Donnerstag, 27. Oktober 2022
Die Natur lehrt uns Veränderung
Dienstag, 25. Oktober 2022
Armut und Not machen erfinderisch
Tsumeb ist sehr kriminell geworden, speziell seit der Corona Krise. Es vergeht kaum ein Tag, an welchem nicht jemand umgebracht wird; meistens animieren Alcohol und Drogen das Töten, und:"Auch ich möchte ein Handy oder Geld besitzen, um das tägliche Brot selber kaufen zu können." Letzthin besuchte mich ein junger Mann, den ich im Gefängnis sah, als wir vom APC Häftlinge unterrichteten, die in nächster Zeit als sozialisierte Bürger entlassen werden sollten. Der Mann erklärte mir mit etwas traurigen Augen, dass er wieder einbrechen werde; denn im Gefängnis gab es 3 mal täglich freie Kost. Ich riet ihm an, im APC Trompetre lernen zu kommen, damit er in der Armee Band einmal aufgenommen werden könnte. Der Weg dorthin sei zu lange; er habe jetzt Hunger. Irgendwie verstand ich ihn.
Nun hat er es geschafft: Er stahl einen grossen TV-Bildschirm und trug ihn sichtlich durch die Stadt. Kurz darauf wurde er wieder verhaftet. Jetzt hat er wieder genügend zu essen.
Ich habe heute die Löhne an alle 43 Arbeiter und Lehrer/innen ausbezahlt, aber nur die Häfte; denn ich weiss nicht, ob ich für den November Lohn genügend Geld haben werde.
Heute Abend hatte ich eine Lösung, die Armut im APC zu reduzieren: Eine junge Dame klopfte bei mir an, um mit mir ihre Zukunft zu besprechen. Sie breitete alle Diplome auf dem Küchentisch aus. Als erstes fiel mir das farbige Diplom der Montessori- Schul-Methode auf.
Die Lösung: Morgen wird diese Dame in jedes Postfach in Tsumeb ein Werbungsblatt bringen, das kurz erklärt, was eine Montessori Schule ist, und dass sie im APC eine erste Klasse dafür auftun werde. Da hier nur die Vermögenden ein Postfach besitzen, wird dies schon etwas eingringen; denn die Reichen wollen ja die beste Erziehung für ihre Kinder.
Ich werde natürlich diese Montessori Methode, die ich von früher her kenne, mit dem Erlernen von Musikinstrumenten verbinden.
Samstag, 15. Oktober 2022
APC im Gefängnis
Sonntag, 9. Oktober 2022
APC ging in Streik
Vor 2 Monaten führten die Aerzte, Sozialarbeiter, Regierungsleute, Polizei und APC eine Demonstration durch die Stadt Tsumeb gegen Alcohol und Drogenmissbrauch durch, wo am Ende im grossen Fussballstadion viele Reden gehalten wurden und ein lustvolles und eindrückliches Drama vom APC aufgeführt wurde. Dem APC wurde sehr stark gedankt.
Nun wollten dieselben Organisatoren eine weitere Demonstration gegen Suizide (Selbstmord) durchführen, und das APC sollte wieder so ein eindrückliches Drama vorführen. Wir waren sehr dankbar für diese Aufgabe und übten während 6 Wochen täglich nach der Unterrichtsarbeit von 17 Uhr bis kurz vor dem Einbrechen der Dunkelheit.
Ich fand dieses Drama das Beste von allen, die wir je gespielt hatten. Es traf uns auch im täglichen Leben; denn die Selbstmordrate steigt in Namibia von Monat zu Monat. Grund: Armut, Hunger, Angst, Verlorenheit. Die Betroffenen sind fast ausschliesslich Jugendliche von 14 bis 22 Jahren.
Am Ende kam eine Sozialarbeiterin zu mir mit der Botschaft, dass viele Kinder auf der Zuschauerbühne sein werden. Wir Lehrer/innen waren verblüfft über diese unüberlegte Botschaft und erklärten ausführlich, dass dieses Thema nicht auf der Kinderebene basiert, sondern ganau das Alter aller 5 Gymnasien in Tsumeb angeht und deshalb auch für diese Schüler gespielt werden muss. Nach langem Diskutieren schien sie das Problem zu verstehen und versicherte, dass sie alle Gymnasien zur Demo und zum Drama einladen werde.
Doch leider bleb dieses Versprechen aus. Da beschloss das APC zu streiken.
Nur unsere Ludothek-Lehrerin Rozy bekam die Idee des Streiks nicht mit und ging als einzige mit der Demonstration mit. Sie glaubte, dass wir vielleicht auf der Bühne das Drama vorbereiteten. Sie wunderte sich auch, warum nur Kinder und Eltern teilnahmen. Die Polizei, die Politiker und die Aerzte blieben ebenfalls weg.
Aber Rozy rettete die ganze Situation. Sie hielt eine Rede, sie erzählte unser Drama in Form einer Geschichte, die so spannend war, dass die Anwesenden ihre Tränen wegwischten.
Wir haben im APC vereinbart, dass wir dieses Drama in jedem Gymnasium vorführen werden.
Mittwoch, 5. Oktober 2022
Handgestrickte Socken aus Schurwolle
Heute habe ich meine Lehrer gefragt, warum sie in dieser unmenschlichen Hitze Wollsocken in den Plastiksandalen tragen. Ihre Erklärung war für mich sehr interessant und logisch: Sie tragen diese Wollsocken dann, wenn es sehr heiss ist; denn die Schurwolle nimmt die Hitze nicht auf, und die Füsse bleiben weich und temperaturkonstant. So auch im kalten Winter .
Diese Wollsocken erhalte ich jeweils von den Strickfrauen aus minem Heimatdorf Mels in der Schweiz. Den Frauen tut das Stricken gut und hält die Beweglichkeit der Finger fit. Dabei wissen sie auch, dass sie damit ein gutes Werk für Afrika tun.