Mittwoch, 13. März 2019

Steilkarriere eines armen Blechhüttenkindes

Ronaldo kam als kleiner Junge ins APC und fragte mich, was da so schön aus einer Hütte klang?
Ich zeigte ihm die Geigenhütte, in der Felicia gerade vom Mozart ein lebendiges Stück übte.
Das möchte ich auch lernen, sagte der Kleine mit grossen bittenden Augen.
Er durfte die erste Geigenlektion bei Felicia, einem jungen Mädchen lernen.
Ronaldo übte täglich und war nervös, wenn er einmal keine Geige in die Hand nehmen konnte. Er probierte verschiedene Musikinstrumente aus, und alle gefielen ihm, ausser die Harfe, die ihm zu schwierig erschien. Als er 16 Jahre alt war, wurde er von Nicola Hanck zum Yehudi Menuhin Festival nach Gstaad eingeladen. Es gefiel ihm, doch er hatte etwas Heimweh. In Namibia angekommen, erzählte er jedes Detail, das er in der Schweiz erleben durfte. Dann versuchte er das APC Orchester zu dirigieren, und er tat es mit solcher Begeisterung, dass mich Touristen, die ihm beim Dirigieren zusahen, fragten, woher er dies gelernt habe. Ein Naturtalent oder gar ein Genius?
Nach der Matura, die er zwar nur sehr knapp bestand, musste er von seiner Mutter aus etwas Vernünftiges an der UNI studieren gehen. Ein Onkel bezahlte ihm zu Beginn ein IT Studium, das er nicht liebte; denn er hätte lieber Musik studiert.
Ich schenkte ihm eine Geige, um nicht aus der Übung zu kommen. Nach 2 Jahren ständigen Übens, hatte er die Idee, andere Kollegen zu unterrichten. Doch es fehlte dazu das nötige Material und einen  Raum, sowie das Geld. Der Onkel konnte nicht mehr länger bezahlen.
Die Not machte ihn erfinderisch: Er besuchte Kirchen - und Magistrats Sekretariate auf, um zu fragen, wer in nächster Zeit heirate. Ronaldo nahm Kontakt mit den Paaren auf und offerierte  Hochzeitsmusik mit seiner Geige und verlangte eine gute Gage, die ihm die Hochzeitspaare mit Begeisterung schenkten, weil er angeblich die Stimmung der Verliebten aus dem braunen Geigenholz zu locken imstande war. Er wurde immer mehr angefragt, an Festivals, Kongressen und mit andern Künstlern des Afrikanischen Hip Hop zusammen zu spielen. Er konnte nun sein Studium selber bezahlen, und zudem offerierte ihm die UNI sogar einen schönen Unterrichtsraum, wo er den Kameraden Geigenunterricht erteilen kann. So hat die Universität in Windhoek erstmals eine Geigenklasse. Die Schüler und Schülerinnen bezahlen die Stunden.

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