Donnerstag, 28. Juni 2012

mausarm, hübsch und sehr begabt

Wenn solche Jugendliche Freude am Spielen empfinden und auch sehr ausdauernd üben, kommen sie in kurzer Zeit ziemlich weit im Können.
Das ist eine wunderbare Sache im Moment. Doch immer, wenn ich sie etwas zwingen muss, nach der Lektion heimzugehen,( denn halb nach 5 Uhr wird es bereits
 dunkel ), frage ich mich, ob die Jugendlichen diese Kluft zwischen dem Reichsein und der Armut auch so stark mitempfinden.
Hier im APC schauen sie so zufrieden drein; würden sie in ihren Blechhütten auch so strahlen, wären das die glücklichsten Menschen auf dieser Erde.

Montag, 25. Juni 2012

Die frühmusikalische Erziehung muss nicht aufgegeben werden

Noch kürzlich habe ich mich gefragt, ob dieses neue Projekt : "Die frühmusikalische Erziehung" mangels ausgebildetem Personal aufgegeben werden muss. Dieser Gedanke war zu früh und total falsch; denn Miss Rauna, die im Moment einzige sog. Kindergärtnerin für dieses Projekt, geht in letzter Zeit täglich intensiver und mit neuen Ideen an diese Arbeit. Sie hat in ihrem Raum keinen Platz mehr für so viele Kinder, die täglich neu dazu stossen. So nutzt sie die grosse Bühne. (Hinten im Bild): Rauna übt mit 25 Kindern ein Singspiel ein, das sie selber erfunden hat und das wegen des frohen Inhaltes auch grössere Kinder anlockt.
(Vorne im Bild) einige Kinder, welche vertieft in ihrem Spiel "arbeiten". Sie sind mit ihren Musiklektionen zu Ende und wollen noch nicht heimgehen. Zuhause gibt es ja keine Spiele.



Mittwoch, 20. Juni 2012

Not macht erfinderisch

In den letzten Tagen kommen zu viele Kinder ins APC, um auf der Bühne zu spielen. Unser 16 jähriges Spielmädchen ist da etwas überfordert, zudem fehlen ihr auch einige Spielsachen. Nun haben wir heute Nachmittag mit Hilfe der  Arbeiter des Musikrepairworkshops eine recht grosse Kasperlibühne auf die grosse Bühne gezimmert. Morgen werden wir verschiedenste Figuren basteln, um dann in wenigen Tagen die Kinderschar mit Puppentheater beschäftigen zu können.
Eine uralte Theaterform, die heute noch die Zuschauer in Bann hält und grossen erzieherischen Wert aufweist.

Viele dieser kleinen Kinder hier sind für ihr Alter zu klein und zu mager. Trotz der Kälte tragen sie hier dünne Sommerkleidchen. Viele Eltern haben versagt.

Verpasste Chance

Direkt nach dem Eingang zum  APC Tsumeb steht rechts ein altes billiges Gebäude, das auf dem Boden des APC's steht, aber als Eigentum der Stadt gilt, weil  es  hier um ein politisches Seilziehen geht, will die Stadt dieses Haus nicht dem APC übergeben.. APC arbeitet, aber dieses Jugendhaus ist tot, d.h. ohne jegliche aufbauende Jugendarbeit. Da hockt ab und zu ein Jugendarbeiter im Office vor einem Computer, meist stark betrunken, manchmal mit einem oder 2 Kollegen; und dies schon seit 8 Jahren, seit das APC Tsumeb zu bauen begonnen hatte. Auf dem Dach dieses Jugendhauses wächst Gras, gereinigt wird nichts; die Türhenkel fehlen, links hinter der vergitterten Türe befindet sich ein sehr dilletantisches Musikstudio, welches immer wieder von den verschiedensten Leuten, die meist unbekannt sind, betrieben wird, und ab und zu stehlen sie fleissig Material vom APC und auch von ihren Kollegen selbst. Hier wurde einmal von der Polizei Drogen beschlagnahmt.
Die Toilette zu einer Brutstätte von Krankheitskeimen verkommen.
Hätte doch die Gemeinde damals den Mut gehabt, uns, d.h. dem APC diesen Raum zu übergeben, dann wäre daraus ein kreatives Haus geworden, in welchm Kinder und Jugendliche vermehrt musizieren, Theaters pielen, tanzen und  malen könnten.
Die Toilette würde täglich gereinigt, die Wände bemalt und der Garten draussen gepflegt werden.
Doch, wenn die Gemeinde diese Hütte als ALIBI für ihre gute Jugendarbeit behält und nicht dem APC zur Förderung und Entwicklung der Kinder und Jugendlichen dem APC übergibt, schütteln nur viele Erwachsene den Kopf, und für das APC ist so ein Geiz nicht mehr nachvollziehbar.



Es ist wirklich ein Unterschied, wenn man das APC betritt und links die wunderschöne Anlage des Kulturzentrums für die Jugend sieht, und wenn man den Kopf nach rechts dreht, fällt das verkommene leere Jugendzentrum jedem Besucher sofort ins Auge. Manche Touristen haben mich schon  gefragt, warum wir diese Hütte da nicht dem APC angleichen können! "Das gehört der Gemeinde, doch das APC ist gesponsert".  Auch sie schütteln dann den Kopf und meinen , dass wir doch etwas beantragen können. Schon vieles habe ich versucht!
Nun hilft vielleicht die Klimaveränderung; denn wegen der 3 monatelangen anhaltenden Regenfällen vom Januar bis April, und wegen der Kälte im Mai, Juni, Juli und anfangs August können wir kaum mehr auf der offenen Bühne Konzerte und Theater durchführen, auch für die Zuschauer werden diese Angebote vermehrt eine Zumutung; und somit könnte die Gemeinde meine frühere Anfrage, das Jugendhaus dem APC für den Umbau einer Konzerthalle zu geben, positiv beantworten.

Sonntag, 17. Juni 2012

Klimaveränderung verhindert Konzerte im APC

 Vorläufig müssen wir die Konzerte einstellen und warten, bis der Sommer mit den gewohnten heissen Temperaturen wieder da sein wird; denn die offene Bühne und vor allem der Freiluft-Zuschauerraum mit den eiskalten Zementbänken
tragen zur Unruhe und Ungemütlichkeit bei.
Damals, als wir die Bühne bauten, war uns diese Klimaveränderung nicht so bewusst, sonst hätten wir bestimmt eine gedeckte Halle gebaut.

Dienstag, 12. Juni 2012

Weiterbildung für die APC Lehrer/innen

Am letzten Wochenende führte Hans Leu (zur Zeit Psychologe und Theologe in Otjiwarongo einen Weiterbildungskurs für die APC Musik-Lehrer und Lehrerinnen aus Tsumeb durch.
Es ging darum, wie sie die Gruppenlektionen effektiver und  freundlicher gestalten können.
Ich war sehr erstaunt, wie diese Jugendlichen trotz der ungewöhnlichen Kälte von morgens bis abends ganz konzentriert und aktiv dabei waren.
Am Montag sagten sie mir, dass das Essen das Beste war und dann die guten Ideen und Gedanken von Hans Leu.

Wie ich heute beobachten konnte, trug dierser Kurs bereits Früchte:
Die Lehrer und Lehrerinnen waren mit vollem Eifer am Unterrichten.

Samstag, 9. Juni 2012

Stolzer Hauseigentümer

Der 12 jährige Jackson ist Dank einer Spende von Tita Trüb aus Zürich und Luzia Haslebacher aus Sargans zu einem Hauseigentümer geworden. Er wohnte 3 Jahre bei mir, und als seine Mutter letzten Dezember starb, hatte er den Eindruck, für all seine 8 weiteren Geschwister verantwortlich sein zu müssen und brachte die 5 jüngeren Schwestern zu mir in der Hoffnung, dass ich sie ebenfalls beherberge. Das ging natürlich nicht, da ich weder Platz noch Geld noch Zeit dafür hatte. Ich versuchte sie alle im SOS Kinderdorf unterzubringen, aber auch dieses war überfüllt. Auch die Sozialarbeiterin winkte ab, und so blieb mir nichts anderes übrig, als sie in die Blechhütte der verstorbenen Mutter zurück zu bringen. Doch als wir da ankamen, waren das Wellblechdach und die Eingangstüre bereits gestohlen worden. Was nun? Ein Hilferuf in die Schweiz, und kurz danach sendeten Rita und Lucia je sfr. 1000.-, womit ich wenige Tage danach im Armenviertel ein kleines gemauertes Haus mit einem Umschwung vom Onkel eines Musiklehrers kaufen konnte.
In diesem Haus gibt es sogar elektrischen Strom. 2 grosse Matrazen geben Platz für die Kinder. Jackson ist der Chef.
Als ich ihn kürzlich besuchte, zeigte er mir seine Finanzbuchhaltung. Ich staunte, wie er da seine Ausgaben und seine Einnahmen, die er vom Verkauf von selbstgebackenen Brötchen einschrieb. Auch die Stromrechnung hatte er verbucht. Hie und da erteilt er  im APC den Anfängern F-Horn Lektionen, wofür er vom APC etwas Geld bekommt.
So lernt dieser 12 Jährige schon sehr früh, für sich und auch andere zu sorgen.
Kürzlich erschien er mit einem kleinen Hund, den er für ca. sfr 2.- kaufen konnte. " Ein richtiger Hausbesitzer braucht auch einen Schutz, sonst sei er kein richtiger Hausbesitzer," meinte Jackson.
Interessant ist, dass er in der Schule viel bessere Leistungen zeigt, und dass er noch viel Zeit findet, im APC mitzumachen.
Er erteilt manchmal auch jenen Kindern, die nicht zur Schule gehen können, Lese-und Schreibstunden.
Diese Investition von Rita und Lucia hat sich wirklich gelohnt

Mittwoch, 6. Juni 2012

Woher kommen diese Harfe-Mädchen ?

 Elowi erschien heute nicht zum Harfenunterricht, weil sie die Kleider für den Vater waschen musste. Dazu brauchte sie den ganzen Nachmittag; denn das Holz, womit sie das Wasser erhitzen konnte, musste sie zuerst im Busch zusammen suchen.
3 andere Mädchen wohnen in einer alten Minenbehausung ohne Licht und Wasser. Gekocht wird draussen, und für die Notdurft benutzen sie  die öffentlichen Toiletten.
Ein anderes Mädchen kennt weder Vater noch Mutter, und die Tante lässt es nur in die Harfenstunde gehen, wenn es zuerst das Bier für sie gekauft und ihre Kleinkinder den Nachbarn gebracht hat. Ein weiteres Harfenmädchen wird jeweils von der Mutter ins APC geschickt, damit es besser herauskomme als alle ihre älteren Brüder, welche die meiste Zeit hinter Gitter verbringen. Das Kind sagte mir kürzlich, dass die Mutter glaube, durch das APC werde man reich, ohne stehlen zu müssen. Daraufhin lud ich die Mutter ein, uns mal im APC besuchen zu kommen, damit sie auch wisse, was ihre Tochter da tue. Daraufhin erklärte mir das Mädchen, dass die Mutter keine Schuhe habe; und Tage flüsterte es mir heimlich ins Ohr, dass die Mutter die gleiche Schuhgrösse wie ich hätte.
Da ist ein grosser Motivationsunterschied: Hier kommen die Kinder von selbst, sie werden nicht von sog.Eismüttern zum Harfenunterricht geschickt. In Europa ist so ein Harfen-Studium bereits ein Prstige; die Eltern wollen dies für ihre Kinder.

Dienstag, 5. Juni 2012

"Wer soll das bezahlen?"

Isabella Mayenge, ein grosses Talent im Arrangieren von visuellen Geschehnissen auf der Bühne. Hier beobachtet und leitet sie die einzelnen Szenen des APC Musicals. Sie ruft: "Sängerin mehr nach vorn, Tänzerinnen nach rechts, Bongani, der Cellospieler näher zum Mikrophon, die Harfen mehr nach links, " etc.., und alle hören auf sie; denn sie spricht klar und sehr bestimmt.
Schade ist nur, dass sie keine offizielle Ausbildung machen konnte; denn dafür war kein Geld vorhanden. Sie ist die älteste Tochter von 6 Kindern, die alle in Musik und Tanz  sehr begabt  sind. Die Familie leidet oft unter Geldnot. Der Vater hatte eine gute Arbeit in der Kupfermine, die vor Jahren geschlossen wurde, und nun muss er schauen, mit welcher Gelegenheitsarbeit er seine Familie durchbringen kann.
Hätte das APC mehr Geld, würde ich Isabella nach Südafrika oder sonst in ein Land schicken, wo sie Choreogrophy von Grund auf richtig lernen könnte. Mut, Intelligenz und Talent sind vorhanden, doch das Geld fehlt.
Viele Savants oder Genies gehen in Afrika unter, weil weder Ausbildungsstätten noch Geld vorhanden sind. Schade! Und Afrika könnte doch der reichen Welt auch sehr vieles bieten.
Gibt es hier eine Leserin oder einen Leser, die oder der Isabella eine Chance bieten könnte?

Endlich das 1. APC Musical

Bei 5 ° Kälte fand auf der Openair-Bühne des APC während 3 Stunden das erste Musical statt.
Auch wenn wir noch so froren, wollten alle dieses einmalige Spiel zu Ende sehen. Für die Tänzerinnen war es dank ihrer Bewegungen nicht so kalt, aber für der Sängerin und den Instrumentalisten sagte die Kälte arg zu.
Endlich haben wir den Weg auf der Bühne gefunden, Tanz, Gesang, Theater und das Spiel mit Musikinstrumenten in einer Geschichte darzustellen.
Die grosse Arbeit hat sich gelohnt.

Freitag, 1. Juni 2012

10. Folge " Der Hellseher"

Ich bring Dich heute Abend um,
so hatte  der Laptopdieb den Gideon auf der Strasse gegrüsst.
Am Abend läutete das Telefon, und eine weinerliche, halbverstörte Stimme jammerte mir vor, dass nächstens etwas passieren werde. Klagend wiederholte er immer diesselben, kaum zu verstehenden Worte und bat mich dringendst, ihm im Bottlestore "Groove" abzuolen und heimzuahren. "Wärst Du nicht besoffen, würde ich es tun, nun kannst Du heimtorkeln,"rief ich unsanft. "Und wenn mich der Tanzlehrer umbringt, wie er versprochen?  Was dann?" fragte er entsetzt  " Dann werden wir am morgigen Konzert den Trauermarsch zu Deiner Ehren spielen!"
Die umstehenden Lehrer, welche dieses Gespräch ungefähr mitbekommen hatten, glaubten, dass Gideon zusammen mit dem Tanzlehrer den Laptop aus dem APC stahl; denn der Hellseher hätte ja prophezeiht, dass jene, welche das Gestohlene nicht zurück bringen, geisteskrank werden.