Donnerstag, 26. Dezember 2013

Vorläufig keine Bilder

In einem der letzten Blog´s schrieb ich, wie ein Gepard an mir vorbei jagte, und wie mir dabei der Fotoapparat aus den Händen rutschte. Nun ist er defekt, doch ein Ingenieur versprach mir, dass er ihn irgendwann im nächsten Jahr flicken könne. Also werde ich vorläufig bilderlose Blogs schicken.

Weihnachten in Tsumeb: Ich habe den Eindruck, dass die Leute gar nicht wissen, was Weihnachten bedeutet; denn aus allen meinen Nachbarhäusern dröhnt hämmernder Discosound, der einen bis zum frühen Morgen nicht schlafen lässt; also schlimmer als bei einer Innerschweizer Fasnacht. Und überall hält die Polizei Wache, um die Besoffenen und Kriminellen zu verscheuchen.
Einigen Jugendlichen ist es zu langweilig und gehen deshalb ins APC, um etwas Musik zu üben. Dieses Üben dauert aber nie lange; denn sichtlich fehlt ihnen die Gemeinschaft.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Abenteuerliche Heimfahrt

Das Schlusskonzert am Sonntag Abend war einmalig schön. Noch nie gefiel uns eine musikalische Performance so gut wie gestern Abend.
Und heute Morgen früh packten wir unsere Sachen; Musikinstrumente , Notenständer und das Küchenmaterial. Aber wohin? Alles muss nach Tsumeb gebracht werden, dazu noch 27 Leute. Der vor einer Woche bestellte Bus kam nicht, da er angeblich umgekippt war. Also musste ich schnell etwas anderes organisieren . Und es kam endlich ein Bus, eine verrostete Büchse. Der Fahrer sah etwas komisch aus mit seinen roten Augen. Ich erklärte ihm, dass er 16 Menschenleben in seine Verantwortung bekomme. Er sagte daraufhin, dass er nie über 100 km Geschwindigkeit fahre. Also gut. Hans Leu bezahlte.

Die Harfen und die kleineren Musikinstrumente verpackte ich in den Anhänger; doch meine grosse Harfe legten wir sachte auf einer Matratze in mein Auto , und 5 Schüler mussten sich neben die Harfe setzen oder legen.
Es war eng, aber es ging.
Bei der ersten Polizeikontrolle lächelte ich freundlich und streckte meinen Fahrausweis entgegen." Go , proceed!" Er hatte zum Glück keine Zeit, ins Auto zu schauen.
In der Nähe von Omaruru kehrte ich in die Sandstrasse, die zur berühmten Game Lodge führt, welche der Churer Dominig vor etwa 20 Jahren aufgebaut hatte; denn er schuldet mir noch Geld von den 10 CD´s , die er uns freundlicherweise  abgekauft hatte. Eine wunderschöne Lodge.  Die Sekretärin, die uns das Geld aushändigte, war sehr nett und erlaubte uns sogar, die Gegend um die Lodge herum anzuschauen. Ich hielt den Fotoapparat bereit. Nach wenigen Minuten ging ein Geschrei los:" Lis, Lis," und ein Geheul eines mir unbekannten Tieres. Bevor ich wahrnehmen konnte, was da in einem Höllentempo neben mir vorbei raste und meinen Fotoapparat zu Boden riss, sah ich meine Leute ins Auto rennen . Dann erst entdeckte ich, wie ein Gepard weit weg rannte; dann packte ich den Fotoapparat und ging aber schnell ins Auto.
Ich behauptete, dass der Gepard hinter dem Gitter vor mir vorbei rannte, doch die andern sagten, dass er draussen jagte. Der Wächter bemerkte nur, dass es besser sei, wenn wir jetzt verschwinden würden, was wir dann auch gerne taten.

Vor uns ein Lastwagen, der im Sand leer spulte und dann hocken blieb.
Nach langer Zeit erschien ein Vehikel, das versuchte, mit einer Seilwinde den Lastwagen herauszuziehen . Das gelang nicht. Nun versuchte ich das Glück, doch auch mein Auto mit dem Anhänger sass fest. Auf einmal kamen Leute daher, die mir halfen, das Fahrzeug aus dem Sand zu heben. Das ist das Schöne hier in Afrika: Wenn jemand in Not ist, rennen schnell Leute daher und helfen, auch wenn sie nicht einmal etwas dafür bekommen. Sie denken höchstens:"Wenn es mir einmal schlecht geht, werden mir die Menschen auch helfen."

 Plötzlich wurde es dunkel. Irgendwo begann es zu regnen.



 Ausser der kleinen Viktoria schnarchten alle neben der Harfe, die hier auf der Foto rot eingepackt ist. Auch ich musste während des Fahrens gegen den Schlaf ankämpfen.
Doch zum Glück gabs bei Hans Leu in Otjiwarongo einen starken Kaffe,
und ich konnte die weiteren 180 km in Angriff nehmen.
Immer wieder begann es zu regnen, und überall begleiteten uns Regenbögen.
Mein rechter Daumen, den ich wegen einer Blutvergiftung vor wenigen Tagen im Spital in Swakopmund behandeln liess, machte das Steuern wegen eines pulsierenden Schmerzes etwas mühsam.
Früh Abends endlich im APC Tsumeb.. Aber das Durcheinander im Anhänger musste, bevor ich die Leute in die Blechhütten heimfuhr, in Ordnung gebracht werden, was eine etwas saure Stimmung aufbrachte.  Sie waren alle sehr müde.
Doch ich musste, wie oft schon, eine Predigt halten über Dankbarkeit

Freitag, 13. Dezember 2013

Wer küsst die Schlange?

Heute Nachmittag benutzten wir die freie Zeit, den Schlangen-Park in Swakopmund zu besuchen. Alle Schlangen waren hinter grossen Glasscheiben und konnten wegen ihres tödlichen Giftes nicht berührt werden, ausser die Phyton, die nicht giftig ist. Ein Schüler hatte die Idee,10 Dollar jenem zu geben, der  diese Schlange küsst. Zaghaft versuchten einige, die Schlange über die Schultern zu legen, um die Schlange küssen zu können. Der Junge rechts versuchte, den Kopf des Tieres an seine Lippen zu heben. Doch die Schlange zuckte den Kopf weg, und niemand wagte es ihm nachzutun.

Die 9 jährige Cellospielerin Victoria hatte mit dem schweren Gewicht der Schlange recht zu kämpfen.
Dieses Tier tut dem Menschen nichts. Doch ein anderes Mädchen, das draussen mit einem Hund spielte, wurde plötzlich zum Ziel der Schlange, da sie vom Hundegeruch angezogen wurde. Blitzschnell nahm der Wärter die Schlange und sperrte sie hinter Glas.
Der Geruchsinn der Schlangen ist gut entwickelt. In diesem Falle hätte die Schlange das Mädchen mit einem Hund verwechseln und sofort zum Würgegriff übergehen können.
Die Wärter füttern die Phyton nur ein Mal im Monat mit einem lebenden jungen Schaft , eines Haasens o.ä.; verschlungen wird das ganze Tier.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Max und Moritz waren Sieger

Leider war es verboten, im Konzertsaal zu fotografieren. Warum? Das verstehe ich gar nicht; denn wie gerne hätte ich am Schluss des heutigen Juniorenkonzert die beiden Trompetenspieler fotografiert, als sie von der Dirigentin aufgefordert wurden, aufzustehen. Sie strahlten, und das Publikum klatschte. Ihr stundenlanges Üben gestern Nacht hat sich also gelohnt.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Promenadenkonzert

Heute Nachmittag fand das Konzert draussen statt. Links beginnt sich der Zuschauerraum der Arena mit Alten  und Jungen , Schwarzen und Weissen zu füllen . Der Eintritt: Freie Kollekte, und so wird es möglich, dass sich so ein Gemisch einfinden kann. Rechts beginnen  die Spieler und Spielerinnen ihren Sitz  zu finden. Die Sonne brennt. Rechts hinter dem Palmenhain rauscht der Ozean und bringt einen kühlen Wind.
Ein kleiner Ausschnitt vom Orchester. Rechts aussen spielt der Bongani vom APC Tsumeb all die Stücke ohne Noten. Hat er sie einmal gespielt, braucht er die Papiere nicht mehr, dafür setzt er sich eine dunkle Sonnenbrille auf. Ein Lehrer erzählte mir heute, dass dieser junge Kerl gestern Abend im Teacher-Konzert das Publikum mit seinem Können an sich gezogen hätte.
Es ist nun wieder die Frage: Was macht das APC mit diesem begabten Kerl, der zwar beste Konzerte liefert, aber weder gut unterrichten noch weiter studieren kann, weil ihm die dazu nötige Schulbildung fehlt ?

Dienstag, 10. Dezember 2013

Max und Moritz im Jugendorchester

Zwei junge Trompeter sitzen in der hinteren Reihe des Jugendorchesters. Beide spielen gleich schlecht. Was sie unterscheidet: Der eine ist sehr klein, dünn, schwarz und grosse, dunkle Augen leuchten aus dem  Weiss; der andere ist gross, kugelrund, weiss, und man sieht aus lauter Pausbacken die Augen nicht mehr. Wenn der Schwarze falsch spielt, sagt der andere: Das warst Du; ich werde es Dir nachher  besser zeigen, wie es tönen soll; macht der Weisse Fehler, sagt der Schwarze, dass er es ihm nachher besser zeigen werde, wie es richtig tönen soll. Nach der Probe sah man die beiden draussen unter einer Palme sitzen. Nelson Mandela hätte an diesem Bild Freude gehabt und gelächelt.

Montag, 9. Dezember 2013

Das Jugendorchester in Swakopmund wird immer besser und farbiger

Heute morgen bei der Probe:
Alljährlich findet in dieser Kulturaula im Dezember das Junioren-Konzert statt. Ich stelle fest, dass dieses Orchester jedes Jahr grösser wird, und wie auf dem Bild zu sehen ist, spielen schon recht viele Schwarze  zusammen mit den weissen Jugendlichen. 5 Harfen,  3 Celli, einige Geigen und vor allem viel Blasinstrumente werden von den schwarzen APC Kindern gespielt, und sie spielen gut, was auch die ausländischen Gastdirigenten überrascht.

Sonntag, 8. Dezember 2013

3 Tage schon an der Musikwoche in Swakopmund

 Nach wirklich stundenlangem und anstrengendem Musiküben vergnügen sich die Kinder und Jugendlichen am Strand.



Die mutigen Schwimmer wagten sich in die kalten Wellen zu werfen.



Nun sind sie nass und frieren.
Den ganzen Tag üben, abends im Sand tummeln, im kalten Meer schwimmen und zu Hause dem kalten Abendwind standhalten zu können, macht grossen Hunger. Hier versammeln sie sich vor dem Küchenbungalow, wo ihnen von der Köchin ein Teller voll Reis mit Wurst  herausgegeben wird.






Der Viola-Spieler Andreas setzt sich mit seinem Teller abseits der Gruppe in eine Ecke, weil er auf diese Art sicherer sein wird, dass niemand ihm die Wurst vom Teller wegstehlen kann.











Es ist Sonntag Abend, und morgen um 08°° wird in der Schule wieder weiter unterrichtet und geübt. Die Dozenten loben unsere schwarzen Kinder für ihr gutes Können auf den Instrumenten und auch für ihr gutes Benehmen.
Die Spenden, die ich jeweils für das APC erhalten habe, zeigen nun ihre Früchte.

Samstag, 7. Dezember 2013

Teilnahme am Internat.Musikworkshop

Am 4.Dezember fuhren wir mit 26 Kindern und Jugendlichen nach Swakopmund, der Stadt am Benguela Meer, wo wir an der Internat. Musikwoche teilnehmen.
Der Traum, auch einmal das Meer, das unendlich viele Wasser erleben zu dürfen, wird nun für die fleissigsten Musikschüler wahr.









Der Weg dorthin war heiss, vor allem, wenn wir wieder einen zerplatzten Reifen zu wechseln hatten.

 Die Strecke war lang.
Hier gings durch die Wüste, an einer Uran Mine  vorbei.
Meist schliefen alle im Wagen, was für mich anstrengend war; denn schliesslich wäre ich auch am liebsten eingeschlafen, doch am Steuer ging so etwas nicht.
 Für unsere Leute mietete ich 4 solcher Bungalows, die der Stadt gehören. Die beiden Köchinnen Monika und Florence aus Otjiwarongo ist das Kochen auf 2 kleinen Herdplatten schon recht mühsam, vor allem, wenn die Jungen so Riesenmengen verschlingen möchten.
Hier übt das kleine Jugendorchester.
In einem andern Schulraum probt der Chor,
in der Konzerthalle übt das grosse Orchester,
und das erste Mal sind auch Harfen dabei, dessen Spielerinnen ich unterrichte.

Am Morgen früh beginnt der Betrieb jeweils um 8°° mit einer musikalischen Besinnung. Wenn der Bischof spricht, senken all Schwarzen den Kopf; die Weissen schauen gerade aus.

Heute war die Besinnung eindrücklich: Der Tod von Nelson Mandela wurde bedenkt.

Montag, 2. Dezember 2013

Ein fragwürdiges Matriarchat

Sie sitzt da, wird täglich runder, ruft den Mann, den Freund oder sonst den Nächsten herbei:" Hol mir ein Glas Wasser, bring mir eine Wurst und ein Fettbrot, hol mir, bring mir hol und bring mir, und gib mir..."
Vor Jahren hatte ich einmal so eine Afrika-Madrone als Aushilfslehrerin im APC angestellt. Die sass einfach da, rief sogar den Trompetenlehrer aus dem Nachbarhüttchen herbei, um ihr vom Brunnen Wasser zu holen. Er liess seine Schüler allein, rannte, suchte lange nach einem Becher und brachte ihn schliesslich dieser Frau. Als sie das Glas ausgetrunken hatte,rief sie ihn wieder herbei und befahl ihm, im nächsten Laden ein Fettbrötchen zu holen. Als ich diesen Trompetenlehrer weggehen sah, fragte ich ihn, warum er einfach von der Lektion weglaufe. Er war verlegen und sagte, dass diese Meme dort ihn geschickt habe. Ich forderte ihn auf, dieser Meme das Geld zurückzugeben und unterrichten zu gehen. Er tat so. Daraufhin telefonierte sie mir mit dem Handy und sagte etwas schroff, dass sie Hunger habe. Sie sehe elefantös und gar nicht nach Hunger aus und habe jetzt zu unterrichten, gab ich zurück. Dann schickte sie ihre Schülerin. Und diese Schülerin musste rennen.
Heute erschien Gideon, der Chef des Musikrepairworkshops müde und mit verweinten Augen. Seine Schwiegermutter hätte ihm seine Frau und die beiden Kinder weggenommen und zu ihr zurück geholt. Gideon schlief bei einem Freund am Boden.
Der Grund: Gideon lebte mit seiner Frau, seinen beiden Kindern, zwei Schwiegersöhnen, einer Schwester und dieser Schwiegermutter zusammen und gab jeweils den Lohn in diese Gesellschaft. Er war der einzige Broterwerber. Als die Schwester, die noch die Primarschule besucht, mit einem Freund ins Haus kam und auch noch hier übernachten und essen wollte, warf ihn Gideon raus. Da gab es einen grossen Krach, und die Schwester, welcher das Haus gehörte, warf Gideon mit seinen beiden Kindern aus dem Haus. Er fand in einem alten Compound (das sind alte Schlafräume ohne Wasser und Licht, wo früher die Minenarbeiter gehaust hatten) bei einem Freund Unterschlupf. Seine Frau folgte ihm, denn sie wolle mit Gideon zusammenbleiben. Das ging so einige Tage. Doch die Meme Schwiegermutter hatte das Sagen und rief die beiden Kinder und die junge Frau von Gideon weg. Sie gingen. Und Gideon kann sich nicht wehren, weil er gegen dieses Matriarchat nicht ankommt.
Ich erklärte ihm, dass er so was nicht einfach hinnehmen dürfe. Da weinte er. Erst als ich ihm sagte, dass er nichts mehr von seinem Lohn in diese Gesellschaft abzugeben habe, wurde er ruhiger.
Ich verstehe nun besser, warum die Männer dieses Matriarchates so versoffen sind.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Nun kam er doch, aber

zur falschen Zeit. Ein Jahr lang warteten wir auf den Regen; doch ausgerechnet am Schlusskonzert, das wegen Ferienbeginn nicht verschoben werden konnte, begann es richtig zu regnen. Zur angekündigten Konzert-Zeit sassen 2  Gäste da. Auf der einen Seite fteuten wir uns alle auf diesen Regen, doch auf der andern Seite waren wir nervös und unsicher, ob wir einfach auf mehr Zuschauer warten sollten . Mit der Zeit kamen einige Eltern mit Regenschirmen daher. Also: Let´s start! Um 20°° begannen wir mit lauten Marimbaklängen. Dann startete das Harfenensemble, und mit der Zeit dann war der Zuschauerplatz ziemlich voll, und es regnete weiter; kein Gewitter mit Blitz und Donner, einfach viel Regen, und alle sassen genüsslich im Regen. Der Vize-Stadtpräsident verteilte nach jedem vorgetragenen Musikstück die Zertifikate. Um halb nach 10Uhr beendeten wir das Konzert. Die bis zur Haut durchnässten Zuschauer applaudierten kräftig. Ein doppeltes Vergnügen: Endlich nach 10 Monaten der erste richtige Regen, die feine Abkühlung und dazu das schöne Konzert.