 2018
Bei Maritz und Cecilia Falk endlich angekommen
Die beiden Künstlerinnen Bei Maritz aus der Schweiz und Cecilia Falk aus Wien sind nun trotz langer Reise frohgelaunt in Tsumeb angekommen. Die beiden Frauen sind Professionelle in Visual Arts (Darstellende Kunst), werden hier mit den Kindern und Jugendlichen ein Buch zusammenstellen, dieses bebildern und später im Pudelundpinscher- Verlag herausgeben. Sie werden auch mit unserem Zeichnungslehrer, der noch viel lernen muss und dem Steinmetz aus Zimbabwe zusammenarbeiten.
Montag, 2. Juli 2018
Versuch zum Überleben
Dieses 11jährige Mädchen, das brutal im Blechüttenviertel vergewaltigt wurde, bringe ich nach dem APC Betrieb jeweils nach "Hause".
Die Leute kennen mich und winken. Ein Mann hielt mich auf und bat mich, seinen neuen Verkaufsladen zu betrachten. Ich tat es.
Er möchte sich, seine Mutter im roten T-shirt, sein Kind, das vorne stehend, seine Nachbarbuben und seine Frau, die aus dem Schaufenster lächelt, fotografieren lassen. Weiter fragte er mich, ob ich zuhause nicht Dinge hätte, die ich nicht mehr gebrauche, z.B Schuhe, alte Tassen, Geschirrtücher oder so.. Nach längerem Gespräch stellte es sich heraus, dass dieser Ladenbesitzer einmal ein Kaito-Tänzer im APC war. Morgen werde ich hier wieder vorbeikommen.
Ich fuhr weiter, und dann winkte mir eine Frau zu:
Ich könne aus ihrem Topf ein Stück Fleisch heraussuchen; es schmecke fein. Es fehlen einfach noch Stühle, aber mit der Zeit werde sie solche besitzen, erzählte die Wirtin. Ich bezahlte .
Zuhause angelangt, blies ein eiskalter Wind. Und ich dachte an die vielen Tausend Menschen im Blechhüttenviertel, die diesen kalten Winter zu überstehen versuchen.
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