Vor 2 Monaten wurde ein Treffen von 3 Schulprinzipalinnen, einer Pfarrerin und mir abgehalten, wo es darum ging, die Kriterien für einen Wettbewerb von verschiedensten Chören in Tsumeb und Umgebung zusammenzustellen. Es wunderte mich, weshalb ich als einzige Weisse zur Hauptverantwortlichen für die Beurteilung der Chorqualität gewählt wurde.
Und heute, am 31.Mai, fand dieser Chorwettbewerb statt. Um 18°° , wie abgemacht, betrat ich den Gemeindesaal. Ein in schwarzer, eleganter Kleidung und grossem Goldkreuz auf der Brust begrüsste mich überfreundlich und bat mich, am "Richtertisch" vorne Platz zu nehmen. Doch ich sass ganz alleine an diesem Tisch. Vorne standen 3 Männer und schrien immer wieder ins Mikrophon, wie gut Jesus sei, da er ihre Frauen immer noch bei ihnen zur Seite stehen lasse; und dann wurde vom ganzen Volk ohrenbetäubend geklatscht:" Halleluja, halleluja!" Und immer wieder wurde diesem Jesus etwas Positives in die Schuhe geschoben, worauf die Menge wieder händeklatschend das Halleluja schrie. Das ging über eine Stunde. Als meine Ohren zu heiss wurden, begann ich sie mit Papier zu zustopfen; denn ich sass direkt an 3 grossen Lautsprechern. Endlich kam der Schwarzbekleidete mit dem Goldkreuz zu mir und sagte, dass ich nun allein den Judge spielen müsse, da alle andern erst jetzt abgesagt hätten. Mir wurde es immer unwohler. Nach einer weiteren Stunde "Halleluja-Rufen" erklärte der Mann, dass der Wettbewerb der Chöre erst morgen Abend stattfinden werde, da sich nur 4 der 12 angemeldeten Chöre eingefunden hätten. Schnellstens packte ich meine Sachen zusammen und verabschiedete mich deutlich mit dem Versprechen, morgen wieder zu kommen.
Draussen hupten einige Polizeiwagen, die Verbrechern nachjagten. Wenige Häuser weiter ertönte wieder ein Halleluja, aber in einer ganz andern Tonart, angeheuert von hammerharten Rhythmen. Etwas weiter donnerte eine Disco; und nach wenigen Schritten weiter links um die Ecke dröhnte der Bumm-Bumm einer Hochzeitsgesellschaft. Unweit davon sangen dicht aneinander geschmiegte Leute, welche von einem Scheinwerfer hell beleuchtet wurden, dumpfe Lieder, die einem melancholischen Brummen gleichkamen; eine Beerdigung.
Mein Kopf begann auch zu brummen, und meine Ohren wurden immer heisser. Ich beeilte mich nichts wie los. Überall torkelten Alkoholisierte über die Strasse, und immer wieder hallte es:"Evening, Lis!"
Endlich erreichte ich mein Haus. Mit Mühe versuchte ich das Schloss des Gartentores zu öffnen, und plötzlich standen einige Kinder und Jugendliche vom APC da und baten um heissen Kaffee. Meiner Aufforderung, wegen der Dunkelheit heimzugehen, gehorchten sie nicht. Sie brachten Ausreden: Zuhause sei nur Krach, Eltern seien besoffen, nichts Essbares sei auf dem Tisch zu finden usw.. Das meiste mochte stimmen.
Am liebsten hätte ich mich jetzt in eine stille Höhle zurückgezogen! Auch mein Nachbar hat eine neue Sekte aufgetan, und nun hämmern die Hallelujas direkt an mein Schlafzimmer Fenster.
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