Montag, 26. Januar 2015

Der schwarze Mann

Der  Mann in der Mitte ist also unser neuer Zeichnungslehrer. Heute trägt er zum ersten Mal keinen schwarzen Anzug. Er ist ein sehr guter Zeichner, aber ist er imstande, den Jugendlichen etwas von seinem Können weiterzugeben? Als er einen schwarzen Rucksack auf den Tisch legte, gab er den Schülern den Befehl, diesen Sack abzuzeichnen, so, wie er ist. Ich sah, wie sich die Schüler beim Zeichnen schwer taten. Nach der Stunde fragte ich den "Lehrer", ob er im College , das ihm ein Diplom aushändigte, in der Methodik nie gelernt hätte, Schritt für Schritt voran zu gehen, also vom Leichten zum Schweren, entgegnete er mir, dass dies alles Blödsinn sei; denn es gäbe nur einen Erfolg: Durch Schweres herausgefordert zu werden. Und er wiederholte diesen Satz etliche Male, solange wiederholte er ihn immer wieder, bis ich ihm davon lief.

Die frühmusikalische Erziehung

Diese Kinder, welche hier schon seit 2 Stunden musikalische Spiele mit Rauna klatschen und singen, werden von den Eltern ins APC geschickt, und wenn der Heimweg zu gefährlich wird, sogar abgeholt. Diese Eltern tun alles, um ihr Kind ins APC zu schicken zu können; denn sie haben den Wert einer guten Erziehung entdeckt und wollen, dass aus ihren Kindern keine Säufer, Kriminelle und Huren werden. Auch fragen sie oft nach, ob ihr Kind wirklich gehorcht. Auch das gibt es in Afrika.

Freitag, 23. Januar 2015

3 hübsche, wichtige Damen

 Links: Die bodenständige Silja Aggeler aus Landquart mit dem grossen Moskitonetz. Sie ist schon das 3.Mal bei uns als Freiwillige für Cello-Unterricht, Theorie und Lifesience hier.
Mitte: Ihre Kollegin Sylvie Chopard, ebenfalls aus der Schweiz, unterrichtet Viola, Violin, Theorie
Rechts: Johanna Moll aus Feldkirch unterrichtet das hier so begehrte Instrument Geige. Wir hoffen, dass sie ein Arbeitsvisum erhält, um mehr als nur 3 Monate bei uns sein zu können.
 Sie werden den Kindern und Jugendlichen hier nicht nur vieles in Musik und durch ihre edle Art beibringen, sondern auch viel Gutes von diesen Menschen hier erhalten.

Sie passen so gut in diese Landschaft.
Eigentlich sollten sie ein bis drei Jahre bleiben, statt nur wenige Wochen oder Monate.
Trotzdem bedeutet ihr Einsatz in der Entwicklung der Kinder und speziell der holprigen Jugendlichen hier ein grosser Meilenstein vorwärts.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Unmöglich, aber wahr

Heute kam ein sehr hochgewachsener, ganz schwarzer, junger Mann mit dunkler übergrossen Sonnenbrille in schwarzem Anzug zu mir um Arbeit zu fragen. Er sei ein Künstler und wolle Zeichnungsunterricht erteilen. Mit leiser Stimme hauchte er seinen Namen hervor. Als ich ihn bat, die Sonnenbrille abzulegen, widersprach er und drehte das Gesicht weg. Ich fragte nach irgend einem Ausweis, nach einem Schulzeugnis etc. Doch er zog nur seine Identitätskarte hervor, auf dessen Foto ich sein Gesicht endlich sehen konnte. Sein rechtes Auge war so entstellt, dass man bei dessen Anblick Furcht bekam. Er habe mit 7 Jahren einen Unfall mit einem Ochsen gehabt. "Ich brauche dringend einen Zeichnungslehrer für die vielen angemeldeten Kinder, doch ich könne nur jemanden anstellen der oder die etwas vom Zeichnen versteht," sagte ich. Da begann er unerwartet zu lachen und bat mich eine Weile um Geduld und Ruhe. Er grübelte eine Sichtmappe aus der Tasche und sagte:"Da, schau!" Es war etwas schwierig, mit ihm zusammen die Bilder stehend anzusehen; denn er war fast doppelt so hoch wie ich. Entweder musste ich einen Stuhl holen, oder er musste auf den Boden knien. So bat ich ihn dann, im Zeichnungshüttchen Platz zu nehmen, wo er sich so verkrümmt hinsetzte, als ob er kein Rückgrat hätte. Nun waren wir gleich gross und konnten die Fotos seiner Bilder betrachten.
Sehr interessante Bilder mit starken Farben und Formen. Die Figuren waren vielfach transparent überlagert und aussagekräftig. Wo er das gelernt hätte, wollte ich wissen; denn ich konnte kaum glauben, dass er der Künstler dieser schönen Bilder war. Da zeigte er mir sein Diplom, das er letztes Jahr im College für Künste in Windhoek erhalten habe. Dann zeigte er mir noch die letzte Foto:
Ein schrecklich eifriger, dunkler Bulle in der Mitte, und in interessanter Anordnung standen um den geilen Bullen etwa 3 Dutzend schön geformte Kühe mit prächtigen Hörnern und Augen.  Dann begann der Mann zu reden: "Der Ochse ist mein Vater, ein sehr reicher Mann mit vielen Farmen. Die Kühe sind all seine Frauen." Als ich zu lachen begann, sagte er, dass er 249 Geschwister habe, und an Weihnachten habe er alle begrüssen können; ein schönes Fest sei es gewesen. Der jüngste Bruder sei 4 und der älteste etwa 30 Jahre alt. Es hätte so viel zu erzählen, zu trinken und zu essen gegeben.
ich staunte; denn noch nie habe ich einen Namibier getroffen, der nicht zuerst das Trinken und Essen vor dem Sozialen erwähnte. Doch dieser da nannte zuerst, dass es viel zu erzählen gegeben habe. Er wurde mir langsam sympathisch. Die Türe ging auf, und die Sekretärin kam mir dem Stadtpräsidenten in kurzer Hose und überhängendem Hemd herein (es war eben sehr heiss). Er begrüsste uns freundlich und fragte den Mann im schwarzen Anzug, was er da wolle. "Arbeit", stotterte er hervor. Ich zeigte ihm sie Foto mit dem Ochsen und den Kühen und erzählte den Transfer als Witz. Nach einer Weile Staunens sagte der Präsident, dass er diesen Mann persönlich kenne, der reiche Owambo mit den Dutzenden Frauen und den Haufen Kindern. Dann fragte er den Künstler, wie viele Kinder er selbst schon habe:"Keine, ich bin nicht wie mein Vater!" Die Jugendlichen, die heimlich vor den Fenstern draussen zugehört hatten, konnten ihr Lachen nicht mehr unterdrücken. Da holte ich sie rein:"Setzt Euch, der Mann hier macht mit Euch eine Probelektion im Zeichnen." Er zog einen Stift und Block aus der Tasche und mit wenigen Strichen zeichnete er die Gesichter der Jungen auf die Blätter, und alle waren erkennbar. Wir staunten, und die Angst vor diesem schwarzen Mann hatte sich in Respekt verwandelt. Er solle morgen wieder kommen, bat ich ihn.

Sonntag, 4. Januar 2015

"Geduld bringt Frieden", sagte der Gärtner

Vor 6 Jahren pflanzte ich einen kleinen Olivenbaum, der bereits im ersten Jahr Früchte trug. Die frühen Früchte waren von einem  aufgepfropften Ast. Das Jahr darauf hoffte ich auf neue Früchte, doch er trug nichts, jedes Jahr diesselbe Hoffnung. Rechts vorne im Bild steht etwas nach links geneigt das dünne Olivenbäumchen. Und links von ihm wächst ebenfalls in Schieflage ein etwas kräftiger Stamm des sogenannten Brautbaumes. Diesen Baum pflanzte ich vor 3 Jahren, und schon im ersten Jahr trug er im Winter (Juni)  grosse,weisse Blüten. Er sah aus wie eine Braut unter leuchtend weissem Schleier, daher stammt sein Name. Im heissen Sommer steht er mit saftig grünen Blättern da. Ich möchte aber lieber Oliven statt weisse Brautschleier. Ich holte Rat bei einem Gartenfachmann. Er erklärte mir, dass der Olivenbaum viel Geduld und lange Pflege  brauche, um Früchte zu tragen. Nicht umsonst werde die Friedenstaube mit einem Ölzweig des Olivenbaumes dargestellt. Das Pfropfen am Anfang sei nur Mache, künstlicher Frieden, mit Gewalt erzwungen. Ein solcher Frieden bringt Enttäuschung. Dann lachte der Gärtner und sagte, dass der Brautbaum äusserlich sehr schön sei, doch dem Olivenbaum die Nahrung entziehe. Den solle ich doch besser in den Busch zurück verpflanzen, wo er herkomme.
Ich dankte dem Gärtner:"Ein weiser Mann", dachte ich.

Samstag, 3. Januar 2015

Wasser

Am 21. Dezember ging der Musikworkshop in Swakopmund (am Benguela Ozean) zu Ende. Unsere Jugendlichen wollten noch vor der Abfahrt nach Tsumeb ihre Flaschen mit Meerwasser abfüllen; denn sie glauben, dass dieses Salzwasser ihnen zuhause Glück bringt, und dass mit Gurgeln dieses Wassers eine mögliche Erkältung verhindert werden kann. Es war recht schwierig, eine Flasche bei diesem hohen Wellengang abzufüllen. Auf einmal sahen wir eine ganz grosse Welle sich langsam dem Ufer nähern. Es sah beinahe aus wie eine Tsunami Welle; doch es kam eine Wolkenfront, deren oberer Rand sich vom starken Wind überschlug. Ein interessantes Naturbild.