Samstag, 29. September 2018

Künstler und Arzt


Eben lief ich zur Kontrolle durch den APC Garten, als ein harter Knall auf der Strasse nebenan uns alle hier erschreckte: Die Ambulanz rammte einen Personenwagen. Viele Leute stürmten zusammen. Ich konnte nicht mehr recht sehen, wer da im Fehler war; denn die Polizei war diesmal schnell angerast und zog den Ambulanzwagen weg. Ein Zuschauer kam auf mich zu und erzählte, dass diese Ambulanz gerufen wurde, um bei der nächsten Kreuzung die Verwundeten und Toten aufzulesen, die aus dem dort überschlagenen Ambulanz-Wagen rausgeworfen wurden. "Harte Sache,"sagte er;"denn die erste Ambulanz mit lauter Sirene war auf dem Weg vom Spital Tsumeb, geladen mit Schwerkranken, um sie in ein Not-Krankenhaus in eine andere Stadt zu fahren. Doch der Tsumeber Stadtpräsident in seinem Personenwagen ignorierte die Ambulanz, wich gar nicht aus und rammte diese Ambulanz, die  es dann überschlug. Ins Gefängnis gehört dieser Schurke!" rief mir der verärgerte Mann zu.
Kurz darauf rannte ein Mann ins APC herein, telefonierte mit seinem Handy und drehte sich im Kreis. Wir dachten, dass da ein Verirrter vom Unfall, eventuell der Fahrer, etwas gestört war. So ging ich sachte zu ihm hin und fragte, ob es ihm gut gehe. Nicht so gut , meinte er, aber wenn er ein Klavier jetzt hätte, würde er glücklich sein.
Ich führte ihn ins Piano-Hüttchen. Er setzte sich hin, fuchtelte etwas wild und fragte , wie das Ding da funktioniere. Da war es mir wie klar, dass er unter einem Schock litt.
Doch als ich den Deckel des Klaviers hob, begann er zu spielen, zuerst eine Eigenkomposition mit starkem Ausdruck, dann folgte der berühmte Hummelflug, einige Klaviersonaten von Beethoven usw. Alle Lehrer vom APC versammelten sich in diesem Hüttchen und staunten über so ein Können.  Wir hörten dem Mann über eine Stunde zu. Es schien, als würde er uns alle gar nicht wahrnehmen. Er spielte und spielte die schwierigsten Klavierstücke, die es gibt, einfach auswendig. Ein junger Lehrer sagte so hintenherum, dass dieser Mann es mit Teufel zu tun haben muss. Doch schnell wendete ich ein; dass dieser Mann direkt vom Himmel kommen müsse.  Der Künstler muss uns gehört haben; denn er drehte sich um und erzählte, dass er überglücklich sei, das APC entdeckt zu haben.
Dann begannen wir ihm Fragen zu stellen.
Nach all den Antworten, die er uns gab, wussten wir mehr über ihn: Er war Augenarzt in Pretoria, nun wolle er mit Süd Afrika abschliessen und in Namibia, direkt gegenüber des APC eine Augenklinik eröffnen. Die Regierung bat ihn darum; denn in ganz Namibia gibt es keinen diplomierten Augenarzt.
Ich fragte ihn , ob er nicht Pianist sei; denn so ein Können setze doch berufliche Fähigkeiten als Pianisten und ein langes Üben voraus.  Seine Antwort war:
"Ein guter Arzt ist auch ein Künstler!"
Er kommt nicht nur täglich ins APC spielen; er wohnt nun sich im Lehrerhaus, im sog. Peter Gruber Haus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen