Sonntag, 26. März 2017

Die blinden Gänger


Oft fragen mich Leute von Tsumeb, wo sie das APC finden werden, auch wenn sie kaum 100 m davon entfernt wohnen. Zuerst dachte ich, dass sie mich "hoch" nehmen. Doch ich sah, wie sie ernsthaft suchten und es nicht einmal fanden. Sie wollten ihre Kinder anmelden. Dieser APC Eingang ist doch so deutlich.
Ich wundere mich immer wieder, wie  Menschen hier wie mit geschlossenen Augen herumgehen, die Bäume, Strassen und schon gar keine Plakate beachten. Dinge werden oft gar nicht wahrgenommen. Doch Hunde werden fixiert (vielleicht machen die Angst) und Menschen werden gegrüsst.
Je länger ich in Afrika wohne, umso weniger kenne ich es.

"Ferien sind oft sehr langweilig"

Nachdem ich vor einer Woche erklärt hatte, dass wir während der folgenden Woche das APC schliessen werden, weil die Regierung allen Schulen  wegen des Unabhängigkeits-Festes frei gab, wollten einige Jugendlich gar nicht heimgehen und baten mich, doch wenigstens zum Üben die Türen offen zu lassen.
Die Harfenengel spielten oft, und der Gitarrenlehrer Junias organisierte 2 Konzerte in Hotels. Solche Leute bedeuten Zukunft fürs APC.



Andere sitzen zuhause. Ich besuchte eine Lehrerin, die stundenlang einfach da sitzen und etwas träumen kann. Sie kam mir nur so halb lebendig vor, so wie es hier viele gibt, die einfach da sitzen oder da stehen in einer Art Geistesabwesenheit oder wie in einem Grauzustand. Wenn ich sie anspreche, sagen sie eh, dh.ja, aber weiter wird nicht geantwortet.
Als ich die Lehrerin fragte, warum sie nichts mache, sagte sie, dass ihr niemand befohlen habe, etwas zu tun.

Donnerstag, 23. März 2017

Beerdigungsopfer helfen uns weiter zu leben.

Da wurde von der Pfarrei St. Michael in Zollikerberg bei Zürich ein Beerdigungsopfer zugunsten des APC's in Tsumeb aufgenommen, und viele Leute haben dazu noch persönliche Beiträge gegeben. Das hat uns alle sehr freudig überrascht und viel Mut gegeben, weiter zu machen.
Die Flötenlehrerin bemerkte ganz überzeugt, dass sie in ihrer Weltsicht  wieder bestätigt wurde: "Wir und die Toten gehören zusammen; der Geist des Toten lebt bei uns weiter; denn wir denken an ihn, und seine Angehörigen haben an uns gedacht."
Manchmal bin ich wirklich überrascht über die weisen Bemerkungen meiner Lehrer/innen.

Mittwoch, 22. März 2017

Tsumeb, einladende Musikstadt


Die Stadt Tsumeb besitzt ein grosses Kino, noch aus der Zeit, als die grosse Mine mitten in der Stadt mit Tausenden von Arbeitern noch funktionierte. 1996 schloss die Mine, die Leute mit dem grossen Geld verschwanden, zurück blieben die Arbeitslosen und auch viele wunderschöne Häuser mit grossem Umschwung  (sehr billig zu haben) und eben das Kino, das nicht mehr besucht wurde.
Später wurde es von einem Farmer übernommen, auf den neuesten Standard renoviert, und dann wurde es an Käufer angeboten. Dem APC wurde es zuerst für ca.sfr 200000.- angeboten. Doch uns fehlte diese Summe.
Nun hat es eine Künstlerfamilie aus Windhoek übernommen und zu einem wirklich schönen Restaurant mit gediegenen Schlafräumen umgebaut. Es strahlt Atmosphäre aus; man merkt sofort, dass da Künstlerinnen am Werk waren, denen auch am gesunden Essen für die Gäste viel liegt.
Die Cinema Halle selbst ist für kulturelle Zwecke und Regierungstreffen nicht verändert worden.
Und nun für das APC das Wichtigste: Wir geben jeden Mittwoch Abend ein Dinner-Konzert für die Gäste.

Dienstag, 21. März 2017

Kastrieren?

Meine Katze musste ich zum Tierarzt fürs Kastrieren bringen. Nach 5 Stunden konnte ich sie wieder abholen, und ich nahm die 2 jungen Lehrer mit, die zufällig bei mir Kaffee tranken.
Als ich die halbbetäubte Katze entgegennahm und bezahlte, fragte mich die Sekretärin, ob diese 2 Jungen zu mir gehören oder selbständig etwas in der Tierklinik wünschen. Ich machte gleich einen Witz: Ja, sie seien nun zum Kastrieren an der Reihe. Da öffnete diese Sekretärin die Agenda und erklärte mir, dass die Kastration für diese Jungen aber wesentlich mehr kosten werden. Kein Problem, gab ich zur Antwort, woraufhin sie die Jungen fragte, wann sie kommen möchten. Einer schmunzelte, und der andere war geschockt und sagte, dass er zuerst den Vater fragen müsse. Die Tierpflegerin kam entrüstet hinter dem Vorhang hervor und erklärte der Sekretärin, dass dies doch Menschen seien und sich im Staatsspital anzumelden hätten.
Mit grossen Augen schaute die Sekretärin zu den Musiklehrern und sagte verständnisvoll: "Oh yes!"
Das wars dann.

Mein Gärtner hatte die Aufgabe, immer um 09°° die Fruchtsetzlinge zu bewässern. Als um 9°° ein heftiger Platzregen herunterprasselte, hielt er den Wasserschlauch und begoss die bereits im tiefen Wasser stehende Pflanze. Als ich ihn stoppen wollte, erklärte er, dass es jetzt 09°° sei.
Afrika ist wirklich ein besonderer Kontinent.


Sonntag, 19. März 2017

APC-Board meeting wird laut

Du bist schuld, nein Du hast es versäumt etc.
so ertönte es gestern am Ende des  Consulting-Meetings der Boardsitzung, als es darum ging, die zusammengestellten Ideen fürs Weiterleben des APC bis zur nächsten Sitzung am 1.April realisiert zu haben.

afrikanische Kunstwerke in Dächern

Man sitzt auf Stühlen oder liegt am Boden und schaut nach oben. Ein Kunstwerk, das beim Betrachten zur Meditation und zur Ruhe einlädt.
Das nicht nur in den neuen Lodges, sondern in allen APC -Musik Hütten und auch in ganz alten afrikanischen Gebäuden anzutreffen ist.

Ideen für das Überleben des APC's entstehen

Wir kaufen Papierservietten, bedrucken sie mit der Aufschrift: Arts-Performance-Centre in Tsumeb bietet täglich ein afrikanisches Konzert bei telefonischer Anmeldung.
Wir bringen viele solche Servietten in die umliegenden Hotels und Lodges in der Hoffnung, dass die Touristen kommen und Geld hinterlassen.

Mokuti Lodge bei der Etoscha, Hoffnung fürs APC

Wenn unsere Marimba Players in dieser einmaligen Lodge Mokuti für die Touristen ein Konzert geben, entsteht eine echt lebendige Stimmung, die als Krönung des im Park Erlebten gilt.

Ein besonders begabter Violin Lehrer

Wie es dieser jüngste Geigenlehrer Jeremia (rechts hinten) schafft, mit 10 Anfängern  eine Lektion durchzuführen, wo es niemanden langweilt, wo sich alle beim Lehrer für diese Stunde bedanken und fragen, ob sie morgen wieder in die Geigenstunde kommen dürfen, weiss ich nicht.
Vielleicht ist es seine seriöse Vorbereitung, vielleicht ist es die Begleitung eines andern Lehrers mit der Gitarre , auch wenn die Kinder nur leere Saiten streichen, vielleicht ist es die Frucht, welche der Lehrer , aus seinem kleinen Lohn bezahlt, mitbringt, was die Geigenschüler so animiert. Auf alle Fälle herrscht in dieser Lektion eine angenehme Ruhe.
Es wäre ein menschliches Verbrechen, so einen Lehrer nicht mehr zu bezahlen. Er muss ja von etwas leben, auch das Wohl seiner Mutter hängt von seinem Geld ab.
Ich versprach Jeremia, im Falle von Personalentlassungen,  meine Garage für den Geigenunterricht zur Verfügung zu stellen und fürs Überleben einen Teil meiner AHV abzugeben.

Freitag, 17. März 2017

Please, don't close APC

Der Junge mit den grossen Augen fragte mich, ob es wahr sei, dass wir das APC schliessen müssen; denn der Zeichnungslehrer sagte, dass wir schöne Bilder für den Verkauf an die Touristen malen müssen. Sollten wir nichts verkaufen können, gäbe er keinen Zeichnungsunterricht mehr. Der  Onkel hat dem Jungen extra eine Jacke gekauft, damit er auch beim Regen das APC besuchen kann. Da hat der Zeichnungslehrer denn doch übertrieben. Schliessen? Nein, das werden wir nicht tun, höchstens reduzieren. Dieser Junge kann sicher bleiben, nur schon wegen der schönen Jacke und des starken Willens, im APC weiter malen zu können. Die Schule bietet leider keine Kunstfächer an.

Blog Probleme

Am 04. März schrieb ich den letzten Eintrag im Blog.
Mein PC stellte die Fotos ganz willkürlich zusammen, nicht so, wie ich sie eingegeben habe. So wird es für den Leser recht schwierig: Ganze Texte werden weggelassen , und Sätze werde auf dem Text herausgenommen und an einen andern Platz eingeschoben, was ein zusammenhängendes Lesen verunmöglicht. Woran das liegt, konnte auch ein PC Fachmann in Tsumeb nicht herausfinden.
So rate ich allen, welche den letzten Blog über die Vorstellung der APC Lehrer und Lehrerinnen erhalten haben, in den Abfall zu entsorgen.
Ich möchte mich für dieses Durcheinander entschuldigen und Grüsse freundlich
Lis Hidber
in der Hoffnung, dass diese Mail ohne verzerrten Text ankommt.

Samstag, 4. März 2017

Patenschaft



Von links nach rechts , zuoberst begonnen:
1.Reihe:  Marco Doseb , Hilfslehrer für F-Horn
               Pinto Enos, Hilfslehrer für Marimba und Trommeln
               Fest Neibeb, Hilfslehrer für Geige
2. Reihe: Lina Abiatal, Tanz u. Musik Theory-Lehrerin
                Rebekka Mathew, Lehrerin für Flöte
                Elias Samuel, Lehrer für Klarinette und Saxophone und Handorgel
3.Reihe:  Helena Ames, Lehrerin für Frühmusikal. Erziehung
                Sarah Kaxuxuena, Controlleurin and Putzerin
                Andreas Moses, Musikrepairworkshop
4. Reihe: Jeremia Woonde, Lehrer für Geige
               Gideon Alpe, Schach-u.andere Spiele für die Freizeit der Schüler
               Taleni Udeiko, Lehrer für Geige und Posaune
5.Reihe:  Jonas Martin, Hilfslehrer für Cello
                Katozewe Kandjunguluume, Lehrerin für Flöte
                Gideon Hamaseb, Repairworkshop
6. Reihe: Rauna Shifidi, Lehrerin für die Frühmusikalische Erziehung
               Kloopas Hiwiwelekwa, Lehrer für Gitarre
               Richarde Schoombe, Lehrer für Visual Arts
7. Reihe: Junias Nadine Gitarrenlehrer und Dirigent der beiden APC Orchesters
                Willem David , Lehrer für Zeichnen
                Jackson Jolonimu, Hilfslehrer für Cello
No Photo: Martha Ndjunguluume, Hilfslehrerin für Frühmusik
                 Abraham Kayumbu Lehrer für Trompete und Planflöte und Oboe

Das sind nun die APC Angestellten, die jeden Monat vom APC entlöhnt werden.
Vielleicht finde ich unter den Blog Lesern jemanden, der oder die nicht abhauen, um irgendwelche Arbeitsstelle zu suchen.(Der Viola Lehrer ist bereits nach Walvisbay gefahren, um dort einen Fischerjob zu finden, doch er fand nichts, hängt nun herum und schämt sich, zurück zu kommen.
Falls jemand spenden würde, wären 2 Bankkonti in der CH gültig:
1. Urner Kantonalbank/ VFAPCN / IBAN: CH 42 0078 5001 4004 3024 9

2. Raiffeisenbank CH 8887 Mels SG, Lis Hidber / APC / NAMIBIA
                                    IBAN: CH75 8128 1000 0058 0490 1

Mittwoch, 1. März 2017

Es wäre so schade

Es wäre so schade, müsste ich einige Lehrer von ihrer Erziehungsarbeit vom APC entfernen. Der namibianische Staat hat sich als bankrupt erklärt, und die Firma OMICRON unterstützt uns wegen Ablauf des Vertrages nicht mehr. So sind 40% unserer Einnahmen gestrichen. Mit den Löhnen für unsere 24 Angestellten darf man hier nicht noch weiter runter gehen. Nur Entlassen ist erlaubt; aber wen? Unserer jüngster Lehrer Pinto unterrichtet die Marimba Schüler in sehr professioneller Methode. Jede Stunde kommen Kinder und auch Erwachsene in seine Lektion.

Oder der Gitarrenlehrer Junias, der die Jugendlichen in seiner Gitarrenstunde so humorvoll und gekonnt unterrichtet, dass selbst die schwierigsten Jugendlichen keine Lektion bei ihm missen wollen.
Es wäre direkt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, so ein Genie zu entlassen, nur weil ich ihn nicht mehr bezahlen könnte.








Oder einer der beiden Zeichnungslehrer? Gerade das Training im Zeichnen und Malen macht den Kindern und Jugendlichen den Weg zur Ichfindung offen. .Hier werden sie bewusster und selbständiger, was  wichtig ist für die Entwicklung zur Persönlichkeit
Es wäre wirklich schade,  Kultur Fächer kürzen zu müssen
.







So habe ich folgenden Vorschlag, um nicht zu reduzieren, sondern weiter zu fahren, wenn nicht gar auszubauen : Eine Art Patenschaft für einige Lehrer zu übernehmen. Ich habe ausgerechnet, dass gut sfr.200.- per Monat genügen würden, um einem Lehrer etwas mehr als nur einen Hungerlohn für seine wertvolle Arbeit geben zu können.
Im nächsten Block werde ich schreiben, wie  so eine Patenschaf funktionieren kann.