Montag, 13. November 2023

In der Hölle das Gute suchen

 Gestern abend beim Eindunkeln wollte ich noch in einem Laden etwas Kühles zum Essen kaufen. Auf dem Weg entgegneten mir allerlei Gestalten. Ich lief schnell, damnit ich die Bettelstimmen etwas überhören konnte. "Hallo, Lis" ertönte es mehrmals, und ich tat, als ob ich nichts hören würde.

Heute morgen erschien Frans im APC und fragte mich, warum ich böse auf ihn sei; denn er hätte mit ein paar Mal gerufen und ich hätte einfach nie reagiert.Ich fragte ihn , wer er sei. Er wäre vor 10 Jahren mein Geigenschüler gewesen, und er möchte so gerne wieder im APC dabei sein. Er merkte, dass ich ihm nicht so recht traute, und dann erzählte er mir, wie ich ihn unterrichtet hatte: 

"Wir waren 10 Schüler in einer Geigenklasse von 13 bis 14 Uhr. Wir waren alle etwa 5 und 6 Jahre alt." Er erzählte weiter, wie ich vor jedem Kind einen Notenständer hingestellt und ein Blatt mir D-und A-Noten daran befestigte. Auf die linke Seite hätte ich jedem Münzen auf den Notenstäner gelegt und gesgt, dass dies meine Bank sei; und jedesmal, wenn jemand die Noten schön sauber spielten, hätte ich eine Münze von der linken Seite uf die rechte Seite geschoben und gesgt, dass diese Münze nun in Deiner Bank liege und somit Dir gehöre. "

Ich staunte, dass dieser 15 Jährige sich noch so genau an diese Lektionen erinnern konnte und fragte ihn, warum er andere Jahre nicht mehr ins APC gekommen sei. Der Vater sei gestorben, und die Mutter musste einer Arbeit nachgehen, damit sie uns 3 Kinder ernähren konnte.

 Sie pflanzt irgendwo Tomaten und verkauft sie. So bekommen wir jeden Monat etwas Geld, um 2. hand Kleider und Brot mit Bananen zu kaufen. 

Er hätte nicht gewusst, dass er auch ohne die 50.- N$ (sfr2.50) im APC weitermachen dürfte.                      Frans wohnt in einer kleinen, rostigen Blechhütte. Eine Kochplatte, eine Schaumgummimatte als Bett auf dem Sandboden, eine handgestrickte Wolldecke in einer Ecke (wahrscheinlich noch von den KAB-Frauen aus Mels gestrickt) und wenige Unterwäsche in einer andern Ecke, daneben ein Sack mit Maismehhl und eine Holzkelle. Da gibts keinen Tisch, keine Stühle, kein Schrank, schon gar kein Kühlschrank in dieser Hitze von 40 Grad und auch keine Toilette.

Die Kleider wurden den Kindern gestohlen, vielleicht von einem der Süffel, die draussen sich streiten und einander mit Steinen bewerfen. Ein unheimlicher Lärm in allen Gassen, überall Strei.Alkohol- und Uringestank. 

Frans aber trägt eine weisse lange und dicke Plüschhose, die ihm ein Nachbar schenkte. Er bete mit den andern 2 Geschwistern jeden Abend, um von Gott geschützt zu sein.Auf dem Weg zur Schule werden sie jeden Morgen von einer Frau in der Nebenstrasse zu einem Kaffee eingeladen.

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