Samstag, 27. Januar 2018

Ein Cello geht mit 2 Freundinnen auf Reisen

Mein Konzert mit meinen beiden Freundinnen namens Viola und Violine weckte die Gemüter in der Tonhalle Zürich so sehr, dass der Applaus uns stolz werden liess.
Anschliessend wurden wir in unsere gewohnten Hüllen verpackt und nach Österreich gebracht, wo wir auf einen grösseren Transport warteten, der uns in einen Kontinent bringen wird, den wir noch nie gesehen haben, und von dem wir so viel Ungutes hörten. Uns war es murmelig im Magen, doch ein wenig Abenteuerlust machte das dumpfe Gefühl etwas wett.
Lange,  lange warteten wir in einem dunklen Abstellraum auf eine grosse Kiste, die uns sogar hoch in die Lüfte bringen wird. Meine Freundinnen begannen zu weinen und wollten wieder nach Zürich zurück; denn dort war immer etwas los. "Mir ist es auch ganz übel," sagte das Cello und riet der Viola und der Geige, einen Dornröschenschlaf zu machen.
Plötzlich wurden wir geweckt und zusammen mit vielen andern Kartonschachteln in eine grosse Kiste verfrachtet. Meine Freundinnen wollten wissen, was da los sei.
Wir hörten laute Stimmen, unfreundliche Rufe, dass wir zu schwer seien. Komisch, dachte ich; denn bis jetzt wurden wir für unsere Leichtigkeit gelobt. "Seid pianissimo," mahnte ich die Violine und die Viola:" Sonst dürfen wir vielleicht gar nicht fliegen."
Plötzlich surrte es um die Ohren, zuerst war es fortissimo, allmählich ging das Surren ins piano über, und hier tönte es im tiefsten G während vielen, langen Stunden.
Wir froren.
Und plötzlich holperten wir auf und ab, und dann war es für eine Weile still.
Einige Stimmen sprachen Wörter, die wir nicht verstanden. Wir wurden auf etwas gehoben, das uns hin und her schwenkte und dieses Wiegen brachte uns ein Gefühl der Leichtigkeit. Dann machte es pump, und wir wurden in einen heissen Raum gebracht. Wir begannen zu schwitzen, was uns dreien nicht bekam. Lange, lange warteten wir auf Erlösung, auf etwas Kühlung. Plötzlich schoss ein Lichtstrahl durch unsere Körper, und die Metallsaiten begannen leise zu schwingen, dann wieder so ein Strahl und den noch einer. "Was war das?" fragte die Viola.
" MAK OOP", hörte ich eine barsche Stimme. Da kam jemand, der von unserer Sauna das Dach wegschraubte. Dunkle Hände fassten uns an und schmissen uns raus auf einen harten Boden. Mehrere Schachteln folgten uns. Ich hörte Viola weinen:"Mein Rücken ist entzwei!" Und mir brannte das Genick, meine Wirbel sind verschoben. Die Violine schrie: "Mir brennt der ganze Körper."
So lagen wir da für viele Tage und Wochen, bis einer kam und uns verschob. Die Schmerzen liessen etwas nach, als wir eine Frauenstimme sagen hörten, dass wir anders behandelt werden müssten. In einem komischen Englisch sagte sie:" These boxes must go sepaletry to APC Tsumeb!" Ich hatte viel Schönes über ein APC gehört, damals in Zürich und freute mich, endlich weiter reisen zu können.
Die Geige und die Viola wurden ganz in meine Nähe geschoben, und so hörte ich, wie die Geige sagte, dass sie nicht weiter transportiert werden dürfe, weil sie zu teuer sei. Auch die Viola strich die gleiche Melodie. Plötzlich wurde meine Hülle von jemandem entfernt. Ich lag da und erschrak, als ich sah, wie mein ganzer Körper zerrissen war. Wieder vergingen Tage, und nackt musste ich ausharren, bis jemand kam, mich wieder zudeckte und einem Mann befahl, dieses Zeug da endlich weg zu räumen. Einer drehte mich um und füllte auf meinem Rücken einen Zettel aus. Die Viola hatte scharfe Augen und flüsterte mir das Geschriebene auf dem Formular zu:" Lis Hidber von Tsumeb habe für uns Drei einige Tausend Dollar zu bezahlen."   "Quatsch," antwortete ich ,"wir sind
Geschenke ans APC!" Doch Viola hatte gesehen, wie hier an diesem heissen Ort sehr viel Korruptes läuft. Da schlich doch gestern ein Mann mit Schlitzaugen vorbei, der viele Geldscheine einem Uniformierten gab, um 3 Hörner von Rhynos und 6 Zähne von Elefanten in einem schwarzen Koffer verstauen zu lassen.
So warteten wir wieder einige Tage; aber da erschien keine Lis mit Geldscheinen.
Ein elegant gekleideter Mann kam, schaute uns erbarmungsvoll an und erklärte, dass wir unschuldig da liegen; denn wir seien in eine korrupte Angelegenheit geraten. "Aber wir sind doch keine Nashörner; wir machen Musik!" rief ich. "Ich weiss," sagte der Mann," aber Ihr seid zwischen Schachteln verpackt worden, die nicht für das APC als zollfreie NGO bestimmt sind, sondern für  eine Staatsschule namens Mangetti , die keine Ware ohne Genehmigung zollfrei einführen darf. Schade um Euch Drei, Ihr musstet viel leiden. Aber morgen dürft Ihr das APC sehen!"
Und eine Woche später wurden wir ins APC gefahren, liebevoll enthüllt und warten nun in der APC Klinik auf einen Arzt, der unsere Wunden so heilbar machen kann, dass wir wieder spielbar werden.
Das ausgepackte Cello:

Der Bauch 3 mal gespalten, der Rücken entzwei, Das Fingerbrett verschoben, die Saiten weg und das Deckblatt aus den Fugen.
Der Viola geht es noch schlechter, und die hübsche Geige atmet nicht mehr.







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