Samstag, 5. Januar 2019

Eine Höllenfahrt

Heute suchte ich einen Haushaltartikel Laden auf, um einen Microwave für den Volunteer Raum zu kaufen.
Die Hauptstrasse war voll von Fussgängern: Viele Mütter mit Schulkindern, die Schuluniformen , Bücher und Schreibzeug kauften. Überall hörte ich Mütter reklamieren über das verlogene Erziehungsministerium, das vor den letzten politischen Wahlen versprach, dass die Schulen für alle Kinder kostenlos sei. Und bis jetzt hat sich neben Verteuerung der Uniformen nichts verändert. Von überall her hörte ich freundliche Grüsse, und immer wieder dazu die Bitte: "Miss Lis, help us with some money for the schooluniform!" Da ich selber nicht genügend Geld in der Tasche hatte und der ewigen Bettelei überdrüssig wurde, beschleunigte ich meine Schritte. Ich stiess auf ganze neue Läden, dessen Verkäufer Burka trugen. "Da kennt mich keiner," dachte ich und betrat einen dieser Araber Läden. Freundlich lächelnd kamen die fremden Männer auf mich zu und fragten:"What?" Ebenso lächelnd drückte ich mich zwischen den eng aneinander gereihten Möbeln durch. Alles glänzte, die Tischplatten aus Glas und alles war silbern verziert. Endlich sah ich einen silber glänzenden Microwave und zeigte auf ihn:"This one!" "1200.-N$!" lächelte der Verkäufer, der immer ganz nahe hinter mir herkam. Ich zählte langsam mein Geld heraus, und als ich bei 400.- ankam, lächelte er laut:"NOT problem, okay N$ 400.-". Er nahm mir gleich das Geld weg, verstaute es irgendwo unter seiner Burka und zeigte auf andere schöne Möbel. "No money!" lächelte ich zurück. Da hob er den Microwave, schob sich bis zur Tür und fragte mich, wo mein Auto stehe. Da ich zu Fuss war, offerierte er mir seinen Transport an, den ich gerne annahm. Ein Türhüter gab mir zu verstehen, dass ich mich noch eine Weile setzen sollte, bis das Auto bereit sei. Er zündete eine Zigarette an, drehte das Radio laut auf, aus dem eintönig gesungene Suren des Korans klangen; "schöne Musik," sagte ich."Koran Gospel", meinte er. Da machte ich die Bemerkung, dass im Koran geschrieben stehe, dass das Rauchen verboten sei. Da wurde er plötzlich wütend und schrie, dass es in der Bibel auch geschrieben sei, dass Christen kein Schweinefleisch essen dürfen, "aber Ihr esst ganze Schweine, schämt Euch".
Ich war froh, dass endlich der Wagen mit dem Microwave ankam und der Verkäufer mir freundlich winkte, einzusteigen. Eine schlimmere Schrotkiste hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen. Meine Türe musste ich halten; denn ein Schloss fehlte, auch kein Sicherheitsgürtel war vorhanden, kein Armaturenbrett, nichts als ein Lenkrad und viele herunterhängende Kabel. Da fuhr er los, weder links noch rechts, einfach zickzack und raste immer schneller, überfuhr Stopplinien und ignorierte Ampeln. Mein Sitz war ein Küchenhocker, den es immer nach vorne und hinten schob. Als ich es mit der Angst zu tun bekam, erklärte ich ihm, dass ich besser mit dem Microwave zu Fuss weitergehen möchte. Lächelnd entgegnete er: "NOT English!" und raste weiter. Nach kurzer Zeit sagte ich ihm, dass da mein Haus sei. Ich zeigte auf irgend ein Haus, da musste er warten, und wir stiegen aus. Er hob den Microwave auf seine Schulter und wollte ihn ins nächste Haus tragen.
Eine herbei eilende Frau streckte laut grüssend die Hände entgegen und nahm das Ding gleich ab. Aus Verlegenheit schob ich dem Fahrer ein Trinkgeld entgegen, eine zu grosse Note; denn leider hatte ich kein Kleingeld mehr. Der Mann sprang vor Freude auf, und seine Burka wehte ebenso auf und ab. Er rannte in seine Kiste zurück und knatterte weg. Da hatte ich den freundlichen Mann, der weder fahren noch englisch sprechen konnte, endlich los.
Ich hatte Mühe, der Frau zu erklären, dass dieser Microwave kein Geschenk für sie sei. Sie wollte und wollte nicht verstehen. Ich nahm ihn ihr aus den Händen und versprach , gleich einen schöneren vorbei zu bringen. Ich kämpfte mich zu Fuss mit der Last heimwärts zu. Es war sehr heiss. Als ich zu Hause verschwitzt angekommen war, freute ich mich auf eine kalte Dusche. Doch zuerst trug ich meinen andern Microwave aus der Küche und brachte ihn mühsam der Frau, die immer noch draussen in der Sonne auf mich wartete. Sie bedankte sich überschwänglich  für das unerwartete Neu -Jahrs Geschenk.
Wieder zu Hause angelangt, suchte ich  die ersehnte Dusche auf. Doch es floss kein Wasser, auch wenn ich den Han einige Male nach rechts und links drehte. Da kam mir erst in den Sinn, dass die Gemeinde mir das Wasser abgestellt hatte, weil ich im Dezember versäumte, die Wasserrechnung zu bezahlen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen