Freitag, 29. November 2013

APC ist unübersehbar

Die 3 Leute vom Musik Repairworkshop hatten wieder einmal eine gute Idee.
Vor 9 Jahren erhielten wir einen alten Doppelbass geschenkt. Doch er war kaum mehr spielbar und für eine Reparatur nicht mehr geeignet.
So hatten wir dieses Instrument plastifiziert, damit weder Sonne noch Regen etwas antun können.
So tut der Bass seinen Dienst als Anzeiger fürs APC , denn alle Passanten wissen nun, dass das APC auch etwas mit Musik zu tun hat.

Donnerstag, 28. November 2013

Die Auferstehung des Königs der Strassenkinder

Heute Abend machten wir noch eine Musikprobe für das Graduationkonzert für nächsten Samstag.
Mitten im Üben ging ein Geschrei los, und alle rannten mit Geheul davon. "Was war da los?" Innert Kürze war der Platz leer. Nur noch Cacaya stand da. Er begann laut zu lachen:" Überall in Tsumeb rennen die Menschen mit Schrecken von mir weg; und einige rufen sogar, dass ich ein Geist sei!" Ich aber hielt ihm die Hand zum Gruss entgegen. Dann erzählte er mir, dass er für lange Monate im Staats Krankenhaus in Windhoek war, wo man ihm an den Schilddrüsen herum operierte. Die Ärzte hätten Spass an ihm gehabt. Als ich ihn fragte, ob er AIDS habe, reagierte er sehr schroff: So eine blöde Krankheit habe er nicht. Sein rechter Arm ist lahm; er kann diese eine Hand nicht mehr zum Keyboardspielen gebrauchen. Ich wollte wissen, wer die Nachricht durchgegeben habe, dass er tot sei. Diese  voereilige Aussage stamme von einer seiner Freundinnen; denn sie sei eifersüchtig, dass er kein AIDS hätte, während sie  selber immer dünner und dünner werde.
Langsam schlichen sich unsere Spieler/innen wieder herbei, doch zogen sie einen grossen Bogen um Cacaya. " Habt doch keine Angst, Cacaya war nie tot," rief ich und forderte die Leute auf, weiter zu proben. Cacaya wartete draussen, doch zwischendurch bettelte er Brot. Einer der Lehrer bemerkte, dass er nun glaube, dass Cacaya wirklich sei, denn ein Geist könne nicht betteln. Ein anderer Lehrer bemerkte, dass  Geister noch mehr als nur betteln können; sie werden sich in Tokoloshis verwandeln und dann den Menschen Böses wünschen.
Ich konnte wegen der angespannten Situation nicht mehr weiter proben und forderte alle auf, morgen Abend nochmals zu erscheinen.


Montag, 25. November 2013

Enttäuschung

Anfangs des Jahres erklärte ich den Musikschülern, dass die Fleissigsten im Dezember am internationalen Musikfestival in Swakopmund (Stadt am Benguela Meer) mitmachen dürfen.
Heute adressierte ich die Einladung an 24 Schüler (innen). Ein emsiges Hin-und Her -Rennen begann, Dispute entstanden zwischen Lehrern und Schülern, und zuletzt kamen Kinder und Jugendliche zu mir, die plötzlich Daten aufzählten, an denen sie wegen Krankheit etc. im APC fehlten, welchen Fortschritt sie seit letzten Januar gemacht hätten, welche Seiten sie gespielt hatten usw. Ich staunte einfach nur noch über dieses Gedächtnis und ihre gute Argumentationen. Und dann das Geheul und die Tränen, 18 Jährige weinten wie kleine Kinder.
Die Auswahl war wirklich nicht so einfach; denn einige waren ungefähr gleich gut und flleissig, die ich nun zurücklassen muss.

Samstag, 23. November 2013

Früher gesteinigt, heute erschossen



Diese junge Frau arbeitete im APC.
Sie hatte einen Freund, der 900 km weit weg von Tsumeb als Wachmann arbeitete.
Eines Tages vernahm er über das Buschtelefon, dass seine Geliebte einen andern Freund in Tsumeb gefunden habe. Er wurde wahnsinnig, nahm ein Taxi bis nach Tsumeb und suchte die Blechhütte dieser Freundin auf. Er riss die Tür auf und zielte mit der Pistole auf sie. Die Kugel durchschoss ihren Hals. Als er sah, dass sie zu Boden fiel, rannte er weg und richtete sich selber mit einem Kopfschuss. Die Verletzte stand auf und wollte zum Spital rennen, doch sie fiel auf der Strasse hin. Zwei vorbeigehende Männer sahen sie liegen, bekamen Angst und schlichen weg. Ein Nächster kam, knipste mit dem Cell-Phone eine Photo und trug sie ins Spital, wo sie während einigen Monaten  in Behandlung war.
Heute übte sie wieder Blockflöte im APC und ist nun auf Almosen zum weiteren Überleben angewiesen.
Ihre Flötenlehrerin sagte, dass Gott einen bestimmten Plan mit der Frau vorhabe, sonst hätte er sie sterben lassen.

Freitag, 22. November 2013

Älteste Bewohner unserer Erde

Imelda, eine junge Dame aus dem Blechhüttenviertel ist die neueste Angestellte im APC.
Sie ist die Schlüsselfrau im APC, d.h. sie öffnet um 08°° alle Hütten, reinigt die Musik-Uniformen,
schaut, dass die Kinder sich im APC benehmen und übt eine Art Kontrolle aus, ob die Lehrer und Schüler die APC Regeln einhalten.
Nebenbei spielt sie Viola.
Imelda ist eine San (Buschmann); von diesem Volk, so sagen die Wissenschaftler, stammt die Menschheit ab.

Sonntag, 17. November 2013

Kampf der Obsoleszenz

Mit Stolz zeigt Gideon, der Leiter unseres Musik Repare- Workshops die billigen, kleinen Bestandteile in einer Trompete, die er von einem Musikladen in der Hauptstadt zum Flicken bekommen hat. Er meint, dass die Fabriken extra so ein billiges Plastikringlein auf die Ventile kleben, damit die ganze Trompete nach kurzer Zeit nicht mehr funktioniert und die Künstler neue Instrumente kaufen müssen; denn diese Plastikringlein werden sehr schnell abgenützt sein. Aber er, so meint Gideon, sei nicht dumm und schmiede solche Ringlein aus hartem Metall. Auch bei den neuen Keyboards seien kleine, aus billigstem Material verfertigte Teilchen eingebaut, die nach wenigen Jahren das Keyboard nicht mehr spielbar machen.
Das alte E-Piano von Yamaha hat noch nach Jahren den schönen Klang behalten. Aber die Neuen... Gideon öffnete ein Keyboard und zeigte mir die billigen Teile.
Da musste ich wieder über Gideon staunen, der doch nie eine Schule besuchen konnte.

Weiss sieht so nackt aus

Unsere neue Public Relation Officer bringt so vieles in Gang. So hat sie vereinbart, dass unser  Orchester fast jeden Sonntag in einer der vielen Kirchen von Tsumeb soielt, um so das APC tiefer bekannt zu machen. Um halb 7°° sollten wir nach Abmachung vor dem APC Gate mit all den betreffenden Musikinstrumenten und Noten bereit stehen. Als ich um halb 7°° eintraf, waren nur 3 Spieler dort, von denen ich zuletzt Pünktlichkeit erwartet hätte. Ich fuhr mit diesen Dreien los. Alle andern mussten laufen. Zum Glück waren auch die Kirchenbesucher fast eine Stunde zu spät. So fiel die Undiszipliniertheit unserer Spätlinge wenig auf. Das Orchester spielte gut; die Leute freuten sich. Um 10 begann dann der 2. Gottesdienst, wo das Ochester ebenfalls spielen sollte. Da kam es zum Streit; denn eine laute Bum-Bum Band, organisiert vom Kirchenleiter, liess unser Orchester verstummen. Wir zogen ab.
Zum Dank für das pünktliche Erscheinen lud ich die Drei zu einem Drink im Restaurant Dros ein. Wir wählten den Tisch mit Aussicht aufs Schwimmbad, wo sich einige Weisse mit Wasserball vergnügten und sich anschliessend auf die halbdürre Wiese legten. Unsere Drei waren entsetzt, einer bemerkte sogar, dass Weisse wirklich nackt aussehen. Einige schwarze Schwimmerinnen, welche sich im Schatten eines Baumes trockneten, fielen gar nicht auf, denn ihre Hautfarbe passte harmonisch zur Landschaft. Aber dieses Weiss war so dominant.

Armut als Chance

Armut kann auch eine Chance zur Verwirklichung hoher Ziele sein. Das beweisen die Harfenmaitli im APC. Gestern übten sie von 13°° bis 18°° ganz konzentriert. Sie haben alle ein Ziel: In den Dezemberferien an der internat.Musikwoche in Swakopmund (am Benguela-Meer, wo es so schön kalt ist), teilzunehmen. Eine Pause musste ich zwangsweise einschieben. Der Ehrgeiz, individuell die Beste zu sein, fällt zum Glück weg. Hat ein Kind  mehr Mühe, etwas zu begreifen, setzt sich ein Mädchen sofort zu ihm hin und zeigt ihm die Handhabung so lange, bis es auch mit der Gruppe nachkommt. Diese Haltung ist vielleicht typisch afrikanisch. Um 18°° entliess ich die Gruppe. " Endlich habe ich Ruhe," dachte ich und begab mich nach Hause. Doch eine Weile später klopfte es wild an meiner Küchentür. Es waren die Harfenmaitli, die mir erklärten, dass sie weiter üben gehen möchten; denn zuhause sei es langweilig. (kein PC, kein TV, zum Nachtessen Maisbrei und viele betrunkene Männer, was sie so traurig mache usw.)Also gab ich nach, und als sie meinen Schlüssel fürs APC rascheln hörten, bemerkten sie, dass ein Kaffee schon noch gut sei. Und als sie noch etwas Schweizerschokolade erhielten, waren sie überglücklich

Samstag, 9. November 2013

Bienenkonzert

Ich soll einmal diesen Ast an mein Ohr halten und sagen, was ich da höre, befahl mir Jackson. Ich tat so und war ganz verblüfft, welch schöne Töne aus diesem Rohr schwangen. Das kam einem Orgelkonzert nahe. Ich entdeckte, dass Bienen, die sich im Hohlraum dieses Astes befinden, durch ihre Flügelschläge  schöne Melodien entwickelten. Jackson ging anschliessend ins APC, holte sich die Flöte und versuchte, das Bienenkonzert nachzuahmen.

Montag, 4. November 2013

Endlich die Lösung für ein besseres APC ?

"Ein besseres APC", nicht wegen ihrer Schönheit (vielleicht auch), doch ihr perfektes Englisch, ihre 3 Universitäts-Diplome über Journalismus, Public- Relation und Business, und dann die Art und Weise, wie sie schon am 1. Tag ihrer provisorischen Anstellung das ganze Geschehen im APC beobachtete und notierte, versicherte mir, endlich die Person fürs APC gefunden zu haben, nach der ich schon lange suchte:
Winnie Vilander aus Windhoek. Ihr Vater ist Direktor des SOS Kinderdorfes in Tsumeb.
Somit sind ihr die Schwierigkeiten unserer Kinder und Jugendlichen bekannt. Auch weiss sie, mit Regierungsleuten umzugehen.
Heute kann ich, trotz der Hitze, sicher gut schlafen.

Rosenkränze

 Heute sah ich all unsere Musiklehrer mit einem farbigen Rosenkranz dekoriert. Als ich den Gitarrenlehrer Junias fragte, warum er gerade 2 Rosenkränze um den Hals trage, sagte er, dass er doppelten Schutz nötig habe. Schutz wovor? Er wolle nie in eine Sucht fallen, und er wolle im APC ein guter Lehrer bleiben, den alle gerne mögen.
Als ich heute diese Foto knipste, unterrichtete er gleichzeitig 13 Kinder , welche in einem Halbkreis sassen und konzentriert den Anweisungen des Lehrers horchten.
Im nächsten Unterrichtsraum sah ich Lehrer und Schüler mit Rosenkränzen behangen. Ronaldo, der Viola Lehrer erklärte mir, dass ein Chinese am gestrigen Kupfer Festival Rosenkränze verkaufte, die sogar nachts leuchten. So seien wir auch nachts besser geschützt. Nachts passiert wirklich sehr viel auf den Strassen und in den dunklen Blechhüttenvierteln.
Weiter erklärte er mir, dass es sogar Katholiken gäbe, die damit beten.
Die Angst ist sicher berechtigt. Abends, als ich noch kurz mit den Lehrern und Lehrerinnen zusammensass, spürte ich, wie sie grundsätzlich  Angst hatten. Angst, vergiftet, abgestochen, ausgeraubt, ausgelacht und zum Trinken verführt zu werden. Letzteres verstand ich, da alle gesehen haben, wie heute einer der Lehrer von der eigenen Familie aus dem Unterrichtsraum geholt wurde, um ihn in eine Entziehungskur zu bringen.
Die Harfenlehrerin trug eine kurze Schlussrede, in der sie auszudrücken versuchte, dass so ein Rosary nichts nütze, solange sie dem Bösen nicht NEIN sagen können. Recht hatte sie, dachte ich und entdeckte auch an ihrem Hals einen Rosenkranz.

Sonntag, 3. November 2013

Zu viel der Hitze

Es ist nun zu viel der Hitze geworden.
Jeden Morgen freut man sich auf eventuelle Wolken, die aufziehen mögen.
Nichts von Weiss, nur dieses leidige Blau, tagaus , tagein.
Das leuchtende Rot der FlammbojenBäume verstärkt das Gefühl der Hitze.
Eigentlich sollte es regnen.
Die Bauern müssen ihr Vieh schlachten, bevor es verdurstet.
In der Zeitung las ich, dass letzte Woche wieder Kinder im Norden Namibias an Hunger gestorben
sind.
Ich sehe nicht mehr wie gewohnt, Kinder hüpfen oder springen, auch sie gehen langsam. Die Wachhunde hört man nicht mehr bellen; sie liegen hechelnd im Schatten der Bäume.
Und nachts schläft man vor Hitze kaum noch ein.
Das Wasser wird immer teurer.