Sonntag, 31. Juli 2016

die Armen, die Musik lieben, werden immer mehr


Heute , am späten Nachmittag, fuhren wir wieder ins Blechhütten-Viertel, um den Armen die Musik zu bringen, so, wie wir es gestern getan hatten. Heute waren  schon viele Kinder vor unserer Ankunft dort; denn sie hatten uns erwartet.

Gegen Abend wurden es immer mehr. Sie drängten sich so an die Marimben heran, dass wir nicht mehr frei spielen konnten. Auch einige Eltern gesellten sich dazu und riefen lautstark: "DANKE"

Sarah Gross aus Wien, die erst gestern als Freiwillige für Horn Unterricht im APC angekommen war, spielte bereits mit. Sicher war es für sie nicht so einfach, all die starken Eindrücke der ganz andern fremden Kultur zu verdauen.

Samstag, 30. Juli 2016

Bringt die Musik zu den Armen



Einige Brass Spieler vom APC hatten die einfallsreiche Idee, ihre Musik den Armen in das grosse Blechhüttenviertel zu bringen.
Kaum hatten sie mit dem ersten Lied begonnen, strömten die Leute herbei, zuerst einige Kinder, und dann wurden immer mehr. Nach einer Stunde waren die Spieler mit dem Programm zu Ende, und die Zuschauer baten, weiter zu spielen oder morgen wieder zu kommen. So werden sie morgen wieder spielen.

Sonntag, 24. Juli 2016

Den eigenen Ast abgesägt

Der APC Gärtner liegt im Spital, weil er den Ast, auf dem er sass, auf der falschen Seite abgesägt hatte, und so zusammen mit dem Ast auf dem Boden landete.
Trotz  Erbarmen mussten die Zuschauer lachen.
Aber wer lacht dann, wenn wir alle durch die Klimaveränderung, die wir auch selber verschuldet haben, sterben?

Samstag, 23. Juli 2016

Ich kenne mein Haus nicht mehr

Heute Abend wurde vom APC eines der je besten Konzerte gegeben. Wir hatten auch den ganzen Vormittag geübt, wie man die Übergänge von einer Nummer zur andern ohne langen Pausen gestaltet, und zwar so kurz und interessant wie nur möglich. Dieses Proben ging nur harzig voran. Doch überraschenderweise klappte es heute Abend.
Die Zuschauer waren hell begeistert und mussten nur eine Stunde auf den kalten Zementbänken aushalten. Auf die Minute genau war das Konzert wie angekündigt zu Ende.
" Endlich," so dachte ich, " kann ich heute etwas früher heimgehen." Doch es kam anders: Viele Kinder standen bei meinem Auto und fragten mich, ob ich sie heimfahren könne; denn sie wohnen weit weg im Blechhütten Viertel. Da ich wusste, wie gefährlich nachts das Herumlaufen zwischen den Blech Hütten ist, lud ich den Bus voll und fuhr los. Der längste Weg war sicher nicht länger als 5 km, doch ich brauchte Stunden, um die Kinder am richtigen Ort abzuladen; denn sie kannten ihr Haus nicht mehr. Auf Rätselraten fuhr ich rechts, links , rückwärts, vorwärts und ringsum, dazu waren die Gassen so eng, steinig und voller herumliegenden Bierflaschen. Um Mitternacht fuhr ich endlich in meine Garage, wo ein halbes Dutzend Marimba Spieler auf mich warteten. Sie baten mich um Brot und Kaffee; denn sie hätten schliesslich das Konzert zu einem Höhepunkt gebracht. Wie konnte ich da nein sagen; also kochte ich Spaghetti.
Aber jetzt bin ich steinmüde.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Zu nichts mehr nutze??

"Peya, go away, go" diesen Befehl hört sie täglich von vielen Seiten, sei es von der Schule, von den Mitschülern, von den Verkäufern oder von den APC Lehrern. Der Zeichnungslehrer, der sich eigentlich gut mit Kindern versteht, bat mich, dieses Mädchen aus seiner Klasse zu entfernen, denn es sei unmöglich, es habe eben Farbe aus einer Dose genommen und einem andern Kind damit das Gesicht verschmiert.
Ich nahm Peya und versuchte es mit Harfen Unterricht. Ich bat sie, nächstes Wochenende die Mutter zu bringen. Unmöglich, meinte das Mädchen, denn die Mutter verkaufe Gemüse in Oshikango, einer Grenzstadt zu Angola.Doch überraschenderweise kam die Mutter in die nächste Harfenstunde und war so begeistert von der Tochter; wie  sie so schön ein Lied auf diesen langen Saiten spielen könne. Die Mutter bat mich, dieses intelligente Kind zu fördern.
Das tat ich auch, und Peya ist inzwischen die fleissigste und zuverlässigste Schülerin. Am folgenden Samstag wird sie am Konzert das Publikum mit einem schönen Haufenstück überraschen.

Donnerstag, 14. Juli 2016

Die erste Heirat einer APC Angestellten

Rauna Shifidi, die Hauptlehrerin der Pre Primary Music Education, heiratet morgen. Seit 3 Wochen ist sie sehr ernst, lacht nicht, teilt sich in den Lehrer-Meetings nicht mehr mit. Der Grund: Vor der Heirat, so will es ihre Ovambo Kultur, muss die Frau schweigen und überlegen, ob sie dem neuen Leben gewachsen sein wird. Rauna ist 30 jährig und hat sich nur für einen einzigen Mann entschieden, obwohl sie wegen ihres Aussehens von vielen Männern begehrt wurde. "Ich will kein AIDS; und ich weiss, dass er zu mir hält." Das sagen eigentlich viele, und die meisten werden enttäuscht. Im Schnitt gibt es täglich ein ermordetes Mädchen oder eine geköpfte junge Frau in Namibia bei einer Bevölkerung von nur 2 Millionen Einwohnern. Das ist recht viel. Der Mann zieht ungehemmt das Messer, wenn er erfährt, dass die Frau ihn hintergangen hat.
 Nach der Heirat wird Rauna aus dem Blechhüttenviertel zu ihrem Mann in ein anständiges Haus ziehen können.
"Mein Leben ist schön", sagt sie;"Ich habe einen sehr guten Job im APC, und mein Mann, der ein Automechaniker ist, wird wegen seiner zuverlässigen Arbeit vom Chef immer gelobt. Was will ich mehr? Ich bin einfach dankbar, dass es mir so gut geht."

Sonntag, 10. Juli 2016

Die 8. Hausangestellte

Innert 6 Monaten die 8. Hausangestellte ist auch in Namibia ein Rekord, aber nicht selten.
Es war ein heisser Januar Tag, als die Küchentür aufging und eine sehr dicke Dame mit dem Gartenschlauch hereinkam, um den dreckigen Boden abzuspülen. Sie erschien jeden Morgen mit ihren beiden Enkelkindern, welche sie zuerst im Geschirrtrog badete. Nach 2 Wochen wurde sie in den Norden gerufen, um die Kinder der Mutter abzugeben.
Das war ein einfaches Loswerden, aber die hölzernen Tisch-und Stuhlbeine haben nun Risse.

Die 2. Angestellte war besonders tüchtig im Verschwindenlassen des Geschirrs . Als ich ihr nahelegte, die verschwundenen Dinge zu ersetzen, erschien sie nicht mehr.

die 3. Frau, die viel lieber musizieren möchte als Geschirr waschen, ist heute die beste Flötenlehrerin im APC.

Die 4. Tante erschien einfach zu ihrer beliebigen Zeit, sei es morgens oder nachmittags und sass am liebsten vor dem offenen Kühlschrank. Von einer sauberen Küche hielt sie nichts. So musste ich sie bald wieder entlassen, und wenig später sass ich wieder einmal im Labour Office.

Die 5. Dame sprach nur portugiesisch. Sie war sehr arm, und so liess ich sie wegen eines nötigen  Lohnes  arbeiten, doch nach der 1. Auszahlung erschien sie nicht mehr. Wahrscheinlich wurde sie nach Angola ausgewiesen.

Die 6. Frau war eine fanatische Sektenanhängerin. Sie wollte mich dauernd bekehren, wo immer sie mich sah. Ich bat sie, mich bei der Arbeit nicht immer zu stören mit ihren Predigten. Als ich ihr am Monatsende den Lohn ausbezahlte, kniete sie nieder und dankte Jesus für das Geld, das er ihr in die Hände drückte und hob die Noten gegen den Himmel. Ich nahm ihr das Geld wieder weg und erklärte ihr, wem sie zu danken habe. Nachdem ich ihr das Geld zurück gab, verschwand sie und kam nie wieder. Und ich war froh.

Ein junges Mädchen mit einem  zweijährigen Kind auf dem Rücken  bat mich, bei mir den Haushalt machen zu dürfen. Es hätte die Arbeit in einem Shopping Centre verloren und brauche dringend Geld. Ich liess sie das Geschirr in Ordnung tun und erklärte ihr, dass ich in 2 Stunden zurückkäme, um mit ihr die Arbeit zu besprechen. Nach einer Weile rannte ein Uniformierter ins APC und fragte mich, was in meinem Haus los sei. Als ich mit ihm in nach Hause rannte, sahen wir das Zweijährige mit dem Hausalarm -Operator spielen. Der Mann erklärte dem Mädchen, das Kind nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Da bekam es Angst und rannte mit dem Kind weg.

Als das Mädchen nicht mehr zurückkam, entschloss ich, den Haushalt selber zu machen, auch wenn die Zeit kaum dazu reichte.

Eine vorbeiziehende Frau sah mich  vor dem Haus  wischen. Sie grüsste freundlich und fragte, ob sie diese Arbeit für mich tun könnte. Ich grünste freundlich zurück, und bevor ich noch zu antworten bekam, dass ich selber meine Hausarbeit verrichte, hielt sie schon meinen Besen fest und erklärte mir, dass sie bei Deutschen während Jahren gearbeitet hätte; doch leider seien diese Leute wieder nach Europa zurückgekehrt. Ich überliess ihr den Besen und bat sie, bis Mittag die Küche in Ordnung zu machen. Umarmend dankte sie.
Ich bin nun froh; denn nach 2 Wochen kann ich endlich mein Haus nach der APC Arbeit sauber antreffen.
Ich hoffe, mit dieser 8. Frau Glück zu haben.

Sonntag, 3. Juli 2016

Von den Touristen sehr bewundert

Die Bilder, welche der Zeichnungslehrer Richards Lee Shoombe und einige Kinder im APC malten, und die jetzt in der OMBA Galerie in Windhoek noch bis zum 17. July hängen, werden von den nicht wenigen Touristen bewundert. Unsere Bilder sind ausdrucksstark und etwas ungewöhnlich.
David, der Hilfslehrer von Richard-Lee  und Veronika, welche als Studentin für Umwelt und Tourismus im APC eine Art Praktikum macht, führen während der 4 wöchigen Ausstellungszeit die Besucher durch die Gallery und erklären Bilder. Sie gaben mir heute die Nachricht durch, dass ziemlich viele Leute, vor allem Touristen, die Galerie besuchen und trotz Bewunderung keine Bilder kaufen.
Ich hoffe, dass einige der Bewunderer wieder zurückkommen werden, um Bilder zu kaufen; denn sie sind nicht teuer, doch leider oft etwas grossformatig.
Hier im Bild der blaue Löwe, aus einer sehr traurigen Geschichte entstanden: Vor einigen Monaten knallte ein sog. Trophäenjäger aus Europa den weltweit teuersten und schönsten Löwen ab. Dieser Löwe trug einen Peil-Sender zum Forschuns-und Schutz Zweck; er lebte in der Namib-Wüste. Die Entrüstung über diese kriminelle Tat war gross, auch im APC. Der Zeichnungslehrer bemerkte, dass Blau für ihn das Vorbeigehende bedeutet.