Freitag, 30. März 2012

In Gruppen lernen

Eine alte, afrikanische Methode:
Man lernt in Gruppen.
In der APC Küche unterrichte ich meistens in Gruppen. Oft wird im gleichen Raum gleichzeitig noch Flöten und Klavier geübt.
Weil mich die verschiedenen Töne oft stören, versuche ich, die lauten Flötistenspieler nach draussen zu verlegen, was die Schüler nicht verstehen. Manchmal bringen sie Ausreden wie etwa: Draussen ist es so kalt! Wer friert schon bei 30°?
Ruedi Hoch sprach von einer ganz neuen Methode, wie in kurzer Zeit ein perfektes Orchester entstehen kann:
Alle Schüler(innen), auch die Anfänger kommen zusammen und spielen Unisono, d.h. einen Ton auf ihren verschiedensten Instrumenten, und zwar so lange, bis er rein tönt. Mit der Zeit dann bereits eine Melodie, später 2-3-4-stimmig, und der Weg zum Orchester ist gebahnt.

Mittwoch, 28. März 2012

Kaum angekommen und schon hinter Gitter

Ach, die beiden gestandenen Herren Wilfried Bertsch und Ruedi Hoch, beides sehr grosse Künstler, sind vor gut einer Woche von Oesterreich nach Namibia geflogen. Voll guten Willens sind sie im APC Tsumeb angekommen, um uns alle in der Entwicklung der Musikerziehung weiterzubringen.
Doch so, wie es scheint, sind sie froh um diese Gitter hier im Bild, welche sie vor den Einbrechern etwas schützen.
Im Gefängnis gibt es kein Bier, und trotzdem lachen sie wie nach einem gut gelungenen Arbeitstag. Und das war es denn auch: Voll im Einsatz: (siehe nächstes Bild)








Da wirkt Wilfried,  schweissgebaded zeigt er im Musikrepairworkshop APC seinen 4 Lehrlingen , wie man auf Sperrholzplatten mit einer komplizierten Maschine dünne, auf Zehntel Milimeter genaue Fuegen  für den Resonanzkasten des Tenormarimbas aussägt.
Er versteht es ausgezeichnet, diese 4 Lehrlinge zu begeistern, und alles mit viel Humor zu erklären. Obschon hier 5 verschiedene Rassen zusammenkommen, verstehen sie sich bestens.









Und hier Professor Hoch  voll im Einsatz mit der leider noch etwas kleinen Brassband.
Mit viel Einfühlungsvermögen und grosser Kenntnis versteht der ehemalige Musikdirektor, wie man Jugendliche aus den verschiedensten sozialen Schichten in eine Band mit vielversprechender Zukunft zusammenbringt und begeistern kann.

Abends dann müssen die beiden Herren aus Feldkirch wieder hinter ihre Gitter zurückkehren. Zum Glück gibt es Licht in diesen Zellen; denn sie müssen bis Mitternacht arbeiten, d.h. Noten schreiben , transponieren und auf unsern afrikanischen Hintergrund anpassen.
 Doch zum Glück werden sie von einer gesunden  Müdigkeit in tiefen Schlaf gewiegt, so tief, dass man sie bis zur Strasse hinaus schnarchen hört.

Montag, 26. März 2012



Die Schuhe der Kinder und Jugendlichen, welche täglich einige Kilometer zur Schule fussen, haben eine kürzere Lebensdauer; zudem wachsen die Füsse, und dann kann ich oft beobachten, wie Kinder mit quälenden Füssen daherschlarpen. Ein Schuljunge erschien heute Morgen barfuss im APC und bat mich um Erlaubnis, den ganzen Morgen zeichnen zu dürfen. Die Lehrerin habe ihn solange von der Schule verwiesen, bis er mit den obligatorischen schwarzen Schuen wieder erscheinen würde. Aus dem Rucksack zog er zwischen Schulheften die käseligen Latschen hervor und erklärte mir, dass ihn seine Füsse während der ganzen Schulzeit weh taten.
Zum Glück gibts Walther Benath, der vor Monaten 2000.- Euro extra für den Ankauf von Schulschuhen gespendet hat, damit herausgeschmissene Kinder wieder zurück zur Schule gehen können.

Es ist besser, den Jungen eine Nummer zu grosse Schuhe zu kaufen, damit sie länger halten.

Samstag, 24. März 2012

Mein ganzes Kapital wurde mir gestohlen

Ein Mann aus dem Kongo reist jedes Jahr nach Namibia, um seine Ledertaschen und die ganz speziellen Halsketten aus Lava und schwarzen Magneten zu verkaufen.
"Hier in Windhoek mache er das grosse Geld, womit er seine Grossfamilie zuhause gut ernähren könne," sagte er. Ich kaufte ihm jedes Mal eine dieser sehr speziellen Halsketten ab. Ich glaube diesem Mann gerne, dass er das grosse Geld damit in Windhoek machte; (denn kommen mal Touristen ins APC, und ich trage zufällig so eine Kette, werde ich gleich gefragt, wo sie so einen  Schmuck kaufen können. Ich verkaufte ihnen die Kette  gleich um den doppelten Preis, und die Käuferinnen gaben selber noch etwas dazu).
Der Kongolese reiste gestern mit 17 Straussentaschen in einem grossen Sack von Botswana nach Namibia.  Als er  nachts um 02°° in Tsumeb den Bus verliess, wurde er gleich von Räubern überfallen und der grossen Tasche entledigt.
Nun sass er da im APC und heulte. "Die Polizei werde ihm helfen", glaubte er, doch er wurde vom Guitarrenlehrer beraten, besser einen Witchdoktor aufzusuchen als die Polizei, die kaum fähig sei, Diebstähle aufzuklären. Doch er war bereits bei der Polizei und hatte Klage eingereicht.
Der Kongolese zeigte mir eine Foto  von der Hochzeit seiner Tochter. Ich sah, wie eine Trommelgruppe in attraktiven Lederuniformen spielte. Nun endlich habe ich den richtigen Mann gefunden, der mir solche Uniformen für die Marimbaspieler liefern könnte. Schon seit Jahren habe ich mich nach solchen afrikanischen Kleidern umgeschaut.
Nun kam  etwas Hoffnung in sein Gesicht.

Donnerstag, 22. März 2012

Nun ist es eine richtige Madonna

Nun ist es eine richtige Madonna, doch sollte ich das Gesicht etwas weisser malen, da sie doch blonde Haare habe und sie die Mutter eines weissen Jesus sei. Meine Erklärung, dass Jesus und folglich auch Maria braunhätig waren, wurde schon verstanden, aber innerlich doch nicht akzeptiert.

So ein Blödsinn: Die meisten Schwarzen hier haben die Einstellung, dass nur weisse Haut schön sei. Ich zeigte ihnen Bilder von wirklich schrecklich wüsten Weissen. Da schienen sie etwas zufriedener zu sein. Ein Junge sagte schliesslich:
Wir Afrikaner sind doch schöne Menschen und fügte hinzu, diese Madonna schwarz zu malen mit kräftig grossen roten Lippen.

Mittwoch, 21. März 2012

"Wir wollen doch keinen Geist anbeten"

Kürzlich brachten 2 Männer des katholischen Pfarreirates eine bleiche Holzstatue und baten mich dringend, diese Figur so schön zu bemalen, damit die Leute nicht mehr den Eindruck haben, einen Geist anbeten zu müssen. Sie erklärten mir, dass diese Weisse Figur die Madonna sei und nicht ein Geist.
Nachdem die beiden Männer verschwunden waren, brach eine grosse Diskussion der Lehrer über das Beten in den verschiedenen Religionen aus.
Doch niemand wusste eine Antwort auf die Frage, weshalb Katholiken Holzfrauen anbeten. Auch ich war nicht imstande, eine plausible Antwort auf ihre Fragen so zu geben, dass sie sie verstehen konnten und sagte verlegen, dass ich im Internet nachschauen würde.
Tagsdarauf sagte ich, nach Internetangaben sei die Madonna die Mutter von Jesus. Das genügte, und dann waren sie mit der Antwort zufrieden: Ach so.
Und sie wünschten, dass ich ein ganz schönes Gesicht male; denn Jesus steht hier in allen Religionen und Sekten sehr hoch im Kurs, ob sie seinen Lehren folgen oder nicht; die Hauptsache ist, dass man zu Jesus betet, wenn man etwas braucht.
 Ich frage mich bloss, woher so eine Bettlerhaltung kommt..

Sonntag, 18. März 2012

Fernsehaufnahmen im APC

So ziemlich unerwartet wurde die Nachricht durchgegeben, dass morgen ein Team mit Kamera für Fernsehaufnahmen im APC erscheinen wird.
Hier die Tanzmädchen, welche kurz vor der Fernsehaufnahme sich selber mit einem Handy aufgenommen haben. Neugieriger geht es nicht mehr beim Sichselbsterkennen. Ihre Hände zittern vor Aufregung.











Das Fernsehteam begleitete die kleine Brassgruppe, welche heute, (so wie jeden Sonntag) diese Gruppe ins grosse Blechviertel begleitete.
Im Hintergrund die ersten Zuhörer, eine kleine Kindergruppe. Allmählich trafen meherere Leute ein; denn wegen des Fernsehteams, das heute noch nach Windhoek zurückzufahren hatte, erschienen wir früher als gewohnt.

Die Leute wunderten sich erneut, woher diese jungen Musiker ihr Können hergenommen haben.

Sonntag, 11. März 2012

Selbsterziehung durch Theaterspielen

Wochenende für Wochenende kommen etwa 2 Dutzend Kinder und Jugendliche ins APC, um einfach so Theater zu spielen. Der 19 jährige Taleni versteht es ausgezeichnet, diese Theatergruppe so zu leiten, dass immer alle eine Rolle übernehmen können. Erstaunlicherweise übt er immer ein aktuelles Thema ein, wie heute: Wir wollen kein AIDS, Alleluja! Hier liegt der AIDS-Kranke hoffnungslos verrückt am Boden und schreit, dass er 51 Mädchen "aids"-krank gemacht hat. Und die Mädchen im Hintergrund rufen:"Wir halten zusammen gegen diese Männermacht, auch wenn wir kein Geld haben!"

Samstag, 10. März 2012

Gute Entwicklung

Heute Morgen spielte unsere beste Gruppe vom APC Tsumeb (Violine, Cello, Querflöte, Harfe) am Tag der Frau in einer reformierten Kirche , wo es erstaunlicherweise nur weisse Zuschauer gab. Alles Afrikaanssprechende, d.h. d.h. die von den alten Holländer abstammenden Weissen, die sog. Buuren. Wir waren eingeladen, um ihnen während der Kaffeepause ein kleines Ständchen zu geben. Aber es kam nicht zu einem Kaffeständchen, sondern zu einem fast professionellen Konzert, wo die schwarzen Spieler vom APC vorne konzertierten, und die Zuschauer wie in einem Konzertsaal angereiht da sassen und aufmerkasam zuhörten. Noch nie haben wir in Namibia ein so ruhiges und dankbares Publikum erfahren dürfen. Gegen alle Erwartungen. Die Zuschauer waren einfach erstaunt und sichtlich erfreut, dass Schwarze das weisse Kulturgut so gut beherrschten.

Sonntag, 4. März 2012

"Die Bühne brennt"

Jeden 2. Samstag Abend geben die Lehrer und Schüler des APC's ein Konzert
Hier probt Junias (rechts), der Guitarrenlehrer mit seiner jüngsten Gruppe am Samstagvormittag für das Abendkonzert.

Es wird ein spezielles Konzert sein, an welchem die  besten Lehrer vom Jahr 2011 ausgezeichnet werden.
Die Kriterien für diese Auszeichnung:
Zuverlässigkeit; d.h. nie zu spät, gute Lektionsvorbereitung, am Ende des Jahres keine markante Verluste der Schüler, Erreichung eines oder zweier Grade mehr als im letzten Jahr, interessante Konzertvorführung.
Junias wird am Abend den 1. Preis erhalten.




Gegen Abend rannten Kinder zu mir : "Lis , komm, die Bühne brennt". "Hat der Blitz nun doch eingeschlagen?" dachte ich und rannte mit den Kindern los. Als ich von weitem den Rauch unter dem Grasdach hervorquillen sah, sandte ich einen Jungen los, die Feuerwehr zu holen.

Glück gehabt: Der DJ Gideon lag schlafend auf dem Auslöserknopf der Nebelmaschine.
Ich verstand seine Müdigkeit, da er die letzte Nacht hindurch einen Ochsen geschlachtet und das Fleisch für das Leichenmahl vorbereitet hatte; sein Onkel ist gestorben, und das Mahl wurde heute Mittag nach der Beerdigung den Leuten selrviert.

Alle waren froh, das Konzert trotz beginnenden Regens durchführen zu können.


Am Abend dann das Konzert mit einem Drama über: "Wir treiben den Satan aus !"
Mit Satan war die sexuelle Gier gewisser Leute gemeint, die mit Geld sich die Armen für eine Zeit lang kaufen, und sie dann wieder wie Nichts wegwerfen. Die Zuschauer waren wie nur selten so aufmerksam und auch betroffen.