"Weh dem, der keine Heimat hat" heisst es in einem Gedicht von Nietzsche.
Gespannt stand ich gestern in einer Reihe nervöser Menschen vor der Tür im 2.Stock des Home Affairs in Windhoek. Verschiedenste Sprachen waren im Flüsterton zu hören. Ein Polizist, der seine Arbeit, Ordnung in den Reihen zu schaffen, sehr genau nahm, musterte jeden Wartenden. Endlich einmal kam ich an die Reihe. Die Türe wurde mir geöffnet; eine überaus freundliche Dame rief:"Oh, APC Lis!" Dann fuhr sie freundlich fort, dass sie heute morgen ein Fernsehinterview mitverfolgt habe, in welchem ein Junger vom APC gezeigt wurde, der gerade in die Schweiz fliegt, um an einem Jugendorchester teilzunehmen. "Gratulation," lächelte sie und drückte mir den roten Pass mit dem Einreise-Visa in die Hände. Ich fand kaum richtige Worte, mit denen ich ihr meinen Dank auszudrücken vermochte; denn endlich, nach 10 Jahren ist es mir wieder möglich geworden, aus und in zu reisen, ohne an den Grenzen festgehalten zu werden. Ein seltsames Glücksgefühl kam über mich. Ich habe eine Heimat: Die Schweiz; und ich habe auch eine Heimat hier im schönen Namibia.
In letzter Zeit war ich der Überzeugung, dass es nicht wichtig sei, wohin man gehöre. Und jetzt, wo ich plötzlich den roten Pass mit den richtigen Stempeln darin in den Händen halte, denke ich:"Wohl dem, der eine Heimat hat!"
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