Mittwoch, 29. April 2015

Was ist der Preis dafür?

Heute beklagte sich eine Lehrerin über starke Ohrenschmerzen. Allen Arbeitern und Arbeiterinnen kratzt es im Rachen, und sie betteln um Kopfwehtabletten. Ein Geigenspieler blutet aus dem rechten Ohr.
Mein rechtes Ohr schmerzt und hört kaum mehr etwas.
Ich sandte ein Kind, das schon 3 Wochen lang hustet, ins Spital zu einem Tuberkulosentest. Resultat: Keine TB, der Husten werde wieder vergehen, sobald die Mine nicht mehr so viel Säure in die Luft abgeben werde, meldete eine Krankenschwester und sagte, dass ihr die Atemwege auch schmerzen..
Die Mine schafft viele Arbeitsplätze, reduziert etwas die Armut, bezahlt dem Staat hohe Steuern etc.
Doch...Die Leser dieses Blogs müssen den Satz selber weiter denken.

Sonntag, 26. April 2015

Meine Hauswände geraten aus den Fugen

Immer neue Überraschungen: Unter dem Fenster meines Schlafzimmers ein neuer im Riss in der Küchenmauer hoch. Vor wenigen Tagen entdeckte ich 2 lange Risse in den Ecken der Toilettenwänden. Wenn das so weiter reisst, wird sie zur Public Toilette  für die Vorbeigehenden .
Meine Nachbarn erleben Ähnliches. Kein Wunder; denn es donnert unterirdisch, manchmal sekundenlang, wenn die Minen sprengen. Dieser kanonenähnliche Lärm häuft sich in letzter Zeit, da einige Minen neu aufgingen.  Dieser Lärm hat in dem Sinn etwas Beruhigendes, weil man weiss, dass es keine Schüsse von Einbrechern sind. Und dann schläft man wieder gut ein. Nur die Wände und Termiten arbeiten weiter.

Freitag, 24. April 2015

Sympathische Banken gewinnen

Heute morgen rief mir jemand von der First Natoanal Bank in Namibia an, um zu fragen, ob es nicht so schlimm sei, wenn unsere Lehrer den Zahltag einen Tag später erhalten würden; denn der Standardbank sei einen kleinen Fehler unterlaufen, als die APC Sekretärin den Zahlungsauftrag brachte. Das sei kein Problem, beteuerte ich, worauf die Managerin der Bank sich höflichst entschuldigte, und nachdem ich ihr versicherte, dass dies  wirklich kein Problem sei, sich aufrichtig f+r mein Verständnis bedankte.
Man solle sich vorstellen, eine Schweizerbank würde sich die Zeit nehmen, um sich für so einen kleinen Fehler bei den Kunden entschuldigen und dann erst noch tief bedanken, wenn jemand Verständnis für einen Fauxpas zeigt!

Donnerstag, 23. April 2015

der König der Strassenkinderist nun wirklich tot

Die Chefin der Spitatschwestern kam ins APC, um mir mitzuteilen, dass Cacaya, der Chef der Tsumeber Strassenkinder nun echt tot sei. Vor einem Jahr hatte es geheissen, dass er gestorben sei, und nach 2 Wochen lief er wieder seine Betteltour ab. Diesmal sei er ganz tot, sagte sie, und am Samstag werde er begraben. Wir wussten nicht, ob wir laut heraus lachen oder eher die Tränen unterdrücken sollten. Ein Leben, das aus Betteln, Geschichten erzählen und vor allem aus Lachen und Jammern bestand, ist nun zu Ende.

Samstag, 18. April 2015

Die "gefährliche" Trompete von Willi Grünenfelder

Früher, d.h. vor 20 Jahren, konnte ich noch mit einer 2m hohen Giraffe als 3. Handgepäck in ein Flugzeug steigen. Und heute ist nur noch 1 Handgepäck erlaubt. So versuchte ich am 10. April im Flughafen Frankfurt aus den 3 Handgepäcken, die ich aus der Schweiz mitbrachte, nur 2 zu machen. Nach langem Aus - und Einpacken entstand ein einziges Gepäck. Doch bei der 3.Durchleuchtungskontrolle merkte ich, dass die Trompete nicht mehr da war und rannte dorthin zurück, wo ich meine Paketverkleinerung vornahm. Da sah ich die  Trompete umgeben von Polizisten. Die schauten ernst und etwas verwirrt drein. Ich drängte mich zur Trompete vor und erklärte, dass dieses Paket mir gehöre. Als ich aufgefordert wurde, dieses Ding da zu öffnen, traten die Männer etwas zurück und wiesen Passanten Abstand zu nehmen. Eine Weile wurde es sehr still. Dann entstand ein erlösendes Gelächter, als die goldene Trompete zum Vorschein kam.

Donnerstag, 16. April 2015

Meine Strasse

Nun bin ich wieder zurück in Afrika. Ich flog nach 12 Jahren das erste Mal wieder in die Schweiz zu einer familiären Beerdigung.
Am nächsten Tag nach der Rückkehr lief ich wie gewohnt von meinem Haus ins APC. Zuerst fiel mir dieser Abfallkübel auf. Ich hörte in der Morgendämmerung das Rollen des Abfallkübels; schaute aus den Fenster und sah 2 Frauen verschwinden. Ich wusste, dass sie nach Nahrung suchten; sie  mussten mich hinter dem Fenster gesehen haben und rannten aus Scham weg. Die Hungernden suchen nachts die Mülleimer auf. Auch die Räuber schleichen nachts hier vorbei.
Heute morgen sangen einige Strassenkehrer in schönen Harmonien und schoben dabei ihre Besen im Takt vorwärts. Als ich lachte , hoben sie die Besen hoch und wünschten mir einen schönen Tag. Mittags schlarpten Hunderte von blau uniformierten Schülern müde vorbei in Richtung Soweto, dem Armenviertel zu. Am Nachmittag hüpften Kinder und spielten Fussball mit Konservenbüchsen, und dazwischen hupten die Autos. Gegen Abend fuhren die Streifenwagen der Polizei und der verschiedenen Nachtwächterfirmen vorbei und taten so, als ob sie damit die Räuber vertreiben könnten. Nachts hörte ich Stimmen von vorbeilaufenden Menschen mit ihren Handys, einige schrien laut ins Telefon; denn die oder der Angerufene wohnt ja sehr weit weg.
Diese Nacht ging ich nicht ins APC, sondern musste beim Kaffee trinken die Unterschiede der Strassen in Chur (CH) und dieser in Tsumeb auf Papier bringen. Zwei Welten, die nicht zu vergleichen sind.