Samstag, 30. Dezember 2017

Namibia, das Land der Gegensätze


Soeben in einer Zeitung gelesen: Das Land, das 700 000 unterernährte Menschen hat bei einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 2 Millionen.
Daneben gibt es das grosse Problem der vielen Fettleibigen.
Gestern beim Schlangestehen am Postschalter hatte ich Zeit, die Leute zu beobachten. Am Postschalter findet man meistens nicht die Unterernährten, sondern mehrheitlich die Überernährten.
Es gab keine Figuren, sondern nur noch Säcke mit Füssen dran.
Dabei wird Namibia als eines der schönsten Länder der Welt beschrieben. Das höre ich oft von weltbereisten Touristen, die das APC besuchen.

Neuer Leiter im APC Oshikuku


Eine wahre Geschichte, die sich genau vor 25 Jahren zutrug: Ein Strassenkind hat es zum APC Leiter gebracht. Wie dies möglich ist, erzählt die folgende Geschichte:
Vor 25 Jahren wagten die Jugendlichen das erste Konzert im grossen Saal der dortigen Missionsstation Oshikuku zu geben. Viel Anstrengung wurde unternommen, um Zuschauer zu bekommen. Nachdem wir alle Musikinstrumente mit samt Marimben und Trommeln auf der Bühne bereit gestellt hatten, war es 16°°. Um 17°° sollte das Konzert beginnen. Alle Spielerinnen und Spieler verliessen die Bühne, um sich noch umziehen zu gehen.
Der Saal füllte sich mit Primar-Lehrern und  Angestellten des nahegelegenen Spitals, mit Polizisten und vielen Pfarreiangehörigen. Es entstand eine peinliche Situation: Die Zuschauer warteten und warteten auf die Performer. Nach einer halben Stunde begannen die Leute unruhig zu werden:" Was soll das? Wo sind die Spieler? Ich stand allein auf der Bühne und schämte mich fast zu Tode. Nach und nach begann sich der Saal zu leeren, und so gegen 19°° war er leer, nur ein verlorenes, in Lumpen gehülltes Kind sass noch wartend auf der vordersten Bank. Und dann stolzierten die Spielerinnen und Spieler so langsam herein mit fragenden Gesichtern. Neue, aufgetürmte Frisuren, Stöckelschuhe, Krawatten und einige noch mit Vaters schwarzen Anzügen.
Ich war wütend: "Der Saal war voll, und Ihr macht Euch für nichts schön." Nach langem Schweigen wollten sie gehen; doch ich hielt sie zurück und sagte, dass jetzt für dieses Kind, das schon über 2 Stunden auf Euch gewartet hat, das ganze Programm gespielt wird."
Es wurde eine Stunde lang gespielt, und das Kind strahlte vor Begeisterung.
Am Montag darauf kam dieses Kind ins APC und fragte, ob es auch spielen dürfe. Es hiess Shangelao Andreas Wedeinge. Shangelao durfte alle Instrumente ausprobieren. Er war sehr talentiert, lernte schnell und nach wenigen Monaten war er der beste Marimba Spieler. Er hatte ein Zuhause im APC gefunden. Eines abends lud er unsere erste Volontärin aus der CH Caviezel Regula und mich nach "Hause" ein, um uns seinen Besitz zu zeigen:" Da oben auf dem Baum sitzt ein Huhn, und dieses Huhn gehört mir! Er werde es einmal schlachten und mit uns zusammen essen!"
Wenige Jahre später gaben wir ein Konzert in Windhoek, wo Shangelao Querflöte spielte. Unter den Zuschauern war die Direktorin für Kunst des Erziehungsministerium. Am Ende des Konzertes wurde Shangelao von dieser Frau eingeladen, am College für Musik Querflöte zu studieren.
Nach Abschluss dieses Studiums nahm er eine Stelle als Musiklehrer in einer privaten Schule an.  
Er kam aber immer an die APC Konzerte, um mit zu spielen. Als ein Militär Oberst in der hintersten  Bank sass und Notizen machte, hatte ich mich nur gefragt, was dieser Mann dort tue. Nach dem Konzert  lud er hinter meinem Rücken die besten Spieler für die NAVI Band in Walvisbay ein. Er versprach ihnen einen grossen Lohn. 5 unserer Lehrer erschienen am Montag nicht mehr zum Meeting; seit jenem Abend war auch Shangeloa verschwunden. Nach 13 Jahren NAVI-Mitglied bekam ich einen Anruf von Shangelao;  er  habe gehört, dass APC Oshikuku einen neuen Leiter suche.
Es erfolgten zuverlässige Vorstellungsgespräche mit dem Personalchef des APC Verwaltungsrates  H.Leu. Und Shangelao wird offiziell am 8. Januar diese Stelle antreten.
Er sucht bereits in Gärtnereien nach Pflanzen, die der Dürre standhalten können. Gratuliere!

Sonntag, 24. Dezember 2017

Afrikanische Weihnachten

Eben kam ich zurück, nicht von der Mitternachtsmesse, sondern vom grossen Blechhüttenviertel, wo ich Elifas, den Klarinettenspieler und Selma, die Harfenistin heimbrachte, nachdem sie den Gottesdienst mit Musik verschönert hatten. Die Messebesucher waren alle hübsch gekleidet, sangen laut und erfreuten sich an der Musik von Elias und Selma. Der Applaus war bis nach draussen zu hören, wo ich im Auto wartete.
Auf dem holperigen schmalen Rückweg begegnete ich einer ganz andern Welt. Überall die apathischen Gesichter von jungen Menschen, Bierflaschen oder gröbere Steine wurfsbereit in den Händen, manche blieben mitten auf dem Weg stehen; ich wagte nicht zu hupen; denn ein Aggressiver könnte einen Stein auf die Windschutzscheibe werfen. Die Heimfahrt dauerte einfach sehr lange, und ich war ziemlich angespannt auf das, was plötzlich kommen mochte. Den Bierbuden, in denen Leute tanzten und grölten, patrouillierten Polizisten in Gruppen entlang, nie einer alleine; denn trotz Schusswaffe schien es für einen zu gefährlich zu sein. Endlich fuhr ich dann auf eine geteerte Strasse, wo ich wieder sicherer war,  kurvte um das nahegelegene APC, sah den Nachtwächter winken, und dann noch um die nächste Ecke nach Hause. Kaum hatte ich das Garagentor zugeschlagen, hörte ich eine Gruppe Frauen mit einem weinenden Baby vorbeirennen, wahrscheinlich dem Spital entgegen.
Die Harfe werde ich Morgen früh in der Kirche abholen gehen.

Freitag, 22. Dezember 2017



Hier im Bild: Die noch im Bau befindende Burg des reichsten Mann in Tsumeb. Sie wird noch höher werden. Würde zuletzt oben drauf nicht noch eine Helikopterhandfläche gebaut, würde sie einem mittelalterlichen europäischen Schloss ähnlich werden. Viele Leute fragen sich, was dieser Protzbau bedeuten soll. Was soll's, auch die reichsten Leute müssen einmal sterben.
Doch das grosse Glück sieht man oben: Heute fegen die Wolken nicht vorüber; sie leeren sich aus. Eine wunderbare Abkühlung für die Tierwelt, den Menschen und die ganze Natur.
Den ganzen Tag Regen, und wie es scheint, wird es morgen noch weiter auf das Land regnen, nicht mehr nur den Ozean weiter füllen.


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Die Musikwoche in Swakopmund ist vorbei


Es gingt an die Rückfahrt von Swakopmund nach Tsumeb. Wir hatten 3 dieser Spitz -Bungalows für die Musikwoche gemietet gehabt. Alle waren sehr müde und mussten mehrmals aufgefordert werden, nichts in den Hütten zu hinterlassen.
Die Dozenten hatten die Jugendlichen recht herausgefordert, einige übten 8 Stunden am Tag auf ihren Instrumenten. Dies war wirklich gut; denn sie konnten von Spezialisten der einzelnen Instrumente sehr viel lernen. Das Schlusskonzert war dementsprechend hervorragend, und unsere Spieler erfuhren, dass nur durch hartes Üben etwas Grosses erreicht werden kann.
Beim Einpacken wollte niemand so recht behilflich sein; denn die Müdigkeit und die Kälte machten sie so untätig; doch munterte ich alle auf, die Kälte noch zu geniessen; denn nach wenigen Kilometern wird es wieder heiss werden. Und das wurde es auch, speziell durch die nicht enden wollende Wüste. Alle schnarchten im Wagen, eine mühsame Fahrt für den Driver Lis.

Verkehrt


Mit Blitz und Donner rollen diese Wolken im Eiltempo über das Inland Namibias. Vom Osten her werden sie gegen Westen getrieben.

Sie ziehen weiter und weiter über das Land Namibia hinweg, über die Namib-Wüste, der das Entleeren der Wolken so gut täte. Hier im Hintergrund die berühmten Berge, die schon seit Jahrzehnten für den Uranabbau herhalten.

Die Wüste wird immer karger je mehr es gegen den atlantischen Ozean hingeht. Im Hintergrund steigen die Kumulus Wolken. Sie eilen daher. Wohin denn, wenn sie sich nie ausleeren?

Hier stürmen sie in den kalten Ozean, über den Benguela Strom hinaus.
Und dort entleeren sie sich, als ob der Ozean bewässert werden müsste.

Diese Wolken regnen hinten über dem Ozean. Warum nicht einige Kilometer vorher? Dann müsste die Municipality von Swkopmund nicht mit teuerstem Süsswasser, das aus dem Grundwasser der Wüste hergeleitet werden muss, das Ufer künstlich bewässern. So wächst Gras am Ufer, und die Touristen freuen sich über das Grün.



Montag, 11. Dezember 2017

Abfahrt nach Swakopmund



















Zur Zeit der Morgendämmerung schon ein Gewitter mit Regenbogen.
Kinder und Jugendliche mit all den Musikinstrumenten, Kochkesseln und Kleidersäcken bestiegen 2 Busse. Ein Mädchen sagte, dass es eine wunderbare Musikwoche in Swakopmund geben werde; und alle bewunderten den Regenbogen und deuteten ihn als Zeichen kommenden Glücks. Dann fuhren wir los.

Hier in Otjiwarongo machen wir bei Hans Leu einen Kaffee Stop. Er wird noch mit seinem Wagen die Kochequipe und ein Kind mit nach Swakopmund nehmen. Ein Jugendlicher meinte, dass diese 2 Tokoloshi kein gutes Zeichen seien; denn sie würden Unglück bringen. (Irgendwie übersetzt heisst Tokoloshi: Schrättli, Dämonen oder Fetische etc.) Diese beiden Holzfiguren sind sehr alt; Flüchtlinge aus dem Osten Kongos haben sie mitgebracht in der Hoffnung , einen Käufer zu finden, um überleben zu können. Hans Leu hatte sie ihnen abgekauft, als er im Flüchtlingslager bei Otjiwarongo Gottesdienst hielt. Nun stehen die Figuren am Hauseingang bei Hans Leu. Doch bis jetzt ist noch nichts Schlimmes im Haus passiert; die Bewohner sind gesund, und diese Figuren halten höchstens die Hauseinbrecher fern.














Wir besuchten den Schlangenpark in Swakopmund. 2 Jugendliche hatten den Mut, eine Riesenphyton aufzuheben und sie um den Körper zu wickeln. Ein sicher 2 m hoher, spindeldürrer Mann, den ich vor Jahren im Schlangenpark der Etosha beim Vorführen einer Blackmamba angetroffen hatte, ist nun der Leiter dieses Schlangenparkas. Er  erklärte uns, dass die Reptilien magische Kräfte haben. So hätte Lis viel Glück; denn die ganze Zeit stellte mir eine Schildkröte nach, ganz hartnäckig folgte sie meinen Füssen und nippte an den Zehen.
Und den beiden Jugendlichen, welche die Schlange um ihren Körper wickelten, sagte der Schlangenbeschwörer, dass sie gesegnet seien.
Ein Kind fragte ihn, mit welcher Sprache er sich mit den Schlangen unterhalte. Seine Antwort: Lies  Harry Potter, und dann erfährst die Antwort.

Freitag, 1. Dezember 2017

Um Mitternacht

Um Mitternacht gibts kein Bild mehr; denn da eilt es: Der Nachtwächter rief mich an, sofort im APC vorbei zu kommen. Er zeigte mir, wo jemand 2 Eisenstäbe am Zaun durchgebrochen hatte. "Da hat jemand vor, diese Nacht einzubrechen. " Ich bemerkte, dass er besser die Polizei rufe; denn möglicherweise seien die Räuber schon hier irgendwo versteckt. " Daraufhin begab ich mich ganz schnell nach Hause und verschloss die Türen

APC gewinnt immer wieder Preise



Als ich spät nachts von der Uris Lodge mit den Marimba Spielern vor dem APC ankam, stand unser Zeichnungslehrer vor dem Tor, wartete schon stundenlang, um uns zuerst das Bild seines Zertifikates für den 1. Preis von Diamanten Schmuck zu zeigen. Er kam von Windhoek zurück, wo er als Overall Winner der SADEC und Namibia den 1. Preis für das Entwerfen  von Diamantschmuck hervorging.
Der Preis: 1 Jahr bezahltes Studium in Mailand für Designing.
Das ist gut für diesen Richarde, dessen Mutter vom Tomaten- und Avocado Verkauf auf der Strasse leben muss und für seinen Sohn nie ein Studium hätte bezahlen können.
Hier im Bild: Ein Modell, das die Diamanten-Schmuckstücke der Wettbewerbsteilnehmer in Windhoek vorführte.

Wenige Minute später
















Gegen zog ich mit 14 Jugendlichen ins benachbarte Shopping Centre, das seit wenigen Jahren gebaut wurde und jetzt schon einige der Läden und Restaurant wieder leer standen, weil die die horrenden Mieten nicht bezahlen konnten. Das teure Gebäude wurde von Südafrikanern aufgestellt, die ihre Ketten wie Foshini, Pep etc. hier in Namibia weiterverbreiten möchten. Die Tsumeber Leute haben das Geld nicht, um hier dauernd die teure Ware zu kaufen. Viel Läden rentierten nicht, zogen wieder ab und hinterließen leere Schaufenster. So hatte und die Managerin angefragt, die leeren Fenster zu bemalen. Ich gab das Thema "Namibia schützt die Natur. "


Zum Glück hatten die Schulferien begonnen, und so konnten wir ohne Unterbruch malen, während die Marimba Spieler in der wunderschönen Uris Lodge, etwa 40 km von Tsumeb entfernt für die Arbeiter der grossen Zementfabrik Ohorongo zum Weihnachtsessen aufspielten. Ich holte sie später ab, und wir erhielten alle ein gutes Honorar, auch noch eine Spende fürs APC.

Bank und Geld und Streik

Über einer Stunde in einer Schlange vor dem Bankschalter wartend, um die Löhne in die einzelnen Konti der APC Angestellten zu bezahlen. Auch das dauerte lange, und als ich dann unsern Angestellten bekannt gab, dass der Lohn etwas später eintreffen wird, waren alle eine wenig enttäuscht; denn sie brauchten das Geld . Ihre Enttäuschung verstand ich.
Doch als ausgerechnet die Dümmste der 23 Angestellten alle zum Streik aufforderte, folgten ihr nur 3 Personen. Diese 4 hockten bequem auf dem Boden und schauten spöttisch zu , wie alle andern weiter arbeiteten. Nach wenigen Stund trat ich zu ihnen und lauschte ein wenig zu. Sie wussten nicht, dass ich ihre Muttersprache Oshiwambo verstand; doch ich hörte, wie sie gegen mich fluchten. Nach einer Weile befahl ich ihnen, arbeiten zu gehen, doch sie lachten mich aus.  Ich eilte ins Office, wo ich 3 Briefe schrieb: Derjenigen, die sowieso das ganze Jahr kaum etwas leistete, übergab ich die fristlose Kündigung, die nächste, die nur am Essen interessiert ist und täglich dicker wurde, überreichte ich die Nachricht, im Dezember nicht mit nach Swakopmund in den Musikworkshop zu kommen, der 3. Frau sagte ich, dass sie keinen Christmas Bonus erhalten werde, und der 4. rannte selber weg; kam später zurück und entschuldigte sich für sein dummes Benehmen. Er ist nicht der Hellste, aber ein guter Gitarrenlehrer, und so bekam er keine Strafe.

In 3 Tagen läuft so viel im APC

Die weisse Frau hier rechts im Bild kommt aus Schweden, der Stadt Falun, die neuerdings eine Freundschaft mit der Stadt Tsumeb eingegangen ist Falun ist die alte Kupferstadt Schwedens, wo kein Kupfer mehr abgebaut und geschmolzen wird, sondern, wo die aufbereiteten Kupferbarren von Tsumeb in Falun zu Gebrauchsgegenständen wie Kupferröhren, Drähte, Saiten, Ringe etc. verarbeitet werden. Wir in Namibia kaufen diese Dinge dann teuer in hiesigen Läden. Das ist Wirtschaftspolitik, von der ich zwar nicht viel verstehe, aber nennen kann ich den Vorgang.
Grossartig ist hier auf dem Bild das kleine weisse Mädchen, das einem schwarzen seine Geige vermacht. Ich hoffe, dass diese Mädchen einander über die Kontinente hinaus schreiben werden.