Donnerstag, 30. April 2020

Unsere Lehrer brauchen Geld


Unsere APC Lehrer und Lehrerinnen haben nur gerade das Nötigste zum Überleben während dieser irren Lockdown Geschichte; denn wegen unseres Leistungssystems im Unterrichten können sie nur den Basislohn erhalten, der so knapp reicht.  So kommen sie immer wieder zu mir und fragen nach einem Zwischenjob. Unterrichten dürfen sie nicht.
Credo, der Tanzlehrer hilft mit, mein Haus neu zu streichen. Er ist dabei so glücklich, dass er beim  Malen des Daches immer wieder tanzt und singt.

Mein Haus strahlt in der neuen Farbenpracht, alle Risse und Löcher in der Wand geflickt, und alle "Arbeiter" sind nun ausbezahlt, aber trotzdem warten sie auf das Ende des Lockdown -Theaters. Die meisten unserer Lehrer und Lehrerinnen sind so weit, dass sie wirklich gerne unterrichten.
Zur Zeit wohnen 5 Jugendliche bei mir, die es sehr geniessen, hier zu sein, vor allem lieben sie die Küche, weil abends ihr Teller voll gehäuft ist.

Mittwoch, 29. April 2020

Das Welttheater "CORONA"

Jede Minute stirbt ein Mensch in Afrika an Malaria

Ich höre täglich Nachrichten, aber selten wird über Malaria berichtet.

Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind an Hunger.
226 Millionen leiden Hunger im südlichen Afrika.

Ich höre täglich Nachrichten, und nur ab und zu wird berichtet, dass man etwas gegen den Hunger tun sollte.

Von den Atombomben nicht zu reden. X-mal könnten die existierenden Atombomben die ganze Menschheit ausradieren.

Ich höre täglich Nachrichten, aber nur hie und da empört sich ein ein Staatspräsident gegen die Aufrüstung des "Feindes" und investiert selber Billionen in die militärische Gegenaufrüstung.

Ich höre täglich Nachrichten, und sie sind gefüllt mit Corona-Informationen, und dann ist bald Schluss.

Als Gott am 6.Tag den Menschen erschuf, war er bereits müde. Das erklärt alles.




Montag, 27. April 2020

Da darf man nicht mehr schweigen, wenn


Wer dieses Bild sieht, kann nicht wegschauen und schweigen. Jahs, ein 12 jähriger Junge, hat seine Nachbarskinder gerufen, um während der Corona Lock-down Zeit sie seriös zu unterrichten. Es ist kein Spiel, es ist ein richtig guter Schulunterricht, der dieser Junge hier betreibt. Morgens um 08°° Schulbeginn in seinem Hinterhof. Die Kinder sind voll dabei. Pädagogisch macht der Junge dies bereits vorbildlich. Zwischen Mathematik und Englisch schiebt er eine Turnstunde ein, um die Schüler nicht ermüden zu lassen. Dann wird von der Wandtafel (hier die hintere Wand des Hauses seiner Eltern, die er , weil er kein Geld für Kreide hat, mit Kohle beschriftet) auswendig gelernt. Der 12 Jährige gibt auch Hausaufgaben, und am andern Tag kontrolliert er sie genau. Er unterrichtet sogar Soziallehre.
Viele Kinder wollen lernen, sie wollen gute Schüler sein, wenn sie nach der Corona Lock-down wieder ins Schulhaus zurück kehren.
In einer andern Stadt ertönt hinter einer Blechhütte Musik: Gitarrenchorde, sehr rhythmisch geschlagen und dazu wird gesungen. Ein Mädchen erteilt Musiktheorie, dann wird wieder gesungen und gespielt. Als Unterrichtsmaterial dient das Flötenbuch Da Capo von der Schweizer Musikerin Claire Schmid. Das 13 jährige Mädchen hatte von mir zum Geburtstag eine Blockflöte und dazu "Da Capo" erhalten, weil es täglich viel übt ; es scheint für die Musik wie geboren zu sein. Sein Berufswunsch: Musikerin. Das Mädchen Selima besuchte mich, bat um einen Kaffee und fragte mich, das APC doch heimlich zu öffnen. Als ich ihm erklärte, dass ich das vorläufig nicht tun darf, bat es mich um einige Flöten, die es später wieder zurückbringen werde. Wenn ich das APC nicht öffnen dürfe, werde sie zuhause ein kleines APC auftun, erklärte es mir.
Wirklich, das hat Selima getan. Und die Nachbar-Kinder kommen täglich spielen.

Sonntag, 26. April 2020

Viele Armen verursachen selbst ihre Armut


Das ist ein Hirsefeld (Mahangufeld). Diese jungen Menschen hier auf dem Bild sind die Geschwister unseres Oboenlehrers. Sie pflücken hier die Hirsekolben und vieles mehr, wie Bohnen, Erdnüsse, Wassermelonen, Butternuts und Süsskartoffeln, das alles zwischen den hohen Hirsestängeln im Januar ausgesät wurden und jetzt kann die Ernte beginnen. Ein harmonisches Bild, und die 3 lachen zufrieden; denn sie wissen, dass sie mit dieser guten Ernte mehr als nur überleben können.
Das Hirsefeld ist kreisförmig angelegt und in der Mitte befindet sich die Wohnung, die aus verschiedenen Hütten mit Strohdach besteht: Eine Hütte als Küche, eine Hütte für den Empfang der Gäste, für jede Person eine eigene Hütte, eigentlich paradiesisch schön. Um das Feld laufen die Ziegen, Rinder etc. frei herum und nachts werden sie in einen Kraal geführt, um vor wilden Tieren und auch Räubern geschützt zu sein.
Nun hat es Jugendlich, welche die Arbeit im Felde scheuen und von einer Welt träumen, wo es einen Bürostuhl gibt, wo man mächtig hinter einem Pult sitzt und Arme verschränkend Leute empfängt, (eben all das , was man im Fernsehen als so billige Soapies bewundern kann). Diese Jugendlichen hiken vom Norden Namibias südwärts in die Städte, wo sie solche Jobs erhoffen, aber sie eben nicht finden. Aus dem wenigen Geld kaufen sie einige Wellbleche, die sie  an die schon bestehenden Wellblechsiedlungen anhängen, und fürs Überleben haben sie Hirse und einen Topf zum Kochen mitgebracht. Sie suchen sich Feuerholz zusammen, ergattern sich irgendwo eine Schaumgummi Matratze und schon beginnt ein neues Leben, ein Leben, das aus dem täglichen Kampf ums Überleben besteht. Arbeit gibt es keine, vielleicht für jene, die irgendwo Verwandte haben, gibt es einen Reinigungsjob oder sogar einen Hilfsjob als Kassier in einem Supermarkt. Aber kaum etwas, was sie sich erträumt haben.
Es gibt dann die Möglichkeit, sich in Banden zusammen zu schliessen, Einbrecherpläne zu schmieden, oder selber Alkohol zu brauen und zu verkaufen. Viele landen später im Gefängnis oder verenden im Alkohol etc.
Der Teufelskreis beginnt: Sie betteln und blamieren auch die Regierung, die ihnen keine besseren Häuser zur Verfügung stellt, sie stellen viele Kinder in die Welt, die sie selber kaum ernähren können.Manch einer sieht dieses Leben als sinnlos, begibt sich wieder in den Norden oder kommt auch ins APC, wo er etwas Schönes lernen möchte. Ich versuche zu helfen und sage täglich: Nur durch hartes Üben kannst Du es zu etwas bringen. Die meisten Lehrer, die sich im APC bewährt haben, Astammen aus diesen Sozialschichten

Samstag, 25. April 2020

Covid 19 bewirkt auch viel Positives

Etwas Starkes musste einmal kommen, um uns zu zwingen, unser gewohntes Handeln zu hinterfragen.
Wir alle wissen, dass unsere Luft, unser Wasser, unsere Erde und unsere Lebewesen (Mensch und Tier)  nicht grenzenlos ausgebeutet werden können, und doch fuhren wir mit dieser Zerstörung gierig und gedankenlos weiter.
So schlägt das Gebrochene zurück.
Ich glaube, dass es mit dem Chemie-Sprayen nicht getan ist, dass ein Verkehrsstop nicht genügt, dass ein Lock down der Schulen, Fabriken und Geschäfte nicht viel hilft, wenn wir nach dem Verschwinden des Königs CORONA wieder wie vorher weiter fahren. Dann laufen wir die Gefahr, dass eines Tages der König und die Königin CORONO erscheinen. Und was dann?

Heute Nachmittag ging ich in einen Lebensmittel Laden, wo mir wie gewohnt die Handflächen recht tüchtig mit einer blauen Flüssigkeit eingesprayt wurden. Da kam ein Mann hinter mir her, der auch sein Hände wie alle andern herhalten musste. Er trat ein, schüttelte die Hände in die Höhe, und es tropfte direkt auf die vor ihm gehäuften Bananen. Dann tastete er die aufgereihten Brote eines nach dem andern ab und begann auszurufen:"Nee Mann, diese Chemie, und alles noch in Plastik gehüllt!"
Ohne etwas zu kaufen verliess er schnellen Schrittes den Laden. Ich kenne den Mann; er bringt jeden Tag sein Kind ins APC in die Pre-Primary-Education, liebt die Kinder so sehr, dass er oft der ganzen Klasse Früchte verteilt; er arbeitet in der Kupfermine und ist ein Umweltaktivist. Er ist der Schwager von Rosy, welche im APC als Spielpädagogin die beste Arbeit verrichtet.

Viele Fragen wirft es in mir auf, wie: Warum hat Namibia so strenge Massnahmen gegen Corona ergriffen, da es doch von covid19  verschont ist? Nicht nur die ganze Polizei, sogar die Armee kontrolliert das Einhalten der Massnahmen, vor allem den Alkoholkonsum. Wer z.B. mit einer Bierflasche gesehen wird, muss gleich hinter Gitter und direkt noch N$ 2000.- Busse bezahlen.
Nachts ist alles still. Kine Zeitung berichtet mehr von Ermordeten.
Da unser Präsident sehr intelligent ist, nehme ich an, dass er diese Pandemie Lock down benutzt, um sein Land vom Alkoholmissbrauch und deren schwersten Folgen wie die wöchentlichen Morde und anderen Gewalttätigkeiten zu befreien.
Sicher weiss er auch, dass unsere Schulsysteme für "d'Füx" sind; denn heute las ich in der Zeitung, dass nach dem Corona Lock down zuerst einmal die Schul-und Ferienzeiten geändert werden. 4 verschiedene Systeme werden im Ministerium für Erziehung jetzt endlich ausgearbeitet. Z.B. werden die kalten Winterwochen im Juni und July als Ferien deklariert, und zwar bei allen 4 Systemen. Es ist im Winter sehr früh dunkel und die Nächte sind sehr kalt. Morgens, wenn die Kinder einige Kilometer zur Schule laufen, ist es noch dunkel, windig und wirklich kalt. Warme Jacken haben die wenigen. Viele schwänzen dann einfach die Schule. Da die meisten kein Frühstück oder etwas Warmes zu trinken haben, kommen sie müde zur Schule, und mit der Konzentration ist es weit weg.
So werden hoffentlich die Dezember Ferien gestrichen. Im Dezember wurde jeweils in ganz Namibia wie wild herumgefahren, gesoffen, gestritten, gefestet, und Hunderte von Verkehrstoten mussten im Dezember registriert werden.

Eine sehr müde aussehende Primarschul-Lehrerin kam mich heute besuchen, um einen starken Kaffee zu trinken. Sie sollte den Kindern elektronischen Unterricht von zu Hause aus erteilen. Das aber ging nicht; denn die meisten Kinder haben weder Internet noch irgend ein Telefon. So wollte diese Lehrerin jedes Kind zu Hause besuchen, um Kopien zum Lernen zu verteilen. Sie fand aber von ihren 52 Schülern nur 11; denn die Blechhütten sind weder angeschrieben, noch haben die Eltern
eine richtige Handy Nummer anfangs Jahr auf den Anmeldeformularen angegeben. Auch die herumstehenden Soldaten konnten ihr nicht weiterhelfen; denn wer kennt schon die Leute beim Namen im Blechhüttenviertel, wo schätzungsweise 11000 Menschen "wohnen"?

Vor dem Lock down wurde fast täglich von der schrecklichen Wilderei, vor allem Elefanten, Nashörner und Pangoline wurden gewildert. Nun bekommt das Militär endlich einen positiven Wert; denn es verhütet durch ihre Präsenz die Wilderei. Es sind keine Chinesen mehr als Hintermänner zu sehen, welche Arme anheuern, um Geld solch edle Tiere zu töten.







Dienstag, 14. April 2020

Namibias Krug der Tränen läuft über


Die namibianische Fahne der 30 jährigen Unabhängigkeit zerrinnt in den Gesichtern der jungen Menschen: Das Sonnenlicht schliesst die Augen
                  Das Grün ist vom Regen abhängig, der letztes Jahr ausblieb mit all den Folgen der Dürre
                  Das Blau des frischen Benguelastroms an der Küste Namibias hätte die besten Fische der
                  Welt, aber die Namibier selbst können sie kaum oder nicht mehr kaufen, da die Fisch-
                  fang Quoten illegal von Regierungsleuten an sehr viele Auslandfirmen verkauft wurden,
                  und die Abermillionen Dollars in ihre privaten Säcke verschwanden, und das
                  namibianische Gewässer so überfischt wurde.
                  Wenn das ganze Bildungssystem nach der notwendigen Erneuerung ruft, sagt der Staat,
                  dass er bankrott sei.
                  Das Rot steht für das tapfere Volk und dessen Chancengleichheit, und zwar für alle.
                  Jetzt, wo die Corona Krise da ist, sieht über die Hälfte der Bevölkerung keine Zukunft
                  zum Überleben mehr; nicht dass wir Corona Kranke hätten, vielmehr klopft der Hunger
                  an; denn all die Strassenverkäufer und Selbstverdienenden wissen nicht, was sie morgen
                  zum essen auftischen können. Die Strassenläden, Schulen, Lodges etc. sind geschlossen.    
                  Sie alle verdienen  nichts mehr.
                  Banken, private Grossfirmen und die Regierung beginnen zu überlegen, wie sie
                  Nahrungspakete an die Familien und N$ 750.- an alle Jugendlichen ab 18 Jahren und
                  Erwachsenen bis zu 60 Jahren verteilen können. Würde diese Verteilung jetzt gelingen,
                  könnten die Menschen hier bis zum 4. Mai überleben.

Samstag, 11. April 2020

leer


Meine Strasse in Tsumeb, die normalerweise sehr belebt ist, scheint ausgestorben zu sein.
Nachdem die Nachricht von der coronareichen Situation in Südafrika, das an Namibia grenzt, unsere Regierung erreicht hat, ist nun neben der  Polizei auch das Militär mit der gefürchteten Spezialeinheit für die Sicherheit in Namibia am Werk. Da sieht man keine Kinder und Jugendlichen mehr auf den Strassen, auch um die Blechhütten ist es ruhig geworden; denn die Uniformierten haben starke Knüppel, wenn jemand unnötig herumsteht oder herumläuft. Keine Musikbox, nichts dergleichen mehr. Erwachsene sagen, dass diese Situation sie an den Krieg erinnere, als nach 17°° Ausgehverbot war. Der Krieg war 1990 zu Ende gegangen. Damals ging es um die Bodenschätze, die vom Ausland aus geraubt wurden, und heute geht es um die Bevölkerung, die vor Corona geschützt werden muss. Das wissen endlich die meisten, auch den Kindern wird diese Virensituation besser erklärt, und so versteht man und ist im Grunde dankbar für die Präsenz des Militärs; denn wenn sich jemand nicht an die Regeln halten will, wird der Knüppel tatkräftig.
Namibia hat keine Corona Toten, und die wenigen Infizierten sind geheilt oder auf dem Weg dazu.