Dienstag, 30. August 2011

Wo ist Dein Zuhause?

Iita, der Junge links vorne mit dem hellen Hut fühlt sich zuhause, wenn er mit möglichst vielen andern zusammen musizieren kann.
Wenn das Orchester zu Ende geübt hat, will er alles von Anfang an wiederholen.
 Leena fühlt sich zuhause, wenn sie sich selber im Tanz darstellen kann. Sie vergisst dabei den Stress der Schulexamen, den Alkohol-Krach und den Streit in ihrer Blechhütte. Hier beim Tanzen mag sie lachen, wo sie doch sonst so traurig herumläuft.
 Die Strasse ist ihr Home. Hier wird geredet, Fussball gespielt, getanzt,
Cellphones gehandelt  (gestohlene oder gekaufte), Geschichten erzählt, gestritten, gekämpft und gelacht. Hier fühlen sie sich wohl. Autos müssen  zirkeln, um durchzukommen; denn die Strasse ist ihr Reich.
 Auch beim Sonnenuntergang wollen sie das APC noch nicht verlassen. Die Arbeit ist getan, und jetzt fühlen sie sich erst recht wohl, miteinander zu schwatzen und noch lange da zu sitzen. Jemand wird in einen Laden geschickt, um ein Brot zu holen. Nun wird noch lange gegessen und einander ihre Probleme anvertraut; das Weggehen wird so lange hinausgezögert, bis schliesslich beim Eindunkeln der Nachtwächter erscheint und diesem Zuhause die Bleibe verkürzt.
 Tjimbinaye: Im APC fühlt sich diese Mutter von 4 Kindern zuhause. Hier möchte sie bleiben; denn im Zelt, das sie als Wohnung im Garten eines Kollegen aufgestellt hat, kann sie sich nicht zuhause fühlen. Hier im APC herrsche einfach eine friedliche Stimmung. Schade sei es, dass sie als Kassiererin im SPAR arbeiten müsse, sonst würde sie gerne hier bleiben; mit dem APC-Income könne sie ihre Kinder leider nicht ernähren.
Wo es etwas zu essen gibt, da fühlen sie sich zuhause, in der APC - Küche oder im Essraum von Lis, wo es immer Kaffee gibt, und falls das Geld ausreicht, noch Brot serviert wird, und vor allem dürfen sie zusammen essen ohne Angst zu haben, dass der Nachbar die Hälfte der Brotscheibe wegreisst.  Da sind sie zuhause, wo friedlich miteinander gegessen wird.

Samstag, 27. August 2011

Solidarisch mit dem APC


Hier ganz hinten im APC brannten hohe Stauden .  Es war morgens, knapp nach dem Beginn des Lehrermeetings. Der Rauch stieg uns allen in die Nase. ich dachte wieder an die Giftgase der Mine. Plötzlich schrie ein Lehrer: " Das APC brennt!" Wir rannten und konnten dank Mithilfe aller Lehrer und Mitarbeiterinnen das Feuer löschen.
Wir hatten Glück; denn eine halbe Stunde später begann der heftiger Wind zu wehen, der im August fast täglich um diesselbe Zeit eintrifft
Es war klar, dass wir nun das Loch mit einer Mauer zudecken müssen. 
Das Problem stellte sich nun bei der Anzahl der Ziegelsteine, die wir bestellen mussten für eine Mauer wie diese hier: 4 m breit. So gingen 3 Lehrer hin und nimmerierten die Steine mit weisser Farbe. Ueber eine Stunde brauchte das Zählen. Als ich ihnen erklären wollte, dass man mit der Multiplikation der Länge und der Breite die Anzahl der Steine nach einer Minute bestimmen könnte, staunten sie recht. Obwohl einer, der  gerade die Matur absolviert, von einer solchen Rechnung gehört hat, ist er nicht fähig, sie praktisch anzuwenden. So ist unsere Schule hier: Man lernt alles irgendwie auswendig, ohne praktischen Bezug. Zahlen und Worte sind nicht mit Inhalten gefüllt. So erstaunt es nicht, wenn Maturanden kaum ein höheres, und schon gar kein praktischeres Wissen haben wie jene, die schon nach der 8. Klasse aus der Schule fliegen.


Nun entsteht eine richtige Mauer, und unsere Lehrer hier sind stolz, die nötigen 444 Ziegelsteine mit Drahtverband aufeinander mauern zu können. Allen Passanten auf der Strasse rufen und lachen sie zu.
Und einer ruft lautstark, dass niemand mehr dem APC etwas antun kann; denn wir sind stärker als diese Bösewichte.

Freitag, 26. August 2011

Zu essen bekommen

Heutige Heros
3 Harfenschülerinnen, Drillinge mit ihrem kleinen Cousin.
Die Mutter starb bei der Geburt der Drillinge. Eine Tante hat die Kinder aufgenommen und sorgt für sie. Diese Frau hat ihre Zukunftspläne zurückgelegt und ist nun Mutter für die Kinder, eine Hero heute.
Warum feiert Namibia nur die vergangenen Heros, die Heros der Geschichte?
 Diese Kinder wohnen in einem Compound. Das sind wasser-und stromfreie Hausungen, wo damals, als die Mine noch stark funktionierte, die Fremdarbeiter wohnten .
Vielleicht kommen die Mädchen in die Harfenstunde, weil sie hoffen, dass es anschliessend ein Stück Brot gibt.

Passionierte Helfer

Endlich wieder einmal ein Volunteer, der dem APC einen Meilenschritt in die Zukunft verhalf:
OSKAR SHULTHEISS aus Deutschland. Wir lernten diesen Klarinettenkünstler an der letzten internationalen Musikwoche in Swakopmund kennen. Er schätzte unsere schwarzen Spieler und versprach, diesen Sommer helfen zu kommen. Niemand glaubte mehr an dieses Versprechen, weil schon viele Dozenten uns vergebens Hoffnung machten. Aber siehe da: Oskar kam genau auf das versprochene Datum.
Morgens war er der erste, der jeweils am Eingangstor des APC's stand, den ganzen Morgen unterrichtete, mittags sich freute, mit den Lehrern zusammen zu essen. Am Nachmittag unterrichtete er weiter, ohne Unterbruch, und dies alles noch mit viel Humor, Witz und Abwechslung. Ich kam aus meinem Staunen nicht mehr heraus, als er sogar am Sonntag weiter unterrichtete, mit den Jugendlichen zu Fuss zu ihren Blechhütten spazierte, um zu sehen, wie sie wohnen und mit ihnen zusammen im Restaurant eine Pizza genoss. Mein Angebot, in die Etosha zu fahren, schlug er ab:" Ich bin nicht da, um Löwen und Elefanten zu sehen." Kein Wunder, weshalb die Kinder und Jugendlichen ihn FREUND nannten. Als er ging, waren alle traurig, doch die Hoffnung, er werde wieder kommen, machte sie fleissig. Kurz war er da, aber intensiv!
Heute feiert Namibia "Heros" Tag, wo all jener gedacht wird, die im Krieg gegen die Unterdrückung gefallen sind. Es ist an sich schulfrei, und doch kommen heute genau diese Jugendlichen ins APC, welche von Oskar profitierten.
Oskar war nicht wie die sogenannten freiwilligen "Entwicklungshelfer", welche kamen, um sich profilieren zu wollen, sich am Wochenende besoffen, ihre Boyfriends auswechselten wie ihr Hemd, kurz:  Die nur sich selber sahen, welche weder materiell noch kulturell dem APC etwas brachten, sondern durch ihr schlechtes Vorbild dem Image ihrer Organisation schadeten, also ein altes Kolonialdenken wieder aufflackern liessen.

Samstag, 20. August 2011

Ueberraschender Besuch

Das war eine Ueberraschung, als da am letzten Freitag Morgen 4 hohe Musiker mit ihren eigenen Instrumenten das APC betraten, mit Begeisterung das ganze Zentrum besuchten und zuletzt ein interessantes gekonntes Konzert darboten. Es waren die Dozenten aus Deutschland, welche letzten Dezember sich als Musikdozenten der internat. Musikwoche in Swakopmund (Stadt am Bebguela Meer) betätigten und dabei die grösste Freude an unseren APC Teinehmern hatten. Ich nahm mit 20 Schülern vom APC daran teil. Sie waren überrascht, so ein gewaltiges Zentrum hier in der armen Stadt Tsumeb anzutreffen. Am Schluss gesellte sich noch Frau Kühlwetter dazu. Das ist die Frau des neulich verstorbenen Mannes, der die Swakopmunder Musikwoche vor 40 Jahren ins Leben rief. Damals noch mit einem kleinen Grüppchen von Künstlern, und heute ist diese Woche zu gross geworden, und es nehmen aus der ganzen Welt Musiker teil. Die Stimmung ist sehr angenehm, und auch das Niveau recht hoch. Schön, dass alle die Weissen unsere fast einzigen Schwarzen so gut integrierten und zusammen musizierten.
Sollte unsere APC Kasse es erlauben, werde ich diesen Dezember wieder mit einer Schar Jugendlichen daran teilnehmen.

Donnerstag, 18. August 2011

Der Teufel geht um

Meine neue Haushaltgehilfin bat mich heute um Mitternacht um Spaghetti; denn sie wolle nachts um 02°° kochen, da sie um diese Zeit so Hunger hätte. Als ich ihr riet, besser zu schlafen als zu kochen, wurde sie ganz wild und erklärte mir, dass sie um 02°° aufstehe und eine bis 2 Stunden beten würde; denn dies hätte ihr der Pastor vorgeschrieben, um die Hexenkraft , die jemand gegen sie anwende, machtlos zu machen.
Sie hat nachts Erscheinungen von ihrer Schwester, welche sie mit dem Messer umbringen wolle. Seit sie bete, seien diese Erscheinungen verschwunden. Sie komme aus einem Dorf, wo die Menschen sehr viel Hexenkraft anwenden;so seien in ihrem Dorf  die 15 Blackmambas, welche letzte Woche auf einem einzigen Baum versammelt gewesen seien, verkörperte Hexen. Man habe sogar die Polizei gerufen, um diesen Spuk zu beenden. Ich las dies auch in der Tageszeitung von Namibia. Da hiess es , dass die Polizei nur 4 von diesen Tieren schiessen konnte. Die restlichen 11 dieser angriffslustigen Schlangen versteckten sich im Geäst.
Der Hexenglauben ist hier stark verankert.
Der schlechtaussehenden Haushalthilfe riet ich, mehr zu schlafen statt zu beten.
Daraufhin fragte sie verdutzt, ob sie anstatt zu beten auch Klarinette spielen dürfe.
Nun will ich hören, ob ich nachts um 02°° von Klarinettentönen geweckt werde und der Teufel noch herumgehe.

Sonntag, 14. August 2011

Frühling auch in Namibia

Nun ist die Kälte vorbei, und das Parfum des Jasmins schwebt während Tagen durch die Gärten.
Die Leute bleiben oft vor meinem Garten stehen, um den Duft der Blüten einzuatmen.

Morgen wird der grosse Klarinettist Oskar Schultheiss aus Deutschland, den wir in der letzten internationalen Musikwoche in Swakop kennen gelernt hatten, im APC einen 2 wöchigen Klarinettenworkshop beginnen. Endlich werden unsere Klarinettenschüler von einem richtigen Künstler unterrichtet: bis anhin mussten sie alles selber erlernen.

Freitag, 12. August 2011

Graduation

Ende jedes Semesters werden die Schüler und Lehrer/innen aufgefordert, ein Examen für den nächst höheren  Grad in ihren Musikinstrumenten abzulegen. Hier der Gitarrenlehrer Junias (links stehend) mit seinen 4 Schülern bei der Darbietung ihrer Examenstücke für Grade 1.  So werden nun täglich einige Gruppen getestet. Jene, die durchfallen, werden die Tests im Dezember wiederholen. Doch die meisten bestehen gute Examen.

Fachleute gesucht

Es scheint, dass unser APC immer mehr ein beliebter Ort ist, wo jüngere Kinder zum gemeinsamen Spielen herkommen.
Eine junge Frau zeigt diesen  Kleinen in Gruppen Spiele (Würfel-Karten-Bauklötze-Mikado-Domina etc). Sie hat auch begonnen, kleinere Theater einzuüben, was ihr noch Mühe bereitet.
Meine Idee :
Ein frühmusikalischer Kindergarten!
Dazu bräuchte es eine spezielle Ausbildung; doch leider kann man so etwas in Namibia nicht lernen.
Meine Frage:
Wer hätte Zeit, Mut und Freude, Europa für 3 Monate zu verlassen, um hier in Tsumeb dieser jungen Frau so etwas wie Musikerziehung beizubringen? Das wäre ein grosser Gewinn für Namibia, wo es so viele Kinder gibt, die verloren auf sich selber abgestellt sind. Mit diesen Kindern hier zu arbeiten macht grosse Freude, weil sie für alles so dankbar sind.
Meine E-mail: artslis@mweb.com.na

Trockenfleischjagd

Die Metallgiraffen als Zielscheibe
Um die mittagszeit hörte ich immer wieder ein eigenartiges metallenes Knallen. " Ein Buschmann macht draussen Schiessübungen," erklärte mir ein Lehrer. Da sah ich dann draussen wirklich einen Buschmann, der   auf eine Giraffe schoss. Hatte er sie in der Herzgegend getroffen, lachte er freudig  und setzte den nächsten Pfeil an. Ich ermahnte ihn, damit aufzuhören; denn das sei ein gefährliches Spiel, wo doch so viele Kinder ein und ausgehen. Er schnalzte mir lächelnd Laute entgegen, wovon ich nichts verstand. Gideon, einer unserer APC Arbeiter, ebenfalls ein Buschmann, erklärte ihm, dass er im Busch draussen jagen soll. Daraufhin winkte er uns allen lächelnd zu un verschwand.

Gierig aufs Lernen

Diese Drillinge wollen immer dasselbe tun und haben. Dem ersten Mädchen zeigte ich, wie man die Harfe hält. Gleich darauf erschien das 2. Mädchen und wollte dasselbe lernen. Am andern Tag erschien dann das 3. Kind und wollte auch Harfe lernen. So zeige ich dem 1. Mädchen einige Töne.Am andern Tag können dies alle 3 spielen.
Ich weiss nämlich nie, welchem Kind ich jeweils etwas Neues beibringe. Die Hauptsache ist einfach, dass es am andern Tag immer alle gleich gut beherrschen; und alle wollen genau dasselbe Lob empfangen, andernfalls korrigieren sie mich.
Das eine Mädchen erklärt den beiden Geschwistern, wie man spielen soll. Morgen wird vielleicht das andere Mädchen die Lehrerin spielen.

"AIDS-Aufklärung"

"Diese Frau hier im APC könnt Ihr ruhig als Freundin nehmen; denn von ihr könnt Ihr kein AIDS bekommen", sagt Penelao zu den jungen Herren, welche während der Pause diese hübsche Himba bewundern.

Dienstag, 9. August 2011

Wer ist denn da?

Wer sitzt da mitten unter den Kindern und spielt mit? Kein Geringerer denn Martin Pfanner, den unsere Lehrer bereits honourable nennen. Martin Pfanner ist der CEO der Firma OMICRON aus Klaus (Vorarlberg) und hatte damals vor 5 Jahren veranlasst, dass unsere Musiklehrer-und Lehrerinnen den Zahltag von dieser Firma gespendet bekamen.
Die Kinder bringen ihm Noten und fordern ihn auf, mit ihnen zusammen zu spielen. Doch diese Mädchen pfeifen ihm um die Ohren. Monika, die Kleine rechts von ihm, flüsterte mir heute zu, dass ich ihn auffordern solle, mehr zu üben, damit er nächstes Jahr auch so weit sei wie sie.
An Martin Pfanner und Wilfried Bertsch: Herzlichen Dank für Euren Besuch!

Sonntag, 7. August 2011

Grosser Besuch im APC

Seit 3 Tagen unterhalten sich Martin Pfanner, der es damals ermöglichte, dass Omicron die Löhne unserer
Lehrer, Arbeiter und Leiter des APC's bezahlt, und Wilfried Bertsch, ein Musiker und Allrounder, im APC und helfen mit, wo sie nur können. Wilfried zeigt in der Musikinstrumentenwerkstatt jungen Leuten, wie defekte Geigen, Celli und Blasinstrumente fachgerecht wieder hergestellt werden können.
Solche Besucher sind uns sehr wertvoll, und wir hoffen, dass viele diesem Beispiel folgen.
Wir hoffen, dass dieser oder jene diesem guten Beispiel folgen werden.