Rechts: Rauna Shifidi, (32 jährig) für die Pre-Primary Musik-Education seit 5 Jahren zuständig. Sie hat im letzten Jahr geheiratet und erwartet ein Kind.
Interview mit der 28 jährigen Helen, links im Bild:
Lis: Wie bist Du auf das APC gestossen?
Helen:Ich habe gehört, dass hier Tanzunterricht geboten wird, und in diesem Unterricht möchte ich als Trommlerin mitmachen.
Lis: Wo hast Du das Trommeln gelernt?
Helen:Ich als San-Damara kann es von Natur aus.
Lis: Was hast Du bis jetzt gemacht?
Helen:Weil meine Eltern arm waren, konnte ich keine Schule besuchen und half zuhause pflanzen, waschen, meine Geschwister erziehen und kochen.
Lis: Kannst Du ein wenig lesen und schreiben?
Helen: Als ich später sah, wie meine Kameradinnen Zeitungen lasen, fühlte ich mich immer von ihnen ausgeschlossen. Ich war plötzlich alleine gelassen. Meine Mutter sagte mir, dass ich einen Job suchen müsse. Ich fand in Oshakati eine Tanzgruppe und fragte die Leiterin an, ob sie mich als Trommlerin brauchen könnte.
Lis: Wie lange warst Du dort Trommlerin?
Helen: Einige Jahre; und in der Freizeit lernte ich selber die Buchstaben, setzte sie zu Wörtern zusammen, und so lernte ich selber das einfache Lesen. Ich hatte oft Hunger und konnte der Mutter kein Geld heimbringen, weil mich die Leiterin der Tanzgruppe nicht bezahlte.
Lis: Bist Du deswegen von Oshakati weggegangen?
Helen: Ja; denn ich will einen Job, von dem man Geld verdient.
Lis: Gut, wir können Dich als Trommlerin und als Kontrolleurin für die Einhaltung der Stundenpläne vorläufig anstellen. Hier wirst Du einen Lohn bekommen.
Helen: Dann kann ich meinen Freund, der trinkt und mich schlägt, verlassen?
Lis: Sicher, jag ihn zum Teufel, ich habe für Dich einen schönen Raum im Lehrerinnen Haus.
Helen umarmte mich mit Tränen.
Helen hatte nun ein Jahr lang ihre Arbeit sehr zuverlässig und mit Freude ausgeführt. Als sie sah, dass eine andere Angestellte das Toilettenputzen so vernachlässigte, dass ich jedesmal, wenn Touristen ins APC kamen, die Toilettentüre abschliessen ging, nahm sie das Putzmaterial und begann jeden Morgen diese Toiletten so zu reinigen, dass jeder Besucher und jede Besucherin die Frage stellte:"Wie ist es möglich, in Afrika, wo so viele Kinder herum rennen, so glänzende Toiletten anzutreffen?"
Ich sah, wie Helen unaufgefordert den Kleinen beibrachte, wie die Toiletten zu gebrauchen sind, wie sie die Hände zu waschen haben, wie man richtigen Kaffee und Tee den Konzert-Besuchern anbietet, und wie Helen freundlich zu allen im APC ist, zögerte ich nicht, sie weiter zu fördern und ihr die Arbeitsstelle als Lehrerin für die Pre-Primary Musik Education anzubieten.
Die Frage bleibt nur: Kommen genügend gute Volontärinnen, welche sich in diesem Fach auskennen, und die Helen, sowie auch Rauna, weiter bringen können?
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