Sonntag, 30. April 2017

Hier sind sie aber fleissig

Keine Zeit zum Sitzen. Nach der Orchesterprobe gibts Brot, Butter und Kaffee, und da scheint jede schnelle Handhabung lebenswichtig zu sein; schliesslich könnte der andere mir den Zucker wegnehmen.
 Erst wenn ich meine Brot in meinem Teller gesichert habe, lässt die Situation das Sitzen zu. Und dann wird so genüsslich gegessen, nichts wird geredet. Erst wenn der Kaffee den letzten Bissen hinuntergespült hat, beginnen die vielen Fragen und Diskussionen, ein wichtiger Teil des Tages.
Noch eine leise Bitte an die Leser und Leserinnen:
Vielleicht lässt sich jemand stören von den klirrenden Metallmünzen in der Jacken- oder Hosen-Tasche.Dann würde ich dem ein Ende setzen, die Münzen in eine Schachtel werfen, und sie am Ende des Monats an die Brotspende des APC-Orchesters senden. Da gibt es ein Konto in der CH:
Raiffeisenbank CH 8887 Mels / SG
Mrs. Lis Hider / APC-Namibia  IBAN: CH75 8128 1000 0058 0490 1
Zum voraus schon herzlichen Dank für die störenden Münzen. Lis

Was ist typisch für Afrika?

Es gibt so viele Urteile:" Das ist typisch Afrika!" Und meistens sind sie widerlegbar.
Doch eines trifft:" Wenn wenige schaffen und viele gaffen," dann sind wir in Afrika.

Kürzlich haben wir APC Angestellten beschlossen, nach dem letzten Regen den Gehsteig rund um das APC vom gross gewachsenen Unkraut zu befreien. Während ich glaubte, dass alle 22 Leute sich am Jäten beteiligten, und sich nicht nur die beiden Volontärinnen und ich beugten, um die Pflanzen mit den harten Wurzeln auszureissen, hielt ein Taxi Fahrer an, knipste Fotos und schrie, dass er diese Foto an die Zeitungsredaktion senden werde mit dem Titel:"Wir faulen Afrikaner und daneben die fleissigen Volontärinnen." Er hupte und lachte überlaut, so dass alle Vorbeigehenden dieses Schauspiel sehen mussten.
Alle lachten, am meisten über sich; was auch typisch für Afrika zutrifft: Humor!

Freitag, 28. April 2017

Eine ganz besondere Woche

Da erschienen Herrn und Frau Niklaus und Seraina Labhard mit ihren 3 kleinen Mädchen im APC und blieben 2 Tage hier in Tsumeb, weil sie dieses Projekt APC gut fanden. Diese Familie stammt aus Basel und wurde von der Harfenistin Nikola Hanck, die hier schon 2 mal die Harp-Angels unterrichtete, auf uns aufmerksam gemacht.
Kaum war diese Familie weiter gereist, kam so ganz unerwartet wieder eine Familie aus der Ch, diesmal aus Emetten, mit dem berühmten Reiseleiter Rene zu Besuch. Auch dieser Familie gaben unsere Jugendlichen mit Freuden ein Konzert. Dazu gibts noch eine kurze Geschichte: Vor 7 Jahren traf ich Rene das 1.mal im APC, und ich wollte ihm damals die ersten Blechhütten im Armenviertel von Tsumeb zeigen. Kaum waren wir dort, rannte eine Frau, die bereits die Geburtswehen spürte, zu mir und bat mich dringend, sie ins Spital zu fahren. Beim Spital angelangt, half ihr Rene bis zur Gebärabteilung. Ausnahmsweise waren die Nursen sehr freundlich und bedienten die Gebärende mit Respekt. Die dachten nämlich, dass Rene der Vater sein muss. Nach kurzer Zeit wurde Rene mitgeteilt, dass das Neugeborene ein Mädchen sei, und die Mutter hätte es gleich Rene genannt. So war Rene zum Vater erklärt geworden.

Bei diesem Besuch wollten wir das Mädchen Rene besuchen gehen, doch in dem sich weit ausgebreiteten Blechhüttenviertel ist es fast unmöglich, ein Mädchen namens Rene zu finden. Ein Junge sagte mir, dass ein Mädchen mit diesem Namen die 1.Primarklasse besuche; aber wegen der Ferien ist das Suchen nicht möglich. Ich werde nach den Ferien die Schulleiterin nach Rene fragen.
Der "Vater" Rene brachte uns ein Musik Instrument mit, welches wir schon seit Jahren wünschten: Ein Piccolo. Heute übte eine APC Lehrerin den ganzen Abend damit; denn sie will im APC Orchester mit diesem Piccolo mitspielen..

Kaum war Rene mit dem Besuch weitergereist, erschienen 2 junge Musiker im APC, das sie beim Vorbeifahren ganz zufällig entdeckten. Während ich in der Küche Piano unterrichtete, hörte ich schöne Jazzmusik. Ich ging ihr nach und entdeckte dieses Bild:
Ein Musiklehrer namens Simon, der in Bern Posaune unterrichtet (ganz hinten) und eine Musikerin, namens Alina (links), die das Violin Studium  in Bern abschloss). Die beiden improvisierten den ganzen Nachmittag mit den Marimba Boys. Es kamen immer mehr Jugendliche dazu, welche plötzlich auch mit Violin, Trompete und Posaune dazu improvisierten.  Es entstand eine wunderbare Harmonie im Haus.
Diese Woche nehmen 5 Lehrer/innen aus dem APC Oshikuku an einem Workshop, den unsere Lehrer  veranstalteten teil.

Frohgelaunt und ausgelassen

Wir hören, dass es so viele Afrikaner gibt, denen es in Afrika so schlecht geht, dass sie den Kontinent  verlassen und unter Lebensgefahr wegrennen.
Wir hier aber werden nie in ein anderes Land ziehen; denn das Musizieren hält uns hier fest zusammen. Die Musik kann uns niemand wegnehmen, selbst der Präsident nicht.

Das ist wahr: Niemand kann unsern Jugendlichen, die schon stundenlang während der Ferien im APC  miteinander musizieren, die Musik wegnehmen.
Und oft wird das APC von Touristen besucht. Diese sind jeweils hell begeistert von der Fröhlichkeit dieser Jugendlichen.
Und wenn sie von diesen Besuchern nach einem kleinen, unerwarteten Konzert noch einige Batzen erhalten, ist alles perfekt. Die Jungen werden morgen wieder kommen, und somit sind sie vor schlechten Freunden und Strasseneinflüssen  am besten bewahrt.

Da gefällt es mir

Da gefällt es uns.
Das App könnte jetzt eigentlich auch schließen und 5 Wochen Ferien machen wie die Schulen rund herum. Aber das wollen die meisten Schüler und Schülerinnen im APC nicht. Wie diese Pubertierenden hier Freude beim Musizieren zeigen, und am Abend noch 120 km in die Mokuti Lodge (eingangsEtosha-Pfanne) fahren, um dort für die vielen Touristen während des Nachtessens zu spielen und zu tanzen.
Es gibt auch das in Afrika: Menschen, die sich trotz der Armut zurecht finden, es sich gut einrichten, wo sie zu zusammen mit Musizieren fröhlich sein können und nie an ein Wegrennen denken.
, weil es ihnen zu sehr gefällt.

Dienstag, 18. April 2017

Der gelbe Gärtner

Heute morgen kniete der APC Gärtner, eine grosse Schere in der Hand haltend, im Gras, das er wahrscheinlich im Sinne hatte, zu schneiden; aber er schnitt nie, und da er wie versteinert erschien, ging ich zu ihm hin, um zu wissen, warum er einfach nicht schnitt. Mühsam stand er auf und erklärte mir, dass die Nurse, die seine Lunge geröntgt hatte, ihn als schwer TB krank erklärte und viele Tabletten gab. Er zog aus der Hosentasche  Tabletten und sagte, dass er jeden Tag einige davon schlucken müsse. Sein sonst hellbraunes Gesicht war gelb.
 Ich schickte ihn ins Spital zurück und erklärte, dass er bei der Social Security Commission angemeldet sei und von dort den Lohn erhalten werde, auch wenn er nicht arbeite. Er bedankte sich mehrmals und ging.

Sonntag, 16. April 2017

Zur Nachahmung empfohlen, Schweizerqualität



Das hat mich als Schweizerin doppelt gefreut, dass sich Frauen in meinem Heimatort für mein Projekt in Afrika einsetzten, die Idee hatten, am Palmsonntag anstelle einer grossen Mahlzeit zuhause oder in einem Restaurant, für die Gemeinde Suppe und Dessert anzubieten und den Erlös an das APC, dem Erziehungsprojekt für benachteiligte Kinder und Jugendliche über das Medium Kunst und Kultur zu geben.
Ich weiss, wie ich dieses Geld einzusetzen habe, und ich weiss, welche positiven Resultate zu erwarten sind.





Schweizertassen

Kürzlich kaufte ich im Pep, so der Name des billigsten Ladens in Tsumeb, einige Tassen. Farbenfrohe, verschiedenste Formen und daneben einfache gediegene Tassen. Alle waren genau gleich teuer, umgerechnet etwa 1 sfr. Ich nahm die vorderen 2 grauen Tassen und fragte die Verkäuferin, ob sie noch mehr von dieser Sorte im Gestell habe. Leider nein, antwortete sie und fügte an, warum die Leute so auf diese grauen Tassen stehen, wisse sie nicht; wir hatten viele von denen, und alle gingen zuerst weg.
Diese Tassen strahlten etwas Geheimnisvolles und etwas Währschaftes aus.


Zuhause, als ich die Tassen genauer anschaute, fiel mir die Stempel unten am Boden auf. Die elegante Tasse war mit dem Stempel MADE IN CHINA versehen, so, wie alles Übliche in Namibia.
Ich staunte recht, als ich den Schweizerstempel auf den andern beiden grauen Tassen sah, das Schweizerkreuz , den Text :" Schweizerqualität" las.
Das ist also das Geheimnis! Ob die Leute die Tassen vor dem Kauf umgedreht und gelesen haben, weiss ich nicht, oder ob sie genau wie ich ein besseres Gefühl beim Anschauen bekommen hatten. Der Preis war ja bei allen Tassen derselbe.
Ich frage mich, wie eine Schweizer Firma dazu kam, in einem Billigladen in Afrika Qualität zu verkaufen.
Den ersten beiden Besuchern offerierte ich heute Kaffee in diesen Tassen und fragte sie am Schluss, wie der Kaffee geschmeckt habe und forderte sie auf, die Tassen zu kehren. "Swiss cross, very nice!" Ich sagte stolz, dass ich auch so eine Swiss-cross sei. Ah, darum diese Qualität im APC, bemerkte ein Besucher. Da war ich aber stolz wie nur selten.

Unentschuldbare Dummheit

Vor 12 Jahren pflanzte ich in meinem Garten verschiedene Citrus -, Guava,- Banana -und Papaya -Setzlinge. Heute sind sie zu grossen Bäumen herangewachsen, und ich könnte mich beinahe nur von den Früchten meines Gartens ernähren, ohne für das Essen viel Geld ausgeben zu müssen. Nur die Wasserrechnung ist ca. sfr 50.- teurer als jene des naheliegenden Lehrerhauses.
Dieses Lehrerhaus mit riesigem Umschwung wurde von einem Schweizer Peter Gruber für die Lehrer und Lehrerinnen vor 12  Jahren gekauft. Es standen damals bereits grosse Fruchtbäume in diesem Garten: Bananen, Guava, Papaya, Orangen, Zitronen, selten schöne junge Palmen und andere Ziersträucher. Ich zeigte den Lehrern und Lehrerinnen, wie diese Bäume zu bewässern waren. Nicht ein einziges Mal wurden sie bewässert und gingen langsam traurig ein.
Gestern kamen Lehrer mit Plastic Säcken zu mir und baten mich, von meinen vielen Früchten etwas abzugeben. "Nein, für Euch gibts da nichts; denn wie soll ich Eure Faulheit unterstützen? Wasser hättet Ihr gehabt. Nun geht in den Laden und kauft Früchte"! Sie waren enttäuscht  und sagten, dass sie kein Geld dafür hätten. Das ist wahr; denn die Früchte sind , wie alle andern Nahrungsmittel in eine unerschwingliche Höhe für Normalverdienende gestiegen. Die Inflation steigt wöchentlich.
Ich hatte schon etwas Erbarmen , doch diesmal blieb ich hart und erklärte, wenn sie wirklich die Bäume in ihrem Garten bewässert hätten, könnten sie heute viel Geld sparen. Doch der Disput ging weiter; sie verteidigten sich, das Wasser sei so teuer. "Nein", sagte ich; "das Wasser wurde während der ersten 5 Jahre vom APC bezahlt." "Aber Du hast doch zu viele Früchte für Dich allein, bitte, gib uns, !" "Nein, die Früchte gebe ich jenen Kindern, die fleissig üben und helfen, den APC Garten sauber zu halten."
Heute morgen standen 2 Lehrer in aller Frühe vor meinem Haus und wollten Setzlinge kaufen und hernach das APC putzen gehen. "Jetzt spinnt Ihr wirklich: Am Ostermorgen haben die Gärtnereien geschlossen, geht und denkt nach!"
Und jetzt muss noch die grössere Dummheit beschreiben:
Gestern Abend lud ich die über die Osterferien daheimgebliebenen Lehrer zu einem Braii (Barbecue)
ein. Ich legte ihnen das Holz draussen for das Kamin und bat sie, das Feuer für das Braten des Fleisches zu machen. Nach einer Stunde stank es nach verbrannten Chemikalien. Ich dachte, dass es nun meinen Printer verbrannt habe; nein, der schwarzer Rauch drang durch alle Fenster. Ich rannte hinaus und sah, wie 2 der jungen Lehrer husteten und einer am Boden lag. Im Kamin brannten Plastic Flaschen und bis zur Decke des Kamins rauchte Styropor  mit Holz vermischt. Derjenige, der sich vom Boden langsam und hustend aufkrempelte, war jener, der das Feuer entfacht hatte. Ich fragte ihn, ob er kein Gehirn hätte. Er lächelte und bemerkte; dass er sogar die Matura zu Ende geschafft hätte. "Löscht so schnell wie möglich dieses giftige Feuer!" Während ich Wasser holte, versuchte ein anderer mit einer Plastikröhre das Feuer aus dem Ofen zu schieben, was nicht ging, dafür noch mehr stank. Ich fand keine Worte mehr, löschte das Feuer und begab mich hernach auf die Strasse, um etwas frische Luft atmen zu können.
Während des Nachtessens fragte ich die Teilnehmer, woraus Papier produziert werde. Antwort: Aus feinem Sand. Frage: Woraus macht man Steine? Antwort : Aus Sand. Woraus Macht man Plastic? Antwort: Aus Papier.
Ich gabs auf.
Eines muss ich dem Killer Mugabe doch noch zu Gute lassen: Das Schulsystem in Zimbabwe hatte er so gelassen, wie es die Engländer eingeführt hatten; deshalb in Namibia, Botswana und Südafrika sind es oft die Flüchtlinge aus Simbabwer, die gute Geschäfte führen, die saubere Ärzte sind, die gute Schulklassen führen usw..

Mittwoch, 12. April 2017

was heisst Passion?

Dieses 5 jährige Mädchen will nicht die frühmusikalische Klasse im APC besuchen, sondern es will nichts anderes als Cello spielen. Der junge Lehrer Muinee erklärt ihm die  Bassnoten. Erstaunlich ist es, wie so ein kleines Kind jeden Tag von sich aus mehr Konzentration aufbringt, anfangs etwa 10 Minuten, und täglich wird die Konzertration etwas länger, nach einem Monat sitzt es schon eine halbe Stunde  und streicht in voller Konzertration.

Sonntag, 9. April 2017

Wie hungrige Löwen

Am Samstag haben unsere Marimba Boys an einer Farmer Hochzeit, so , wie ich vernommen habe, sehr schön gespielt und dazu getanzt. Als ich sie nachts abholen ging, klagte der Leiter der Gruppe, dass er sich richtig hätte schämen müssen, wie sich einige der Jungen benommen hätten: Kaum hatten sie das letzte Lied zu Ende gespielt, seien sie wie Löwen an den schön bedeckten Tisch gestürzt und hätten ihre Säcke mit allen Delikatessen voll gestopft, ohne dazu aufgerufen worden zu sein. Ich fragte den Leiter, warum er sich nicht gegen dieses schamlose Benehmen durchgesetzt hätte. Seine Antwort war nur ein Achselzucken. Ich wusste, dass er ihre eventuellen groben Antworten gescheut hätte.
Das ist hier oft ein grosses Problem: Sie wagen einander die Wahrheit nur selten ins Gesicht zu sagen, ausser sie kochen vor Wut, und dann endet es in Aggressionen.

Dienstag, 4. April 2017

Wichtiger Besuch aus der Schweiz



















Ignaz, Rechts aussen,  main Bruder,dann seine 3 Freunde aus Mels und Sargans, haben vor den Marimbaspielern Platz genommen. Die in der blauen Schürze wäre also ich, die Leiterin des ganzen Kulturzentrums APC in Tsumeb, nahe der Etoscha Pfanne.
Zu meiner Person: Ich wuchs in Meld auf, als eine der vielen Töchter von Ferdinand Hidber, der ein beliebter Lehrer in der Dorfschule war, und der auch die Konkordia Musik leitete und stets die nationalen Preise gewann. Er hatte sich überarbeitet und starb an den Folgen im Jahr 1975., so habe ich es noch in Erinnerung. Ich durfte selber noch den Schulbesuch meines Vaters geniessen. Wir waren damals 86 Erstklässler in einem Raum, und wir lernten sehr viel, die nächste 2 Jahre durfte ich bei Arthur Schmon in der 3.und 4.Klasse besuchen, anschliessend ging es dann zum Hobi, der sagte, dass ich nach der 6. Klasse viel zu dumm und viel zu fantasievoll sei, um die Sekundarschule zu besuchen. mein Vater war mit diesem Urteil nicht einverstanden, kratzte seine letzten Batzen zusammen , um mir das Internat in Melchtal zu bezahlen.Da lernte ich sehr viel, so viel, dass ein Lehrerseminar in Rorschach anschliessend drin lag. Mit 20 Jahren kam ich nach Mels und unterrichtete 4 Jahre lang die Mädchenrealschule. Eines schönen Nachmittags gönnte ich meinen 36  3.Realschülerinnen eine Velo Tour nach Bad Ragaz, wo es ein Schwimmbad gab. Sie trugen die gerade neu in Mode gekommenen Mini Bikinis. Wie es mit Pubertätsgäukeln normal ist, wenn sie Burschen antreffen, gäukeln sie . Doch dann mussten alle ins Wasser, und ich lehrte sie schnell schwimmen. Die Sonne schien bald unter zu gehen. Wir mussten an das 8km lange Heimradeln denken. Da ging ein Geschrei durch die Mädchenbande: Die Kleider waren verschwunden. So blieb uns nichts mehr anderes übrig, als in den Minibikinis die Landstrasse von Ragas nach Mels zu fahren, schön ein Mädchen hinter dem andern. Und dann kam es: Die meisten Autofahrer kabelten die Fenster runter, grüssten mit obszönen Sprüchen die hübschen Mädchen, hielten zum Teil an, und ich musste immer wieder eingreifen, manchmal mit den Fäusten. Das wars dann: Am andern Tag entliess mich der damalige Dorfpfarrer, der zugleich im Schulrat das letzte Sagen hatte. Ich trat anschliessend die Schulstelle in der Gesamtschule Weisstannen an und unterrichtete über 35 Kinder in 9 Klassen gleichzeitig. Ich kaufte ein kleines Auto, das aber bald auf dem Glatteis in Weisstannen das Rädchen machte, und in meiner Geistesgegenwart sprang sich aus der Tür. Ich selber hatte Glück gehabt, doch das Auto konnte nicht mehr repariert werden. So ging die 13 km Weg von Mels nach Weisstannen täglich zu Fuss.Nach einem Jahr verliess ich die Schule und machte mit andern Studien ernst: Musik und Malen .
In Kloten, Affoltern am Albis und schliesslich in Zug machte ich Jugendarbeit mit Schwerpunkt Musik, Malen und auch noch Religion, was mir letzteres allerdings nicht so lag. 1990 wurde ich vom Bischof und seinem Vikar Hans Leu animiert, dasselbe in Namibia für die kriegsversehrten Jugendlichen zu tun. 3 Jahre wollte ich höchstens bleiben, doch die Arbeit gefiel mir mit der Zeit immer besser, und aus den vorhergesehenen 3 Jahren sind es nun 27 Jahre geworden, mit den von der Sonne und dem Alter aufgehellten Haaren, die mal schwarz und lang waren. So sitze ich auf dem Foto vorne, und hinten sind einige meiner jungen Marimba Spieler.
Wir spielen Geige, Cello, Klarinette, Flöte, Klavier, Keyboard, Gitarre, wir malen, tanzen und singen.
Und für die Pre Primary Music Education (4 - 6 J.) allerlei Orff Instrumente. Manchmal kommen 200 Kinder und Jugendliche am Tag und lernen Kunst. Das macht sehr viel Sinn für all die Kinder, die materiell und auch seelisch verarmt sind, durch das Ausüben von Kunst sich zu guten Menschen zu entwickeln und auch gute Arbeitsstellen zu finden.
Zwischendurch kommen glücklicherweise junge Freiwillige aus Europa, die mir im Unterrichten helfen, und die hauptsächlich für die Lehrer Ausbildung zuständig sind.
Wenn jemand kommen möchte, melde sich unter   artslis@mweb.com.na

Samstag, 1. April 2017

Kinder beginnen hier wegzusterben wie nichts

In der Zeitung lese ich, wie Kinder , nachdem sie gegen Tollwut geimpft werden, kurz darauf sterben. Kinder ertrinken in Wasserkübeln, während Eltern auf dem Feld arbeiten oder in Bars trinken. Kinder werden von tödlichen Schlangen gebissen. Kinder werden zu Tode geprügelt, Zu Tausenden werden Kinder abgetrieben oder auch nach der Geburt einfach ausgesetzt.
Was soll denn das? Und die vielen Kinder, die nicht mehr lachen, was sind denn das für Sachen?
Ich glaube, dass es gar nie zu so einem Elend käme, würden die Menschen das Gehirn im Leben mehr einsetzen und ganz einfach weniger Kinder"machen", wir sind doch schon zu viele hier.
Aber wem sage ich das? Den Lesern des Bloggs, die es bereits wissen und ihr Gehirn gebrauchen.  Wieviele Jahrhunderte durfte Europa für die Entwicklung brauchen, und wir hier im schwarzen Kontinent fehlt diese Zeit und auch das nötige Geld für bessere Schulen.
Doch zum Glück steht das APC besser dran, Aber diese Schule hat uns auch viel gekostet und wird noch mehr kosten, wollte ich einige Kinder mehr aufnehmen , um ihnen durch das Medium Kunst zu besseren Menschen mit frohen Zukunftsaussichten zu verhelfen. Aber wir  schaffen es! Mit eurer Hilfe!.

tot

Eine Geschichte wie viele andern
Vor Jahren, als der Trompetenlehrer mangels ungenügenden Lohnes, wie er sagte, das APC verliess, um in die NAVI-Band einzutreten, unterrichtete ich selber Trompete, auch wenn ich nur eine kleine Ahnung davon hatte. Zum Glück verstand ich etwas von Methodik, und so kamen viele Kinder in die Trompetenlektion. Ein 13 jähriges Mädchen, namens Selma, war dabei. Es fiel mir wegen seiner schnellen Auffassungsgabe auf. Eines Tages erklärte es mir, dass es von morgen an nicht mehr ins APC kommen dürfe, da es von der Grossmutter in den Norden gerufen wurde. Eine plausible Antwort auf mein WARUM gabs nicht. Wenige Monate darauf war dieses Kind schwanger, und es gebar ein Baby 3 Monate zu früh. Dann musste Selma die restlichen 3 Monate im Spital beim Brutkasten warten. Nach dieser langen Wartezeit entnahm die Nurse den ausgereiften Embryo aus dem Brutkasten und legte den "Neugeborenen" in die Arme von Selma mit den Worten:" Das ist Dein Kind!" Nach einer Stunde war das Baby kalt und steif. Am nächsten Tag fand die kleine Beerdigung statt.
Vor 2 Jahren kam Selma zu mir ins APC zurück und wollte wieder Trompete lernen. Aber da ich in der Zwischenzeit einen guten Trompetenlehrer gefunden hatte, machte ich ihr das Angebot, mit den Kindern, welche ihre Musikstunden zu Ende gebracht hatten und noch nicht heim gehen können oder wollten, mit Lego und andern Dingen zu spielen. Das machte sie mit Freude und sehr zuverlässig. Leider durfte sie nicht lange bleiben; denn ihr viel älterer Bruder holte sie von dieser "nutzlosen" Arbeit weg und steckte sie in eine Bierbude, wo sie den ganzen Tag Alkohol verkaufen musste.
Sie wurde wieder schwanger, gebar das Baby nach 9 Monaten und musste weiterhin Alkohol verkaufen. Das inzwischen 5 Monate alte Baby musste geimpft werden, und am andern Tag war es tot.
Selma ist die Schwester von Jackson, der mangels Eltern bei mir aufwuchs und als einziges Kind von vielen Geschwistern die Schule besuchen konnte. Heute spielt er Hilfslehrer in Cello und besucht das 1. Jahr eine Berufslehre als Schreiner.
Er teilte mir heute mit, dass die Beerdigung des Babys in einem der nächsten Tage statt finden werde.
Selma ist wie versteinert. Sie redet im Moment kein Wort.