Mittwoch, 30. September 2015

Unfall in der Nacht

Das war mal ein Auto.
Auf Anordnung der Garage in Ondangwa, 350 km nördlich von Tsumeb, sollte ich meinen Wagen zum grossen Service bringen, damit er am Mittag wieder fahrbereit sei. Um 04°° stand ich auf, fuhr los und war pünktlich am Ort. Nach 2 Stunden im angenehm gekühlten Office des Mercedes Büro warten fragte ich, ob die Zeit ausreiche , wenn ich mit einem Taxi das APC Oshikuku, das 60 km weiter nördlich gelegen ist, besuchen gehe. Die Antwort war: JA, um Mittag werde die Arbeit fertig sein. Das überladene Taxi fuhr mit 140 km per h durch die nächste  Stadt. Es überfuhr eine Doppellinie und wollte den Laster überholen, ohne Blinken, die Insassen schrieb und ich rief ich: Zurück, ein Auto kommt entgegen. Die Frau neben mir hielt sich aus Angst an mir fest.. Die Bremsen kreischten; denn der Fahrer sah endlich ein, dass er halten musste. Ich stieg aus und ging zu Fuss weiter. Es war unmöglich heiss. In Oshakati angelangt, rief ich den Leiter vom APC Oshikuku an, um mit mir und Gideon etwas essen zu gehen. Er kam pünktlich und suchte auf der Menü Karte das teuerste Essen aus. Nach dem Essen fragte er, ob er noch ein anderes Menü bestellen könne; denn er hätte noch Platz im Magen. Mit einem billigeren Menü wäre er besser bedient gewesen, erklärte ich ihm; denn das Teuerste sei nicht immer der grösste Berg. Wir traten trotzdem den Rückweg an und suchten nach einem Taxi in der Hoffnung, dass die Service Arbeit an meinem Wagen gut und zu Ende ausgeführt sein werde.
Keine Spur meiner Hoffnung war erfüllt. Die Sekretärin erklärte mir, dass mein Wagen jetzt erst in Angriff genommen werde.  "Ich kann nicht in der Nacht auf dieser gefährlichen Strasse zurückfahren", erklärte ich. (Nach Statistik ist das die gefährlichste Strasse Namibias). Ich wartete bis 18°°, bezahlte und fragte, ob ich jetzt den Kaffee bekäme, den sie mir morgens um 07°° versprochen habe. Es sei nun zu heiss für einen Kaffee, lächelte sie und gab mir den Autoschlüssel. Der Wagen lief leicht und geräuschlos, ganz angenehm, doch bald brach die Nacht herein, und ich wusste, dass ich sehr vorsichtig zu fahren habe. Viele entgegenkommenden Lastwagen blendenden einfach nicht ab und fuhren beinahe in der Mitte der ohnehin schon zu schmalen Strasse. (das sind oft die linksgesteuerte Wagen aus Angola). Dazwischen überquerten  Esel und Geissen die Strasse. Nach 3 Stunden war ich müde und sagte Gideon, dass er nach der nächsten Polizei Kontrolle fahren solle. Kurz darauf rannte vom rechten Strassenrand ein grosses Tier direkt vor mein Auto, ich drehte schnell nach rechts, und es knallte, bevor ich richtig ausholen konnte. Ich sah nur noch, wie ein grosser dunkler Schatten links in die Höhe flog ,und mein Motor stand still.  Ein schwarzer dicker Rauch stieg vor der Schutzscheibe hoch und wir rannten aus dem Auto, um einer möglichen Explosion zu entkommen. Es rauchte noch lange. Dann wagte ich zum Wrack zurück, um die Taschenlampe zu holen; denn ich wollte wissen, welches Tier da vielleicht in Schmerzen herumliegen mochte. Etwa 30 m weit entfernt lag ein schwarzer grosser Ochse mit mächtigen Hörnern. Ich hob den Kopf hoch, die Zunge hing heraus, und er atmete nicht mehr. Ich rief die Polizei an, die mir versicherte, bald dort zu sein. Ich war 12 km vor dem Veterinary Checkpoint. Doch die Polizei kam auch nach einer Stunde nicht. Als ein Mann aus dem Busch auftauchte, bekam es Gideon mit der Angst zu tun , er meinte, ein grosses Messer in der Hand des Mannes gesehen zu haben. "Der will doch nur das Fleisch des Tieres", tröstete ich ihn. Ich fürchtete mich mehr vor den in der Nacht jagenden Mambas, als ich den Busch für die Toilette aufsuchte. Und Gideon rannte zum Auto, wollte die Hintertür aufreissen und rief, dass er Löwen höre, denn da sei der Zaun der Etosha Pfanne. Während er versuchte, die Türe aufzureissen, hielt ich einen entgegenkommenden Laster an und bat ihn, uns zum nächsten Polizeiposten zu bringen, was er liebenswürdigerweise tat.. Nach einer Stunde kam die Polizei mit einem Unfallreport von der Unfallstelle zurück und starrte mich fassungslos an. Er glaubte mir nicht, als ich erklärte, dass ich die Fahrerin gewesen sei. Nach langem Erholen sagte er, dass ich von Gott besonders geschützt sein müsse, denn ich stünde so völlig unverletzt da,  nur mein Begleiter sei verwirrt. Ein anderer Polizist stellte fest, dass mein Führerschein nicht mehr gültig sei. Doch ich erklärte, dass die Polizei mit dem Ausstellen der neuen Daten nicht nachgekommen sei. Gut, lächelten die Uniformierten und fuhren mit einem Backie los. Ich vermutete, dass sie das Fleisch des Ochsen unter sich aufteilen werden. Eine Stunde lang versuchte ich, einen Abschleppdienst zu organisieren. Schlussendlich fand ich einen, der aber erst in 2 Stunden hier sein könne. Nach langem Betteln gelang es mir, den Autoschlüssel einem Polizisten abzuliefern, der ihn dann dem Abschlepper übergeben werde. Um 01°° fuhr der Mainliner heran, stoppte, und viele Leute stiegen aus, um über den mit Maul-und Klauenseuche benetzten Teppich zu waten. Gideon und ich mischten uns unter die Leute und stiegen ein. . Ich wusste, dass dieser Luxusbus in Tsumeb halten wird, denn er dreht von dort in Richtung der Viktoriafälle oder direkt nach Windhoek. So weit, so gut.
Doch der Schlaf zu Hause gönnte mir keine Ruhe; denn immer wieder kam der Gedanke, wie ich  die APC Spieler und Tänzerinnen  in der nächsten Zeit zu den Vorführungen ohne Auto bringen könne. Mietautos in Tsumeb gibt es nicht.
Ich dachte an die Worte des Polizisten, der meinte, dass ich von Gott besonders geschützt sei. Vor einigen Monaten erst schloss ich eine Autoversicherung ab. Aber vorher fuhr ich während 25 Jahren ohne Versicherung herum.
Je älter ich werde, umso mehr erscheint mir das Leben ein Geheimnis zu sein.

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