Samstag, 22. September 2018

Kein Auge blieb trocken, und ich biss mir die Zunge blutig


Das ist jetzt eine Gruppe aus dem Flüchtlingslager von Osire, das Hans Leu neben 6 Pfarreien auch noch betreut hatte. Die meisten von ihnen flüchteten aus dem schrecklichen Bürgerkrieg im Ostkongo, sie rannten um ihr nacktes Leben: Nur weg, in die südlicheren Staaten, wo die Menschenwürde geachtet wird: Nach Namibia.
Man weiss, was sie neben Hunger alles erleben mussten: Ihre Dörfer wurden niedergebrannt, Eltern erschossen, Kinder missbraucht usw. Ich sehe ihre Gesichter. Sie singen in den verschiedensten Sprachen, auch französisch höre ich zwischendurch und immer wieder das Wort Hans Leu, thanks, ndapandula, merci, etc.. Die sangen ihre Lieder, die jedem unter die Haut ging, und kein Auge in dieser Kirche blieb trocken. Die tiefen Rhythmen der Männerstimmen, die wehmütigen Tenöre und höheren Stimmen der Frauen, darüber die reinen Stimmen der Kinder und Jugendlichen. Als ich sah, wie unseren Marimba Spielern die Tränen runter kollerten, musste ich auf die Zunge beissen, um nicht auch weinen zu müssen.
Ich staunte über das Wunder, wie verschieden stämmige Flüchtlinge in ihrem Lager so tiefgreifende Lieder zusammen brachten.
Ich staunte auch, wie eine Nonne, namens Helen, es mit Geschick bei der Polizei fertig brachte, die Flüchtlinge 130 km aus dem Lager in die Kirche nach Otjiwarongo zu bringen. Die Flüchtlinge werden Hans Leu noch lange vermissen; er war Psychologe und Theologe; er wusste, wie diese Menschen weiter gebracht werden konnten.


Auch dem internen Leiter des Flüchtlingslagers ist das miterlebte Leid im Gesicht geschrieben. Er erzählte, wie sie alle von hans Leu profitieren konnten, wie es ihnen nach den Predigten und Gesprächen besser ging. Er betonte auch, dass Hans Leu der einzige war, auf den sie sich verlassen konnten. Pünktlich, inhaltlich seriös und doch mit viel Humor!
Letzten Weihnachtsabend erhielt ich um Mitternacht von Hans Leu einen Telefonanruf, n dem er mich bat, ihm mein Auto auszuleihen; denn eine Kuhherde sei auf dem dunklen Weg zum Flüchtlingslager in sein Auto gerannt. Er wollte an Weihnachten die Flüchtlinge nicht alleine lassen.

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