Montag, 29. September 2014

Unsere Marimben haben Maul-und Klauenseuche

Als wir nach unserem Konzert in Katima Mulilo auf dem Weg zurück nach Tsumeb fuhren, wurden wir nach etwa 600 km von der Polizei angehalten. Alle mussten aussteigen und langsam über einen schäumenden Teppich stampfen. Ich hatte es verpasst, in den Rückspiegel zu schauen,  was da im Anhänger vor sich ging.
Als wir die Marimben in Tsumeb ausluden, quoll uns weisser Schaum entgegen.
Dieses Antigift gegen die Maul- und Klauenseuche hatte die Oberfläche der Klangstäbe aufgefressen, und so stimmte kein einziger Ton mehr richtig.
Eine grosse Arbeit für unsern Workshop, wo alle Keys abgeschmirgelt und wieder neu gestimmt werden.

Dienstag, 23. September 2014

Eben angekommen und gleich ins Wasser geworfen

Gwen Grossbacher aus Schwerzenbach CH kam gestern im APC als Freiwillige im APC an . Kaum hat sie den Tanzraum betreten, folgten ihr schon viele Mädchen, auch welche, die nicht einmal zum APC gehören , nach.
Sie gibt nicht nur viel an die Kinder weiter, sondern sie möchte auch an sich weiter arbeiten. So hat sie bereits die erste Harfenstunde mit grossem Erfolg hinter sich.
Hinten in der Mitte ist die erst gestern angekommene Johanna Waldschütz aus Wien im APC zu sehen. Den ganzen Tag schon mit Unterrichten und speziell mit der Weiterbildung unserer APC Lehrer und Lehrerinnen beschäftigt, als wäre sie schon seit jeher hier.

Sonntag, 21. September 2014

Der Gott, der das Kupfer erschuf

Gestern Abend wurde ein Gala Dinner  in Tsumeb durchgeführt.
Vor einigen Wochen wurde das APC vom Post Chef eingeladen, am 20. September für sein Gala Dinner zu spielen. Er wolle nur die Marimba, 3 Tanzmädchen und Harfe performen sehen. Er bezahle uns gut, sagte er. So übten wir fleissig für diesen Abend, und gestern fand er dann statt. 4 Harfen und die grossen Marimben stellten wir im Festsaal auf die Bühne. Dieser Postchef betonte, dass er von uns absolute Disziplin verlange; denn er erwarte viel Prominenz. Dem war es auch so. Die 4 Harfenmädchen sassen während 3 Stunden wie versteinerte Puppen in weissen Rücken hinter der Harfe; die Marimba Spieler bewegten sich eine ganze Stunde lang im Schwung ihrer Rhythmen, während die Mädchen tanzten. Viele, viele Reden wurden geschwungen,und für uns APC war es nicht mehr klar, wofür dieses Gala Dinner abgehalten wurde. Für die Post oder für das Sauffest, das Ende Oktober , genannt Copper Festival, abgehalten wird.
Unter den Rednern war auch ein Polizist, der Führer einer grösseren Sekte ist. Nach der Landeshymne sprach er ein längeres Gebet, worin er betonte, dass Gott der Schöpfer der Gesteine, der Diamanten, des Eisens und vor allem des Kupfers sei. Aber von der Umweltbelastung durch diese Kupferschmelze in Tsumeb sagte er kein Wort, obwohl die Bevölkerung ab und zu unter der arsenhaltigen Luft leidet.
Warum hat der Organisator dieses Gala Dinners nicht einen Prediger einer offiziellen Kirche wie der katholischen oder evangelischen oder anglikanischen  Kirche eingeladen? Die hätten bestimmt das Umweltproblem erwähnt.
Und die Harfenmädchen mussten nur dort oben auf der Bühne als Dekoration sitzen und durften nicht einen einzigen Ton spielen.
Es war also kein Post Gala Dinner, sondern ein Kupferfestival Gala Dinner.
Das Beste an der Sache war, dass wir alle ein gutes Nachtessen bekamen. Dank des Kupfers, das in Tsumeb geschmolzen wird.

Donnerstag, 18. September 2014

Eine ganz normale Musik-Lektion

So scheint es wenigstens auf dem Bild: Harmonisch, einfach und ganz normal.
Da denken sicher einige Musiklehrer/innen in der Schweiz:"So möchte ich es auch haben." Doch das Bild trügt.
Hier muss man sehr flexibel sein, um überhaupt eine Stunde durchstehen zu können.
1. Wo sind die Kinder? Welche Zeit ist es? Sind es die richtigen Schüler oder sollten nicht andere zu dieser Zeit hier sein? Solche Fragen werden hier zu Beginn der Stunde gestellt.
Ein 2. Geiger verlässt die Toilette wegen starkem Durchfall nicht mehr. Die 3. Harfenschülerin wurde von der Stiefmutter aus der Stunde weggeholt, um im Busch Feuerholz sammeln zu gehen. In der Nähe hörten wir schreckliche Schreie einer verwundeten Katze. Ich musste schnell handeln: Das Küchentuch her, Gideon holte das Auto, ich hatte die grösste Mühe, das Tier zu umwickeln und es zum Tierarzt zu bringen. Als ich wieder zurück in der Musiklektion war, rief mich eine aufgebrachte Lady von der Gewerkschaft an und verlangte, dass ich sofort zu ihr kommen sollte.
"Ich werde nicht erscheinen; denn ich bin mitten in der Arbeit." Der Junge mit der Geige hörte auf zu spielen, und als ich ihn bat, weiter zu improvisieren, sagte er, dass er so Hunger habe. Nach der Stunde gibt es Brot,  antwortete ich. Nun war aber bald die Lektion vorbei. Aus allen Hütten stürmten die Kinder dem Brunnen entgegen; denn es war ein sehr heisser Tag.

Mittwoch, 17. September 2014

Iikwakwanumenu ist 135 Jahre alt geworden

Nivaldo, der beste Trommler und Marimbaspieler im APC lernt nun auch noch Harfe. Doch er war für einige Wochen abwesend, weil er in Angola den Geburtstag seiner Ur-Ur-Ur Grossmutter feiern ging und an der 2 wöchigen Hochzeitsfeier seiner Tante teilnehmen durfte. Hier sitzt er in meiner Küche und erzählt von den Festtagen. Als ich das Alter der gefeierten Frau bezweifelte, erklärte er, wie ein Arzt ihr ein Haarbüschel abschnitt und nach Amerika sandte. Eine Bestätigung kam zurück, dass diese Frau  tatsächlich 135 Jahre alt sei. Der Staatspräsident sei sogar zur Geburtstagsfeier gekommen und hätte ihr viele Geschenke gebracht. Ihre Tochter, kürzlich 100 jährig geworden, wollte ihr helfen, die Geschenke auszupacken. Doch die Ur-Ur-Ur Grossmutter lehnte die Hilfe ab mit den Worten, dass sie 2 Hände habe und diese Arbeit selber tun könne. Iikwakwanumenu, so ihr Name, gehe noch selber zu Fuss auf die Toilette und auch in den Laden Kaffee kaufen. Nur Fleisch könne sie nicht essen, da ihr die Zähne fehlen.
Das alles klang glaubwürdig. Vor einigen Jahren las ich in einer Zeitung, dass die älteste Frau der Welt aus Angola stamme und viele Geschichten zu erzählen wisse. Vielleicht ist das diese Frau oder vielleicht auch nicht.

Montag, 15. September 2014

Und dann entstand wieder die Idee eines neuen APC

In der Stadt Katima Mulilo, unweit der Viktoriafälle, stehen diese Häuser leer und sind dem natürlichen Zerfall übergeben. Sie wurden vor Jahren von Amerikanern für AIDS -Kranke gebaut, doch nach Aussage eines Arztes gehören AIDS Patienten nicht ausgesetzt, sondern sollen normal in den Spitälern bleiben. Nun werden diese speziell schönen Gebäude von allerlei Kriechtieren bewohnt.
Die Frage: Wer soll diese Gebäude reinigen, reparieren, das Umfeld räumen und schliesslich für ein neues Arts-Performance-Centre herstellen?
An jungen Leuten fehlt es nicht, doch am Geld, das leider zu oft in falschen Händen liegt.

Das unvergessliche Konzert

In Katima Mulilo, 1000 km von Tsumeb entfernt, gab das APC Orchester zusammen mit dem dortigen Orchester ein fast 2 stündiges Konzert. Die über 60 Spieler/innen und Sänger/innen gaben ihr Bestes. Trotz des leichten Durcheinanders kam eine feierliche Stimmung auf. Das  Publikum begann begeistert zu klatschen und am Ende, als die Marimba-Klänge und Trommeln einsetzten, sogar zu tanzen. Der schwungvolle Dirigent auf der Bockleiter war für alle unübersehbar.
Die 2000 km lange Busfahrt hatte sich trotz grosser Hitze zur 10 Jahresjubiläumsfeier des APC  gelohnt.


Donnerstag, 11. September 2014

Coca Cola

"Hier trinkt man das Coca Cola gratis".
Kürzlich sass ich wieder einmal auf dem Polizei-Posten, um einen Diebstahl anzumelden. Diesmal schrieb der Polizeibeamte recht schnell, ohne lange Rückfragen. Doch plötzlich stand er auf und bat mich, eine kleine Weile zu warten. Da rannten alle Beamten hinaus, und kurz danach heulte das Blaulicht. Ein Unfall, so dachte ich. Aber warum rennen so viele Polizisten weg. Ich blieb allein zurück und hinter mir diejenigen hinter den Eisengittern. Nach einer Stunde Wartezeit ging mir die Geduld aus. Ich schrieb für den Polizisten selber den Bericht fertig, unterschrieb und ging. Zu Hause vernahm ich vom Nachbarn, dass ein grosser Lastwagen mit einem Doppelanhänger die Kurve auf dem Hügel vor Tsumeb verpasste und den Hang hinunter rollte. Nach ungeschriebenem Gesetz darf der Fahrer bei einem Unfall nichts von den Gütern zu sich nehmen, doch die Anwohner dürfen kommen und das ausgeleerte Material nach Hause nehmen. Da wurde mir klar, weshalb der Polizeiraum so plötzlich leer wurde. Nun waren die Kühlschränke der Polizisten voll von Cola Flaschen. Einer brachte mir zum Dank fürs Fertgschreiben des Protokolls 2 grosse Cola Flaschen. Und gierig tranken hier meine Harfenmädchen ihr Lieblingsgetränk hinunter.

Dienstag, 9. September 2014

APC, eine Oase in der Wüste

Am letzten Samstag Abend wurde ein 19 Jähriger  von seinem Freund niedergestochen. Ein Polizist wurde zusammengehauen, weil er einen dubiosen Nacht-Club zur Nachtruhe aufforderte. Der Freund von Gideon, der bei einem Farmer "taglöhnte" und etwas Geld in der Tasche heimtragen wollte, wurde von einer Gruppe Betrunkener beraubt und zu Tode geprügelt. Für die Mädchen ist es besonders gefährlich, alleine ins Blechhüttenviertel zurück zu kehren.
Das sind tägliche Nachrichten aus Tsumeb.
Je mehr Schreckliches in den Wohnvierten passiert, desto mehr wird das APC für viele ein sicherer Ort, wo ein froher und kreativer  Geist herrscht, und wo niemand vor dem andern Angst haben muss. Am liebsten spielen die Jugendlichen Im Orchester, wo sie zusammen spielen können und sich dabei als eine Einheit fühlen. In den ausgiebigen Pausen erzählen sie einander Geschichten.
Heute besuchte uns eine Touristengruppe aus Berlin, welche den Marimba Klängen zuhörte und am Schluss bemerkte, dass wir hier ein Paradies haben.
"Ja, die Kinder und Jugendlichen fühlen sich hier wohl und sicher."

Sonntag, 7. September 2014

Neuanfang

Der Schweizer Musiker Peter Leu ist erst seit einer Woche hier und hat schon die Herzen der Lehrer und Lehrerinnen gewonnen. Er bildet sie täglich weiter in Theorie, Komposition, Klavier aus und nimmt sich zudem noch die Zeit, viele Kinder in Klavier und Keyboard zu unterrichten.

Letzten Montag nach den Ferien flockten die Kinder gruppenweise ins APC. " Für so viele Kinder haben wir keine Lehrer mehr!" dachte ich. Jede Hütte war voll besetzt. Sogar beim Bass, der sonst nicht so begehrt war, standen Jugendliche und baten um Spiel-Instruktionen.

Mittwoch, 3. September 2014

"Wir Kinder vom APC sind anders"

"Wir Kinder vom APC sind einfach anders als die andern in der Schule und in der Stadt. Wir lernen den ganzen Tag: Morgens früh bis mittags in der Schule, von 14°° an bis abends im APC noch andere Fächer als nur jene in der Schule; und dann kommt dazu, dass die vielen Freiwilligen aus den verschiedensten Ländern uns mit ihren Ideen und der Andersartigkeit bereichern; darum werden wir auf der Strasse, in der Schule und auch zu Hause immer wieder bewundert." Das war das Ergebnis der heutigen Diskussion mit Kindern und Lehrern vom APC in der Mittagspause.
Der Trompetenlehrer erzählte: Er sei von seinem Nachbarn gefragt worden, warum er immer so fröhlich sei, auch wenn er ja nur einen ganz kleinen Lohn habe. Dann hätte er stolz zurückgegeben:
Poor in pocket, but rich in mind  (Arm im Beutel, aber reich im Geist).