Dienstag, 7. Mai 2013

Die Bierbuden und Sekten

Auf dem Weg zu einer Bank begegnete mir ein Nachbar und grüsste mich höchst freundlich: Bitte, komm uns doch mal am Sonntag Morgen besuchen, es wird Dir bei uns gefallen! Nein, entgegnete ich; denn ich könne sein Geschrei schon vom Bett aus hören. Dann lächelte er noch mehr und sagte, wie schön!  Ich versuchte ihm beizubringen, dass es sehr unhöflich sei, die Sonntag Morgenruhe der Nachbarn zu stören, dazu noch mit einem solchen Bumm-Bumm-Geschrei. Verlegen erklärte er mir, dass er so vieles versucht habe, um Einkommen zu schaffen:
1.  Zuerst sei er Verkehrspolizist gewesen. (wegen Korruption verlor er die Stelle)
2.  Dann hätte er sein Glück mit Taxifahren versucht. Keine Kunden!
3.  Dann hätte er für eine Lebensversicherung Leute anwerben wollen, aber niemand biss da an.
4.  So habe er gedacht, dass er es mit einer Sekte versuchen. Das Geschäft läuft nun gut, stellte er mit Vergnügen fest. 

Die Geschäfte der Bierbuden rentieren ebenso gut. 
Also schiessen überall Bierbuden und Sekten aus dem Boden, und sie alle sind sehr rentabel.

Da kommt mir Nietsche in den Sinn, der in einem seiner berühmten Bücher schrieb, dass Religion und Alkohol das Opium für das Volk sind.

Auf dem selben Weg kam eine ganz eigenartige Gruppe entgegen: Ein Mann zog ein riesengrosses Holzkreuz mitten auf der Strasse hinter sich her, angeführt von einem Polizeiwagen mit heulenden Sirenen. Daneben liefen einige Frauen. Die Leute standen still und schauten kopfschüttelnd der Gruppe nach. Da erinnerte ich mich an den gestrigen Zeitungsartikel, wo es hiess, dass eine Gruppe zu Fuss ein Kreuz von Oshakati bis nach Windhoek (ca. 800 km ) ziehen wird, um gegen die Gewalt an Frauen zu protestieren. Eine Frau neben mir bemerkte:"Was nützt das schon!" Ich nickte ihr zu.
Es ist hier schon zu brutal geworden: Fast jeden Tag hört man von einem Mord an einer jungen Frau, ausgeübt vom eifersüchtigen Freund.

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